Bad Berleburg. Die Technik einer neuen „Personenführungsanlage“ macht’s möglich – vor allem für Menschen mit Handicap wie Schwerhörigkeit oder Blindheit.

Mit einer neuen Technikanlage können Stadt-, Natur- und Schauspiel-Führungen in Bad Berleburg ab sofort besser und vor allem barrierearm vermittelt werden. Die Anlage enthält kleine Akustikgeräte, über die Ansagen und Tonaufnahmen abgespielt werden. Die Technik macht es möglich, dass beispielsweise Menschen mit einem körperlichen Handicap wie Schwerhörigkeit oder Blindheit unkompliziert und verständlich an touristischen Angeboten teilnehmen können. Ebenso können größere Besuchergruppen dank der Geräte mit einheitlicher Akustik unterhalten werden.

Idee wird zum förderfähigen Konzept

Die Idee für dieses Projekt stammt von Kulturwissenschaftlerin Gabriele Rahrbach (Berleburger Zeitensprünge). In Kooperation mit der BLB-Tourismus GmbH ist aus der anfänglichen Idee heraus ein Konzept erarbeitet worden, dass auch die Leader-Region Wittgenstein überzeugt hat: Die neue „Personenführungsanlage“ wurde im Rahmen der Kleinprojekte gefördert.

Alle Sprachen denkbar

Mit der Technik als „Audioguide“ nehme Bad Berleburg den internationalen Tourismus in den Blick, so Andreas Bernshausen, BLB-Tourismus GmbH. Stadt-Führungen in Dänisch oder Niederländisch seien damit jetzt problemlos möglich.

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Die Investitionssumme liegt bei rund 14.000 Euro, der Eigenanteil der BLB-Tourismus GmbH beträgt etwa 2800 Euro. Insgesamt 40 mobile Geräte konnten angeschafft werden und stehen nun den regionalen Stadt-, Kultur- und Landschaftsführern sowie den Mitgliedern des Vereins „Bad Berleburg – Markt und Gabriele RahrbachTourismus“ kostenlos zur Verfügung. Die Verwaltung und Ausleihe der Anlage übernimmt die BLB-Tourismus GmbH.

Service auch für Träger von Hörgeräten geeignet

So bekommen die Besucherinnen und Besucher bei Bedarf die Empfangstechnik in die Hand.
So bekommen die Besucherinnen und Besucher bei Bedarf die Empfangstechnik in die Hand. © Unbekannt | Gabriele Rahrbach

„Das Projekt dient der besseren Vermittlung von Kultur, Wissen und Geschichte in unserem Naturparadies“, erklärt Tourismusmanagerin Carola Haas. Menschen mit Handicap seien in Räumen mit schlechter Akustik und vor allem bei Führungen im Outdoor-Bereich oftmals benachteiligt. Haas: „Hinzu kommt, dass in der aktuellen Corona-Pandemie auf ausreichend Abstand zwischen den Gästen und Besuchern zu achten ist. Auch das verschlechtert die Akustik-Situation.“ Dank der neuen Anlage inklusive der Endgeräte sei nun eine optimale akustische Erreichbarkeit gegeben.

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Menschen mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten sind über die Anlage mit sogenannten Induktionsschleifen versorgt, die ein optimales Hörerlebnis ohne Störgeräusche bieten. Die Geräte sind zudem mit der Braille-Schrift ausgestattet – so sind sie auch von Menschen mit einer Sehbehinderung zu bedienen. Die Personenführungsanlage kann sowohl für Live-Veranstaltungen wie auch als „Audioguide“ für mehrere Sprachen genutzt werden.

Madame Montagnier hat’s schon getestet

Madame Montagnier alias Gabriele Rahrbach hat die Anlage bei ihrer Stadtführung „Kammerkätzchen und Pistazienpralinen“ nun erstmals eingesetzt. Ergebnis: „Die Premiere ist geglückt“, freut sich die Museumsmoderatorin. Etwa 20 Teilnehmer haben die kleinen Empfängergeräte getestet und die Resonanz war durchweg positiv. „Die Handhabung ist für Akteure wie auch Gäste selbsterklärend und absolut praktikabel“, beschreibt Rahrbach und ergänzt: „Die Dynamik innerhalb einer Gruppe wird weitläufiger. Ich bin jetzt eben auch auf Entfernung oder von der Bank nebenan immer noch sehr klar und deutlich zu verstehen. Aber dadurch muss ich auch nicht mehr so laut sprechen – und das schont meine Stimme.“

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Mit Blick auf Corona: „Die einzelnen Teile der Personenführungsanlage sind hygienisch und unproblematisch zu säubern“, betont Rahrbach. „Und wer mag, kann sogar seine eigenen Kopfhörer mitbringen und einfach einstecken.“