Bad Berleburg. Neu im Orientierungsangebot des Johannes-Althusius-Gymnasiums: die VR-Brille fürs Eintauchen in den Arbeitsalltag, aber auch die Berufsberaterin.
Wie könnte wohl mein erster Tag im Beruf aussehen? Das sollen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 am Johannes-Althusius-Gymnasium Bad Berleburg Ende Januar auf neue Weise erfahren: Mit Hilfe einer VR-Brille tauchen sie dann virtuell ein in den Arbeitsalltag einiger spannender Berufe. So ist es im Rahmen der Studien- und Berufswahl-Orientierung (StuBO) am JAG gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Siegen zumindest geplant.
Unis und Betriebe durchaus flexibel
„Da hat sich eine ganze Menge getan“, findet JAG-Schulleiter Clemens Binder mit Blick auf den StuBO-Fahrplan im laufenden Schuljahr. Neu für die Schülerinnen und Schüler ist zum Beispiel auch die Ansprechpartnerin der Siegener Agentur für Arbeit, Diplom-Sozialpädagogin Sabine Weber, Berufsberaterin. Sie betreut vier Schulen in der Region und seit diesem Jahr eben auch das JAG. „Ich bin zweimal im Monat hier und mache auch mal Großveranstaltungen.“
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Die größere Runde am Dienstag in der Aula ist ein gutes Beispiel dafür: Unter der Überschrift „Abitur – was dann?“ startete Weber mit den Schülern der Jahrgangsstufe 11 in die heiße Phase der StuBO. Die Ziele dabei: entweder die Ausbildung oder das Duale Studium über ein Unternehmen. Und mit Schülern, die noch Orientierungsbedarf haben, steigt Weber auch in die aktive Arbeit ein. Etwa bei einem Gespräch im BOB, dem neuen Berufsorientierungsbüro im JAG.
Praktika und Pandemie – ein „bisschen schwierig“
Entscheidung „Richtung 50:50“
Es wird zuviel studiert, kommt Kritik etwa aus dem Handwerk. Und was wollen die Bad Berleburger Gymnasiasten? Sowohl Studium als auch Ausbildung, sagt Studien- und Berufswahl-Betreuerin Heike Reinhard: „Nach meinem Empfinden geht das so Richtung 50:50“ – Duales Studium ausgenommen.
Ein „bisschen schwierig“ in diesen Pandemie-Zeiten seien allerdings Praktika und Berufsfeld-Erkundungen, bedauert Schulleiter Binder. Umso schöner, wenn es dann zum Beispiel mit dem Förster im Wald klappt. Aber auch in heimischen Unternehmen, fügt Christiane Biechele hinzu, eine der beiden Studien- und Berufswahl-Betreuerinnen des JAG.
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Schön auch, dass sich die Universitäten Marburg und Siegen trotz Corona „flexibel“ zeigten und gerade der kompletten Jahrgangsstufe 11 Einblicke ins Studium gewährt hätten, berichtet Heike Reinhard, die zweite Studien- und Berufswahl-Betreuerin in der Schule.
Wenn die Eltern ins Spiel kommen
Sicher: Auch die Fünft- und Sechstklässler kämen schon mit dem Thema „Berufsorientierung“ in Berührung, doch so richtig konkret werde es damit in der Klasse 8, so Reinhard – etwa mit einer Potenzialanalyse, die Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler herausarbeite. In der 8. Klasse setze auch die ganz praktische Berufsfeld-Erkundung an. In Klasse 9 informierten dann zum Beispiel die AOK über Sozialversicherungssysteme oder das Finanzamt über „Schule und Steuern“, so Reinhard weiter. Dabei gebe es aber auch gute Hinweise auf konkrete Ausbildungschancen in der Versicherungswirtschaft oder der Behörde.
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Die drei Jahre der G9-Oberstufe schließlich seien „geprägt von der Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit“, erläutert Heike Reinhard. Hier verweist sie unter anderem auf das Internet-Erkundungstool „Check-U“, das verschiedene Wege ins Studium oder die Ausbildung aufzeige. Aber auch die Eltern werden jetzt in die Berufswahl eingebunden: Für sie gibt’s einen eigenen Vortrag zum Thema, später ebenso zur Studienfinanzierung.
Interessen der Schüler im Vordergrund
Die Sparkasse Wittgenstein bietet ein Bewerbungstraining. Neu im JAG-Angebot: „Mars Pioneers – Talente der Zukunft“. Das Online-Escape-Game holt die Schüler in ihrer digitalisierten Welt ab.
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Generell orientiere sich das JAG in Sachen Berufsorientierung „an den Interessen der Schüler“, betont Schulleiter Clemens Binder – und weniger am Interesse der Betriebe. Wenn aber beides am Ende übereinstimme, umso besser.