Banfe. Nach Jahrzehnten als Gemeindepfarrer im Sauerland machte der 63-jährige Martin Behrensmeyer jetzt das einzig Richtige in der Banfer Kirche.
Peter Mayer-Ullmanns Gottesdienst mit den beiden Taufen hatte am Sonntagmorgen schon 50 Minuten gedauert - und weder die anwesende Superintendentin Simone Conrad noch der fremde Mann, der wie Peter Mayer-Ullmann im Talar in der Banfer Kirche saß, hatten bisher etwas gesagt. Eine Predigt nach dem üblichen Maßstab hatte es auch noch nicht gegeben. Die knapp 100 Leute in der Kirche stellten sich wahrscheinlich schon auf eine deutlich längere Veranstaltung ein. Hätten die mehr als 50 über Zoom zuschauenden Gottesdienst-Gäste vor ihren Handys und Computern zuhause die beiden ungewohnten Besucher gesehen, dann wäre es ihnen wohl nicht anders gegangen.
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So funktioniert der Übergang
Doch nachdem Simone Conrad als Chefin des Wittgensteiner Kirchenkreises das Wort ergriffen hatte, ging alles viel schneller als erwartet. Sie erläuterte wie zwei Wochen zuvor beim Gottesdienst in der Laaspher Stadtkirche das Konzept vom Pastoralen Dienst im Übergang. Unter dieser Überschrift begleitet der fremde Mann - Pfarrer Martin Behrensmeyer aus Altenhundem - seit Januar für ein bis zwei Jahre die Kirchengemeinden Bad Laasphe und Banfetal: Er hält Gottesdienste, tauft Kinder, beerdigt Gemeindeglieder und berät die Presbyterien. Denn nach der Pensionierung des Laaspher Pfarrers Dieter Kuhli im vergangenen Jahr und dem im Frühjahr anstehenden Wechsel des Banfetaler Pfarrers Peter Mayer-Ullmann in den Ruhestand dürfen die Nachbar-Kirchengemeinden aufgrund ihrer Gemeindegliederzahlen gemeinsam nur noch eine Pfarrstelle ausschreiben, um neben Laasphes Pfarrer Steffen Post eine Kollegin oder einen Kollegen für den Wittgensteiner Süden zu finden.
Professionell reagiert
Nach Jahrzehnten als Gemeindepfarrer machte der 63-jährige Martin Behrensmeyer jetzt das einzig Richtige in der Banfer Kirche: Als Erstes legte er sein vorbereitetes Predigtkonzept demonstrativ zur Seite, in Anbetracht der Zeit wolle er nur noch ein paar wenige Worte zum Predigttext für diesen Tag sagen. Wie schon 14 Tage vorher in Bad Laasphe nutzte er seine Worte an die Gemeinde vor allem dazu, Mut zu machen und zum Vertrauen auf Gott einzuladen. Ausgehend vom Propheten Jeremia, der in der Bibel Gott mit „Wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne“ zitiert, unterstrich Martin Behrensmeyer, wie befreiend, erleichternd, helfend genau diese christliche Lebensgrundlage für ihn selbst sei. So endete ein runder Gottesdienst dann doch schon nach 70 Minuten. Egal, ob Martin Behrensmeyer spontan seine Predigt zur Seite legte oder sich aufgrund seiner langen Erfahrung ein bisschen auf solch eine Situation vorbereitet hatte, seine Reaktion war professionell und gut. Das kann den Kirchengemeinden Banfetal und Bad Laasphe nur Mut machen für die kommenden Monate. Und wer Martin Behrensmeyers nicht gehaltene Predigt nachlesen möchte, findet diese auf der Homepage des Wittgensteiner Kirchenkreises.