Arfeld. Regionale Produkte: Torben und Jennifer Grebe verraten im Interview, was es mit dem Arfelder-Hühner-Allerlei auf sich hat.
Wie wäre es eigentlich mit einer eigenen Nudelsorte? Hergestellt mit den Eiern der eigenen Hühner? Chili, Bärlauch, Steinpilze, Knoblauch, bunt, aus Vollkorn, Dinkel und was auch immer die eigenen Vorlieben sind? Und wohin mit dem eigenen Geflügel oder Wild, wenn der nächste Schlachthof einige Kilometer weit entfernt ist? Auf diese Fragen gibt es seit kurzem eine Antwort: Arfelder-Hühner-Allerlei. Hinter diesem Namen steckt das Ehepaar Torben und Jennifer Grebe, die sich nun einen Traum erfüllt haben. Sie haben sich die Räumlichkeiten in der Arfelder Hauptstraße 29 gemietet und werden dort künftig Geflügel schlachten, ausnehmen und kühlen sowie Wild zerlegen. Und zwar nicht als Verkäufer, sondern als Dienstleister für Landwirte, Jäger und Privatpersonen, die ihr Geflügel oder Wild dort abgeben und später wieder mitnehmen. Aber nicht nur das: Sie betreiben auch eine eigene Nudelproduktion. Auch hier können Interessenten ihre Eier abgeben und erhalten am Ende frische Nudeln. Ebenfalls werden die Nudeln künftig in den Rewe Regionalmärkten und in den Wittgensteiner Dorfläden angeboten werden. Wir haben die beiden in den neuen Räumlichkeiten besucht und mit ihnen über ihre Idee – die hinter Arfelder-Hühner-Allerlei steckt – gesprochen.
Herr und Frau Grebe, am Donnerstag fand die letzte Abnahme durch das Veterinäramt statt. Nun kann es also losgehen?
Jennifer Grebe: Aktuell warten wir noch auf unsere Betriebsnummer und die Etiketten. Aber dann kann es endlich losgehen.
Was genau verbirgt sich hinter dem Namen Arfelder-Hühner-Allerlei?
Jennifer: Dahinter verbergen sich regionale Produkte. Auf der einen Seite haben wir die Schlachterei, wo wir Geflügel schlachten und ausnehmen und auf der anderen Seite haben wir die Nudelproduktion, wo wir ausschließlich Freilandeier aus der Region beziehen. Diese werden später dann unteranderem in den Rewe Regionalmärkten hier in Wittgenstein zu finden sein.
Torben Grebe: Schon vorab hatten wir unteranderem mit Volker Treude gesprochen, ob Interesse an unseren Produkten besteht. Das ist ja auch für uns wichtig zu wissen, ob sich das Ganze lohnt. Was die Schlachterei betrifft, so sind wir hier ein Dienstleister. Wir sind keine Geflügelverkäufer, sondern sprechen hier bewusst Landwirte, aber auch Privatpersonen an. Der nächste Schlachthof ist nicht gleich um die Ecke und lange Fahrten bedeuten für die Tiere Stress. Genau das wollen wir vermeiden.
Heißt: Hier im vorderen Bereich befindet sich die Schlachterei?
Torben: Genau. Hier vorne werden die Hühner betäubt und geschlachtet – in dem anderen Raum dann werden sie weiterverarbeitet. Dann haben wir noch einen Kühlraum, wo bis für zu 550 Hühner Platz ist. Hier werden sie bis auf drei Grad runtergekühlt.
Stehen Sie denn bereits in Kontakt mit einigen Landwirten?
Torben: Ja. Ich habe, als die Idee konkreter wurde, gleich bei zwei Landwirten nachgefragt und direkt von vier Landwirten eine Antwort erhalten. Die Landwirte, die wir gefragt haben, finden es toll. Da haben wir auch gemerkt, dass der Bedarf da ist. Das hat uns natürlich auch in unserem Vorhaben bestärkt. Aber wie gesagt, es können auch Privatpersonen zu uns kommen.
Gibt es hierbei bestimmte „Öffnungszeiten?
Torben: Geplant haben wir donnerstags und samstags nach Absprache. Das ist wichtig, da wir eng mit dem Veterinäramt zusammenarbeiten. Wir sind der einzige Schlachthof hier im Umkreis, die das sogenannte EG-Zertifikat haben.
Wie sind Sie dann auf die Idee mit den Nudeln gekommen?
