Ferndorf. . Zur 900-Jahr-Feier in Ferndorf wurde die „Heimatstube“ in der roten Schule eröffnet. Eckhard Dippel war von Anfang an dabei und erzählt.
An jeder Ecke in Ferndorf wird gehämmert und geschraubt — die „Festmeile“ zur 950-Jahrfeier entsteht. Wenn Ferndorf Jubiläum feiert, hat auch das Museum seinen Gründungstag: Am 30. Mai 1967, zur 900-Jahrfeier, wurde die „Heimatstube“ in der roten Schule eröffnet.
„Ich war von Anfang an dabei“, erzählt Eckhard Dippel. Der heute 77-Jährige berichtet von dem Treffen der SGVer, die 1964 überlegten, was sie ihrem Ort denn zum Jubiläum schenken könnten. Die Aktiven begannen zu sammeln, jeden Mittwoch wurde zu Hause bei Erich Scheuermann abgebeizt und entrostet. Bürgermeister Fritz Siebel gelang es dann noch, einen Klassenraum freizubekommen, den das Schreibwarengeschäft Weinaug als Warenlager nutzte.
Hier beginnt der Rundgang, nach dem Aufstieg durch das sagenhafte Treppenhaus, das den Blick bis ins Dachgeschoss freigibt und in dem auch eine Schulglocke — nicht die Ferndorfer — hängt. Die Heimatstube ist noch so eingerichtet wie am ersten Tag: der Saal mit Vitrinen, die Gebet- wie Rezeptbücher enthalten, mit den Flaggen der beiden Gesang- und der beiden Kriegervereine, hinten die Bauernstube für die Bierrunden der Männer und die Kaffeekränzchen der Frauen. Nach getaner Arbeit im Museum.
Vergangenheit
Auf dem Tisch steht eine Zither. Eckhard Dippel, ehrenamtlicher Museumsleiter seit 2005, erzählt die Geschichte dazu: Berthold Schwarz hat die Zither dem Museum gestiftet. Der Schuhhändler hatte das Instrument in Zahlung genommen, Kundin war die in Ferndorf lebende Tante von Otto van der Haegen, dem Zeppelinkommandanten, dem die ersten Luftbilder von Kreuztal zu verdanken sind. „Jedes Exponat hat eine Geschichte“, sagt Dippel — und er kennt sie.
Das Museum wächst: 1972 wird der gegenüberliegende Klassenraum bezogen, in dem heute in Ausstellungskojen Küche, Schlaf- und Wohnstube nachempfunden werden, in deren Mittelpunkt aber etwas anders steht: Keramik aus der La-Tene-Zeit, die Ferndorfer „Spatenforscher“ seit 1969 im Zitzenbachtal ausgegraben haben. Dippel zeigt Fotos: „Otto Krasa“, deutet er auf den prominenten Heimatforscher aus Siegen, „habe ich selbst noch gekannt.“
Die Profi-Archäologen gehen heute mit feinerem Gerät um als die SGVer damals. Immerhin: Die Amateure haben sie auf die Spur eines Siedlungsgebiets gebracht, das heute eine Forschungskonjunktur erlebt. An den Ergebnissen lässt Dr. Manuel Zeiler, Archäologe des Landschaftsverbands, der in den letzten Jahren selbst hier gegraben hat, die Ferndorfer teilhaben. Sicher ist, dass Ferndorf deutlich älter als 950 Jahre ist.
Gegenwart
„Ich könnte noch so ein Museum einrichten“, sagt Eckhard Dippel. Der Fundus reicht dafür jedenfalls aus. Haushaltsgeräte, Möbel, Badeöfen, Puppenhäuser: Bei der Auswahl geht Dippel schon streng vor: 80 Jahre alt, so haben es die Gründer festgelegt, sollten die Exponate schon sein. Wobei Ausnahmen die Regel bestätigen: Sonst gäbe es die Schaffnertasche des Kreisbahn-Schaffners nicht. Und auch nicht den Projektor der Lichtburg, des ersten, einzigen und letzten Kreuztaler Kinos.
50 Jahre Heimatmuseum Ferndorf
Der Rundgang geht weiter. 1978 wurde der erste Klassenraum im Erdgeschoss ebenfalls bezogen. Mit über 200 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist die Heimatstube seitdem auch offiziell Museum. 2006 kommt die Wohnung unter dem Dach dazu, 2012 der andere Klassenraum im Erdgeschoss, der nach dem Auszug der Schule 1954 erst Teil eines Strickwarengeschäfts, dann Domizil der Ferndorfer Segelflieger war. Die ganze Schulgeschichte wird am Festwochenende übrigens in der neuen Schule, der Kindelsbergschule, dokumentiert.
Zukunft
Mit 80, hat Eckhard Dippel sich vorgenommen, ist er nicht mehr Museumsleiter. Seinen beiden längst ausgesuchten Nachfolgern würde er gern ein barrierefreies Haus übergeben — das Projekt mit dem gläsernen Aufzug ist seit 2015 geplant. „Das werde ich noch mal intensiv angehen.“ Für die Stadt eine Gelegenheit, sich für das Geschenk vor 50 Jahren zu bedanken. Und das Museum zu ihrem Stadtmuseum zu machen.
>>>>INFO: Eckhard Dippel – Die Chronik als Buch
Die Geschichte des Heimatmuseums mit seinen Ausbaustufen und Ausstellungen, aber auch mit Veränderungen und Konflikten, hat Eckhard Dippel in einem Buch aufgeschrieben. Den rund 130 Seiten starken Band über die ehemalige „Heimatstube der Gemeinde Ferndorf“ gibt es im Museum und am Festwochenende am SGV-Stand auf der Festmeile.
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