Bad Berleburg. . Dramatische Szenen: Überall schreien Verletzte, wimmern Menschen. Auf den Balkonen der Bad Berleburger Rothaarklinik rufen Menschen um Hilfe.
Dramatische Szenen spielen sich ab. Überall schreien Verletzte, wimmern Menschen vor Schmerzen. Auf den Balkonen der Bad Berleburger Rothaarklinik rufen Menschen um Hilfe. Überall blitzen Blaulichter und dröhnen Martinshörner rund um die Rehakliniken. Zum Glück ist an diesem Samstagnachmittag alles nur eine große Übung.
Große Katastrophe ist nur eine Übung
Direkt vor den Augen der zahlreichen Zuschauer schneidet die Freiwillige Feuerwehr Bad Berleburg zwei Verletzte aus einem völlig zerbeulten Kleinwagen. Aber anders als bei einem realen Einsatz sind an diesem Nachmittag Gaffer ausdrücklich erwünscht. Sie sind sogar Teil des Übungskonzeptes, wie Stadtbrandmeister Reiner Schilling erläutert: „So nah kommen die Menschen sonst nicht an das Einsatzgeschehen heran“, sagt der Chef der Freiwilligen Feuerwehr Bad Berleburg.
Er ist an diesem Tag nicht Einsatzleiter, sondern kümmert sich ausschließlich um die Zuschauer. Wie ein Livekommentator im Fernsehen erklärt er den Ablauf der Rettungseinsätze und das Szenario, das den über 300 Einsatzkräften alles abverlangt, was sie können. Allein 250 Feuerwehrleute suchen an diesem Tag vermisste Personen, retten Verletzte, löschen Feuer, bekämpfen eine Chemieunfall, bei dem gefährliches Chlorgas ausgetreten ist und schneiden Unfallopfer aus Fahrzeugwracks. Ganz nebenbei werden auch noch über 1000 Meter Schläuche für die Wasserversorgung auf den Sengelsberg verlegt. Sowohl für die Spezialisten aus den sechs Löschzügen wie auch die Generalisten gibt es an diesem Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr viel zu tun.
Versorgung zahlreicher Verletzter
Für die Versorgung der vielen Verletzen sind der DRK-Rettungsdienst und vor allem der stark vertretene Malteser Hilfsdienst aus der Nachbarstadt Bad Laasphe zuständig. Und die Malteser zeigen ebenfalls alles, was sie können und errichten eine großen Verbandsplatz. Was die Feuerwehrleute und auch die Rettungsdienstler zu Gesicht bekommen ist krass: Schwere Schnittwunden oder starke Verbrennungen sehen täuschend echt aus.
Dafür hat eine Spezialistengruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus Bad Berleburg gesorgt, die Erfahrungen im Schminken von Unfallopfern hat. Deshalb hat Moderator Reiner Schilling die Eltern mit kleinen Kindern auch vorgewarnt, damit Väter und Mütter ihre Kinder beim Zuschauen ein bisschen vorbereiten konnten.
Die Einsatzkräfte allerdings wurden nicht vorgewarnt und müssen die Probleme lösen. Dabei kommen Feuerwehrleute und Sanitäter immer wieder ins Schwitzen, wenn sich die Einsatzlagen zuspitzen oder verändern. Genau das ist auch der Plan der Übungsleiter. Ein Team aus ehemaligen Führungskräften aus der Alters- und Ehrenabteilung rund um den ehemaligen stellvertreten Stadtbrandmeister Fritz-Rainer Grebe hat seit September 2017 an dieser Katastrophe gearbeitet. Und damit das Ganze über den Showwert für die Zuschauer hinaus auch Lerneffekte für die Einsatzkräfte hat, schauen Schiedsrichter wie der ehemalige Stadtbrandmeister Gerhard Reber bei den Einsatzszenarien genau hin, notieren Fehler aber auch das, was gut läuft.
Noch während die Einsätze laufen, lässt sich Reber nichts entlocken. Aber der Kreisbrandmeister Bernd Schneider zieht eine Viertelstunde vor Übungsende bereits eine kleine Bilanz: „Es waren eine ganze Menge Verletzte. Im Ernstfall wäre es schwierig geworden, die alle zu versorgen und zu transportieren. Außerdem gab es Probleme mit dem Funk. Das wird angesprochen.“
Reiner Schilling aber ist mehr als zufrieden, bei einem seiner letzten Einsätze. Am kommenden Sonntag wird er im Rahmen des Tages der Feuerwehr im Bad Berleburger Rathausgarten aus dem Amt in den Feuerwehrruhestand verabschiedet: „Ich fand es einen rundum gelungener Tag bei schönem Wetter.“
Dem muss auch der Kreisbrandmeister beipflichten: „Wir können froh sein, bei so einem Wetter über 300 Ehrenamtliche Helfer auf die Beine zu stellen. Das ist schon stark.“