Jennifer: Das hat sich irgendwie alles so ergeben. Wir selbst haben uns vor drei, vier Jahren ein paar Hühner gekauft. Damit fing alles an. Wir hatten Eier für das Frühstück und haben überlegt, was man noch alles machen kann. Irgendwann haben wir gesehen, dass man seine Eier auch zu einem Betrieb schicken kann und dann seine Nudeln bekommt. Doch das dauerte. In der Zeit hatten wie schon wieder zahlreiche neue Eier. Wir dachten uns dann: Warum versuchen wir dies nicht selbst?
Welche Idee war zuerst da?
Torben: Für mich war zuerst die Idee mit der Schlachterei da. Ich bin gelernter Fleischer. Meine Ausbildung habe ich sogar hier in den Räumlichkeiten gemacht. Danach habe ich immer mal wieder einen Freund, der ebenfalls Hühner hat, beim Schlachten geholfen. Das geht mit solchen Maschinen, wie wir sie uns nun angeschafft haben, natürlich viel schneller.
Also haben Sie Vorerfahrungen?
Torben: So kann man es sagen. Wir haben im Übrigen auch eine Kühltruhe draußen, wo die Jäger ihr Wild abgeben können. Auch dies zerlegen wir für sie.
Das heißt: Die Geräte haben Sie sich nun extra angeschafft?
Torben: Die hier in der Schlachterei schon, die für die Nudelproduktion haben wir gebraucht gekauft.
Das heißt konkret: Ich könnte, wenn ich Hühner hätte, meine eigenen Eier zu Ihnen bringen, damit Sie mir meine eignen Nudeln herstellen?
Jennifer: Genau. Allerdings sollten es schon so um die 40 Eier sein, damit es sich auch lohnt. Für zehn Eier lohnt es sich nicht, die Maschine anzuwerfen.
Und dann kann sich der Kunde eine bestimmte Sorte wünschen?
Jennifer: Genau. Da gibt es ja ganz unterschiedliche Geschmäcker.
Sie haben in den vergangenen Wochen bestimmt einige Nudelsorten ausprobiert. Wie waren die ersten Versuche?
Jennifer Chili, Steinpilz, Bärlauch, Dinkel, Vollkorn – wir haben sehr viel getestet und herumexperimentiert. Wir müssen die Produkte ja testen, bevor wir sie anbieten. (lacht) Es gab in den vergangenen Tagen und Wochen sehr viele Nudeln zu essen. Einmal hatten wir auch ein Probeessen mit der Familie, wo rund zehn verschiedene Nudelsorten probiert wurden. Wir wollten einfach etwas Besonderes schaffen. Bunte Nudeln für Kinder – daran arbeiten wir derzeit noch. Was die ersten Versuche betrifft: Die waren nicht so gut. Es dauert, bis man die perfekte Konsistenz erreicht hat. Oftmals ist es nur ein kleiner Tropfen Wasser, der Wunder bewirkt. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Und welche Nudelsorte ist am beliebtesten?
Jennifer: Die Geschmäcker sind verschieden. Vieler unsere Freunde fanden die Dinkelnudeln am besten.
Torben: Man muss dazu sagen, dass sie generell Dinkelnudeln essen. Aber sie sagten, dass unsere am besten schmecken. Das freut uns sehr.
Was sagt Ihr Umfeld zu den Ideen?
Jennifer: Die finden es toll und stehen hinter uns. Viele unserer Freunde haben auch beim Umbau geholfen. Ohne sie wäre dies bis heute nicht möglich gewesen.
Wenn Sie noch einmal zurückblicken auf die vergangenen Monate – wie verlief die Vorbereitung insgesamt?
Torben: Das war schon eine Menge Arbeit. Die Idee selbst hatten wir im Herbst vergangenen Jahres. Damals wurde das Haus hier zwangsversteigert. Wenig später hatten wir dann mit dem neuen Hauseigentümer gesprochen und ihm die Idee vorgestellt. Im November habe ich dann den Businessplan erstellt – und eine Kfw-Förderung beantragt. Im Februar dieses Jahres haben wir dann mit den Arbeiten begonnen.
Jennifer: Die Planung hat am Ende viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir zu Beginn gedacht hatten. Aber wir wollten es wenn richtig machen.
Torben: Und das Veterinäramt hatte noch ein paar Dinge, die wir ändern mussten. Erst am Donnerstag fand die letzte Abnahme durch das Veterinäramt statt.
Gibt es bereits erste Nachfragen?
Torben Schon mehrere.
Gab es auch Momente, in denen Sie sich gefragt haben, ob dies die richtige Entscheidung war?
Jennifer Ich sage immer: Man sollte nicht mit Scheuklappen durch das Leben gehen. Wir stehen zu 100 Prozent hinter unserer Idee und machen dies aus Überzeugung und Leidenschaft. Man kann nur loslegen, wenn man positiv an die Sache geht.