Ferndorf. Der Umbau des ehemaligen Heimatmuseums ist in vollem Gange. In Ferndorf wird künftig nicht nur Geschichte präsentiert.

Ferndorf  Aus dem alten Heimatmuseum wird das „Museum Ferndorf in der roten Schule“. Der Kulturausschuss des Kreuztaler Rates tagt im neuen Veranstaltungsraum, der gerade mit moderner elektronischer Veranstaltungstechnik ausgestattet worden ist. Die Kommunalpolitiker sitzen am Konferenztisch. Man könnte auch Stuhlreihen stellen, dann fänden hier fast 60 Leute Platz.

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Die Wirtschaftsgeschichte im Ferndorftal, um die es in diesem Raum geht, ist auf die neuen Schautafeln an der Wand konzentriert: eine schnelle Zeitreise von der Steinzeit in die Gegenwart, begleitet von kleinen Vitrinen, in denen sich zum Beispiel der Setzkeil aus der Jungsteinzeit befindet, der 1967 in Ferndorf ausgegraben worden ist. Und Schlacken aus dem Zitzenbachtal, etwa aus dem 11. Jahrhundert. Nicht zu vergessen die 1997 gefundene Mooreiche. Um 800 ist sie gekeimt. „Wir haben Funde, die bis auf 10000 vor Christus belegt werden können“, sagt Katrin Stein, Vorsitzende des Museumsvereins, der 2020 die Trägerschaft für das Haus von der SGV-Abteilung übernommen hat. Der SGV hat hier, in der alten Schule, 1967 eine Heimatstube eröffnet - im Obergeschoss, weil unten noch Läden waren.

Mit neuem Veranstaltungsraum beginnt der Umbau zum modernen Museum

In diesem ersten, neuen Raum des Museums steht nichts herum. Hier können Vitrinen hinein- und auch wieder herausgerollt werden. Yogakurse möchten hier üben, Firmen wollen den Raum für Workshops buchen. Am ersten Adventswochenende wird hier die große Kaffeetafel gedeckt. Die Küchenzeile steht. Das ehrenamtliche Team hat gut zugepackt, nachdem im vorigen Jahr der kleine, aber wichtige Anbau fertig geworden ist: ein barrierefreier Zugang von der Ferndorfer Straße aus, vor allem aber Toiletten für die Gäste des Hauses.

„Wir können nur so weiterbauen, wie wir Geld haben.“

Katrin Stein, Museumsverein

Im anderen ehemaligen Klassenzimmer im Erdgeschoss wird gearbeitet. Viel Inventar und Exponate sammeln sich hier, hinter einer Trennwand stehen die leeren Vitrinen der Mineraliensammlung, von der sich die Ferndorfer getrennt haben. Wie von vielem anderen auch, was doppelt und vielfach gesammelt worden war und Raum gefüllt hat. Immerhin konnten bei den Flohmärkten noch ein paar Euro erlöst werden. Denn Geld hat der Verein nur wenig: Um die 50 Mitglieder sorgen für 1000 Euro Beitragseinnahmen im Jahr, für alle Anschaffungen und Projekte ist der Museumsverein auf Fördermittel und Spenden, Mäzene und Sponsoren angewiesen. „Wir können nur so weiterbauen, wie wir Geld haben“, sagt Katrin Stein.

Kulturausschuss
Neuer Veranstaltungsraum, neuer barrierefreier Zugang und WC-Anbau: Der Kulturausschuss tagt im Museum Ferndorf. © WP | Steffen Schwab

Keine Partys, aber spannendes Angebot für jugendliche Gäste

Und sie wollen noch viel bauen: Im anderen Erdgeschossraum werden künftig traditionelle Handwerksberufe präsentiert. Die Wasserhebemaschine kommt vorher noch raus. Wenn sie restauriert ist – das will der Wasserverband Siegen-Wittgenstein übernehmen -, wird sie Blickfang im Veranstaltungsraum. Die Pumpe, um 1750 gebaut, wurde 1977 in der Grube Gottessegen an der Waldesruh geborgen. Dann die beiden Räume im Obergeschoss. Sie sind für die Siedlungs- und Vereinsgeschichte vorgesehen. „Wir haben sehr viel Mobiliar“, sagt Katrin Stein – genug, um ein paar Wohnsituationen der letzten Jahrhunderte nachzuempfinden. Das hat sonst niemand. Schließlich das Dachgeschoss, das die größten Sorgen macht: Aus Brandschutzgründen wurde es für Besucher gesperrt, nur die Werkstatt darf das Museumsteam noch benutzen. Bevor nicht ein zweiter Rettungsweg angelegt ist, wird der Museumsverein mit der obersten Etage nichts mehr anfangen können.

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Aber davon soll im Kulturausschuss keine Rede sein. Lieber erzählt Katrin Stein, wie sie Leben ins Haus bringen wollen: zum Beispiel mit einem Azubi-Tag. „Bisher konnten wir Jugendliche schlecht erreichen“, bedauert sie. Kitas und Schulklassen lernen das Haus bei Ausflügen und Führungen kennen. Für die Größeren soll das nun auch interessant werden: Da bieten sich Exkursionen zu den Ausgrabungsorten im Zitzenbachtal an, oder zum Müsener Stahlberg – mit dem Altenberg- und Stahlbergverein, der in Müsen Museum und Besucherbergwerk betreibt, arbeitet der Ferndorfer Museumsverein von Anfang an zusammen. Den Kontakt zu den jungen Leuten hat Wieland Klein, der bei Georg in Buschhütten zum Management gehört und im Ehrenamt in Ferndorf die SGV-Abteilung leitet. Der große Plan dahinter: die jungen Ferndorfer an ihren Ort binden und für ein späteres Engagement begeistern. Mit Geschichte. „Hier wird es keine Partys geben.“ Dafür hat Ferndorf andere Locations und Vereine, die auf die Einnahmen angewiesen sind.

Am ersten Adventswochenende ist Weihnachtsmarkt in Ferndorf

Im modernen Museum ist Platz. Auch deshalb, weil vieles digital erklärt werden kann. Das Fotoarchiv wird gerade inventarisiert und in eine Cloud geladen; Partner bei diesem Vorhaben sind Heimatverein und Stadtarchiv. Die Tafeln in den Ausstellungsräumen werden mit QR-Codes versehen, die zu weiteren Informationen im Netz führen. Vor allem aber, sagt Katrin Stein, „müssen wir sichtbarer werden.“ Dazu wird der Verein in Schilder am Eingang und im Dorf investieren.

Erst einmal aber wird das Museum durch seinen großen Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende, 30. November und 1. Dezember, auf sich aufmerksam machen. „Das ganze Dorf packt mit an“, kündigt Katrin Stein an. Es gibt mehr und neue Stände. Und den Kalender „Ferndorf in sechs Jahrzehnten“, den der Verein – bei allen Umbauarbeiten – auch noch zusammengestellt hat. Er kann übrigens auch jetzt schon bestellt werden. info@museum-ferndorf.de.

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