Bad Berleburg. Die ganze Stadt steht still: Im Sparkassengebäude an der Poststraße brennt es, Menschen werden vermisst. Aber: Es ist nur eine Übung. Mit Film.
„Feuer 4“ – so das Einsatzstichwort für die Bad Berleburger Feuerwehr am Mittwochnachmittag gegen 15.20 Uhr. Aus dem Sparkassengebäude an der Bad Berleburger Poststraße steigen indes Rauch aus den Fenstern der dritten Etage. Mitarbeiter der Sparkasse sowie von Greenfiber und der Westfalenpost verlassen das Gebäude und sammeln sich auf dem Marktplatz – zumindest die meisten von ihnen. Mindestens drei Personen werden vermisst. Dennoch aber herrscht bei diesem Einsatz kein Grund zur Sorge: Es ist eine Brandschutzübung der Sparkasse Wittgenstein, die sie gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Bad Berleburg durchführt.
Alle fünf bis sieben Jahre findet in dem Gebäude eine solch großangelegte Brandschutzübung statt, wie der Leiter des Krisenstabes und Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Wittgenstein, Axel Theuer, verrät. Um die Übung so authentisch wie nur möglich zu gestalten, werden nur wenige Mitarbeiter im Vorfeld eingeweiht. Vier Sparkassen-Mitarbeiter und ich – Reporterin bei der Westfalenpost – wurden extra für den Einsatz geschminkt – bekamen also Wunden. Während die ersten zwei bereits vor dem Auslösen des Alarms sich auf dem Dach der Sparkasse platzieren, warten wir auf unseren Einsatz. Denn wir sind die angeblich Vermissten. Dann ist es auch schon soweit – dank Nebelmaschinen ist die dritte Etage bereits so nebelig, dass kaum noch etwas zu sehen ist. Wir platzieren uns in der dritten Etage – ich lege mich in die Küche der Lokalredaktion.
Die Szene
Für all jene, die nicht in den Plan eingeweiht wurden, sieht die Szene wie folgt aus: Auf der dritten Etage des Sparkassengebäudes – wo sich unter anderem auch die Lokalredaktion der Westfalenpost befindet – bricht ein Feuer aus. Schnell kommt es zu einer Rauchentwicklung. Das Treppenhaus ist dadurch nicht mehr zu betreten. Mitarbeiter in der dritten und vierten Etage retten sich auf das Flachdach. Personen in der fünften Etage retten sich auf den Balkon und werden dort durch die Drehleiter der Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Die Mitarbeiter der Westfalenpost werden durch die Feuerwehr direkt gerettet. Die Evakuierung der restlichen Mitarbeiter erfolgt planmäßig über die Fluchtwege. Zudem setzt die Feuerwehr mehrere Atemschutztrupps ein, um die verletzten Personen – in der Lokalredaktion der Westfalenpost, im Treppenhaus und im Büro der Sparkasse – zu retten.
Lesen Sie auch: Feuerwehr Bad Laasphe übt die Rettung von Rollstuhlfahrern
„Zuerst haben wir eine Alarmierung durch das Auslösen einer Brandmeldeanlage durchgegeben“, so Jens Schmitt, stellvertretender Leiter der Feuerwehr nach dem Einsatz. „Anschließend haben wir das Feuer bestätigt und die Alarmierung auf Feuer 4 mit vermissten Personen erhöht.“ Auch hier wussten nur wenige Kameraden von der Übung Bescheid. Einmal im Jahr findet eine solch geheime Großübung statt. „Die sind wichtig, um für den Ernstfall gut vorbereitet zu sein“, so Schmitt, der sehr zufrieden mit der Arbeit seiner Kameradinnen und Kameraden ist.
Doch der Reihe nach: Neben dem Löschzug 1 aus Bad Berleburg sind auch die Löschgruppen Berghausen und Schüllar-Wemlighausen vor Ort. Schon wenige Minuten nach der Alarmierung höre ich aus der Küche der Redaktion heraus, dass die ersten Einsatzkräfte eintreffen. Mit schweren Atemschutzgeräten betreten sie das Gebäude. „Gleich sind sie da“, denke ich mir und tatsächlich: Zwei Feuerwehrleute knien plötzlich in der Küche um mich herum. „Hier ist die Feuerwehr. Sind Sie verletzt?“ Ich nicke.
Lesen Sie auch: Menschenrettung als erstes Ziel
Dann geht alles ganz schnell. Die Feuerwehrleute breiten ein Tragetuch aus, legen mich darauf und bringen mich durch das Treppenhaus nach draußen. Auf dem Weg begegne ich der Sparkassen-Mitarbeiterin, die sich vorab im Treppenhaus – zwischen der dritten und vierten Etage – platziert hatte. Auch sie wird von zwei Feuerwehrleuten nach draußen begleitet, wo derweil die Rettung der Sparkassen-Mitarbeiter mittels Drehleiter vorbereitet wird. Gegen 16 Uhr ist der Einsatz für die Feuerwehr beendet. Im Anschluss folgt noch eine Einsatznachbesprechung.
Nur kleinere Probleme
Beobachtet wird der ganze Einsatz von Andreas Buchwald, Brandschutzbeauftragter der Sparkasse, Jens Schmitt und Lukas Brune von der Feuerwehr Bad Berleburg sowie von Sascha Gernand von der Sparkasse Wittgenstein. Evakuierung des Gebäude, Rettung verletzter Personen, Rettung zweier vermisster Personen via Drehleiter auf der fünften Etage, Aufbau und Koordinierung eines Krisenstab bei der Sparkasse, sowie die Übung essenzieller und kritischer Geschäftsprozesse der Sparkasse – so lauten die Übungsziele für die Feuerwehr und die Sparkasse.
Und wie zufrieden sind die Organisatoren der Übung? „Wir sind mehr als zufrieden. Natürlich gibt es ein paar Kleinigkeiten, woran wir arbeiten müssen, aber genau deswegen sind solche Übungen so enorm wichtig für uns“, sagt Axel Theuer von der Sparkasse Wittgenstein. Auch nach Abschluss der Brandschutzübung geht die Übung für die Sparkasse weiter – kritische Geschäftsprozesse werden noch am Folgetag unter der Annahme der Zerstörung der Hauptgeschäftsstelle geübt, heißt es.