Bad Berleburg. Claudia Latzel-Binder, Gemeindepfarrerin von Bad Berleburg, wird in der Stadtkirche verabschiedet. Auf sie warten spannende neue Aufgaben.
Frei nach der Schriftstellerin Hilde Domin ist der symbolische Eimer, den Gemeindepfarrerin Claudia Latzel-Binder die vergangenen beiden zwei Jahrzehnte begleitete, nun randvoll – gefüllt mit Wohlwollen, Dankbarkeit und ganz besonderen Projekten. Am Sonntag wurde die 52-Jährige in der Bad Berleburger Stadtkirche von ihren Diensten in der Kirchengemeinde entpflichtet und gebührend verabschiedet. „Wir freuen uns mit Dir und wir sind dennoch traurig, dass Du uns als Gemeindepfarrerin verlässt“, so Pfarrerin Christine Liedtke. „Und doch sind diese Übergänge hilfreich, unsere Dankbarkeit und unsere Traurigkeit auszudrücken.“ Ab März tritt Latzel-Binder ihren neuen Dienst bei der Evangelischen Kirche von Westfalen an – beim Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe).
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Ihrer persönlichen Leidenschaft fürs Gärtnern kam zwar manches Mal zu kurz – doch Tag für Tag durchschritt sie den Gemeindegarten. So zeigte sie in ihrer letzten Predigt die Parallelen auf, die ihrem persönlichen Traumjob und der Leidenschaft für den eigenen Garten gemein waren: „Stillstand geht gar nicht. Es wächst und gedeiht immer etwas Neues. Menschen lieben Gärten und die Gemeinde ist Gottes Garten“. Und doch schließt sie sich Pfarrerin Christine Liedtke an und betont: „Wir als Menschen gefährden den Garten durch Krieg, Terror und den Klimawandel. Der Wahn eines Despoten setzt das Leben von Millionen Menschen auf das Spiel.“
Die Gemeinde
Seit 2002 Gemeindepfarrerin
Claudia Latzel-Binder ist 52 Jahre alt und in Bad Laasphe aufgewachsen.1997 begann sie ihr Vikariat bei Pfarrerin Krimhild Ochse in der Schwarzenauer Kirchengemeinde und startete ab März 2000 in den Probedienst. Seit 2002 war Latzel-Binder als Gemeindepfarrerin tätig.Ab 2005 bekleidete sie das Amt der Synodalassessorin und war bis 2013 Stellvertreterin des Superintendenten.Im März wird Claudia Latzel-Binder eine landeskirchliche Pfarrstelle übernehmen – und dabei schwerpunktmäßig die Asienpartnerschaft der Landeskirche mitbetreuen.
Die große Anerkennung für Claudia Latzel-Binders geleistete Arbeit zeigte sich in der voll besetzten Stadtkirche – denn ihr Tun für die Gemeinde und die Kommune hat sich seit ihrem Start in den Probedienst im Jahr 2000 und der Übernahme der Gemeindepfarrstelle im Juli 2002 in den Köpfen fest verankert. Für sie ist es insbesondere die Heterogenität der Kirchengemeinde, nicht zuletzt dank ihrer Vielzahl an Gruppen und Kreisen, an denen Latzel-Binder einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung und Fortentwicklung leistete. Verschiedenste Gottesdienste und Projekte wie die Adventsfenster oder der Waldkindergarten haben einen bleiben Abdruck in der Gemeinde hinterlassen.
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Der Bürgermeister
„Es ist eine Zäsur für die evangelische Kirchengemeinde Bad Berleburg, doch Claudia hat diese nachhaltig geprägt, weiterentwickelt und für die Zukunft stark gemacht“, würdigt Bürgermeister Bernd Fuhrmann ihre Arbeit, die durch stetige Veränderungen gekennzeichnet war. Sollte, könnte, müsste, hätte – das waren Fremdwörter in ihrer Arbeit. Diesen durch Bernd Fuhrmann angesprochenen Wagemut und ihre Leidenschaft, neue Wege zu gehen unterstreicht Presbyter Jörg Bender eindeutig, der mit ihrer Vorstellung im Gemeindebrief aus dem Jahr 2000 das ein oder andere Schmunzeln den vollen Kirchenbänken entlocken konnte. Und doch fließen unter den kräftigen Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg in die Kirche bahnen, einige Tränen – des Abschieds, aber vor allem der Dankbarkeit über die vielen Begegnungen mit Menschen, die sie haben durfte.
Die Wegbegleiter/innen
Presbyter David Schneider spricht für die Gemeindejugend und die Inspiration, die ihnen Claudia Latzel-Binder über all die Jahre entgegenbrachte. „Viele haben deswegen ihr Hobby zum Beruf gemacht“, so David Schneider. Einer vierstelligen Zahl an „Amtshandlungen“ wie etwa Taufen, Trauungen, aber auch die letzten Wege im Leben eines Menschen, die ebenso ihren Eimer so reich und voll gemacht haben, folgt Claudia Latzel-Binder. Sie richtet ihren Dank an das Presbyterium für einen ständig lebendigen Austausch und gibt der Gemeinde noch ein paar ganz persönliche Worte mit auf den Weg: „Es ist unser Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren. Das ist kein Beruf, sondern Berufung“. Und wie im Leben eines Gärtners muss dafür das ein oder andere auf den Knien erledigt werden.
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Auf die hoffnungsvoll gestimmten Lieder vom Chor „Singsation“ und dem MGV Erholung Germania 1842 Bad Berleburg – eine lebendige Kirche zeichnet ihre Arbeit aus – folgt die Entpflichtung durch Superintendentin Simone Conrad. „Ihr Herz hat immer in ökumenischer Verantwortung geschlagen. Verantwortung übernahm Claudia Latzel-Binder nicht nur als Gemeindepfarrerin, zuletzt war sie im Rahmen der Synodalbeauftragung für Mission und Ökumene Vorsitzende im Partnerschaftsausschuss des tansanischen Partnerkirchenkreises Ngerengere tätig und begleitete über zwei Jahrzehnte die Arbeit in diversen Ausschüssen. „Du brichst auf an eine neue Stelle, an einen neuen Horizont“, so Simone Conrad – und überreicht ihr einen ganz besonderen Rucksack mit einem Lama-Anhänger, der in der ganzen Welt die Verbindung zum Abenteuerdorf aufzeigen soll. Der Dank für ihre Kreativität, ihr Engagement und ihren Ideen kam seitens der Superintendentur von ganzem Herzen.
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„Lieblingskollegin“ Christine Liedtke reihte sich dann mit der symbolischen Möwe im Regenmantel in die Riege der Abschiedsschenkenden ein – als Anspielung auf Latzel-Binders neuen Aufgabenbereich, kurz MÖWe. Gemeinsam lachen, in Erinnerungen schwelgen und zusammen beten – am Sonntagmorgen gab die Gemeinde Claudia Latzel-Binder das zurück, was sie Bad Berleburg über 20 Jahre geschenkt hat. Und doch wird sie weiter ein Teil der Stadt bleiben – ihr Wohnort wird sich nicht verändern.