Ferndorf. Das Ferndorfer Museum braucht Platz – und Geld. Viele Erinnerungsstücke suchen am Sonntag gute neue Besitzer.
„Wir platzen aus allen Nähten.“ Auch das ist ein Grund, warum Katrin Stein, die Vorsitzende des Ferndorfer Museums, sich viel Besuch beim Flohmarkt am Sonntag, 29. Mai, wünscht. Der andere: „Wir brauchen Geld.“ Denn der vor nun fast zwei Jahren gegründete Verein hat mit der Runderneuerung des Hauses begonnen – man konzentriert sich auf zentrale Themen, schafft Platz für Veranstaltungen und zum Selbst- und Mitmachen. „Wir wollen Leben in die Bude bringen.“
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Beim Aufräumen bleibt viel übrig: Exponate, die mehrfach vorhanden sind, nichts mit der Region zu tun haben – oder gar nicht erst in die Ausstellung gelangt sind: Weil sie im Depot lagern oder gar nicht erst vom möglichen Leihgeber angenommen wurden und nun direkt weitervermittelt werden. „Wir suchen Menschen, die das wertschätzen“, betont Katrin Stein. Denn denen, die sich von Erinnerungsstücken getrennt haben oder trennen wollen, haben sie ja auch etwas bedeutet.
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Die Bügeleisen zum Beispiel, die einst sogar akzeptable Hochzeitsgeschenke waren. Gläser und Töpfe. Fünf Mäckeser. Eine Zentrifuge und vieles andere landwirtschaftliche Gerät. Ein paar Radios, wenige Kameras, ein Filmprojektor. Zwei alte Vorwerk-Staubsauger, noch funktionsfähig, wohl aus den 1980er Jahren, schätzt Katrin Stein: „Die ganz alten aus den 1950er Jahren geben wir nicht her.“ Reichlich im Angebot sind Möbel. Jede Menge Stoff zum Stöbern, Sonntag von 11 bis 18 Uhr, mit Zeit für eine Pause bei Kaffee, Kuchen oder Grillwurst vom Ferndorfer Irlenhof.
Das untere linke Klassenzimmer ist leer geräumt, der Webstuhl abgebaut, die Bergbau- und Mineraliensammlung eingelagert. Artefakte vom Altenberg gehören dazu, Funde bis zurück in die Jungsteinzeit. Fachleute von der Olper Außenstelle der Archäologie des Landschaftsverbandes und des Vereins Altenberg und Stahlberg hat der Museumsverein hinzugezogen: „Die Exponate sind professionell untersucht worden“, berichtet Katrin Stein.
1967 eröffnet
Das heutige Museum Ferndorf in der Roten Schule ist am 30. Mai 1967 als Heimatstube eröffnet worden – ein Geschenk des örtlichen SGV an die Gemeinde Ferndorf zu ihrer 900-Jahrfeier. Bereits 1964 hatten die Überlegungen im Verein angefangen. Bei Erich Scheuermann trafen sich die Aktiven und bauten eine Sammlung auf.Ein Klassenraum im Obergeschoss, der bis dahin Lager des Schreibwarengeschäfts Weinaug war, war der erste Raum der Heimatstube, 1972 kommt der gegenüberliegende Raum dazu, 1978 der erste Klassenraum im Erdgeschoss, 2022 der zweite, in dem vorher noch Strickwaren verkauft wurden und zuletzt der Luftsportverein seinen Raum hatte.
Lampen aus Ferndorfer Bender-Halle finden neuen Platz
Hier wird der Veranstaltungsraum entstehen, der einen Durchgang zum neuen barrierefreien Eingang an der Ferndorfer Straße und zur neuen Toilettenanlage bekommt. Die Einrichtung für den Raum wird gerade gesammelt. Klapptische sind da, eine bei Ebay ersteigerte Küche wartet auf den Aufbau. Neueste Errungenschaft: die Deckenleuchten, die den Gästen des Museums sehr bekannt vorkommen werden. Andreas Schaffer hat sie entdeckt, als er zum Bürgerbeteiligungstag auf das Bender-Gelände ging – dort wird Ferndorfs neues Wohnviertel entstehen. Schaffer konnte die Lampen, die einst das Magazin des Röhrenherstellers ausleuchteten, der Stadt Kreuztal abluchsen; zusammen mit Stephan Hahn hat er sie vor kurzem demontiert.
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Raum für Raum werden sich die Ehrenamtlichen des Vereins durchs Haus arbeiten – Mitstreiter beim wöchentlichen Treff jeden Donnerstag von 18 bis 20 Uhr sind willkommen. Im nächsten Jahr ist der andere Klassenraum im Erdgeschoss an der Reihe, „danach geht es in die anderen Stockwerke“, kündigt Katrin Stein an. Bereits vollzogen ist eine Namensänderung: Das „Heimatmuseum“ heißt jetzt „Museum Ferndorf in der Roten Schule“.
Rote Schul weckt Erinnerungen an die Schulzeit
Denn, auch das ist eine Erkenntnis der letzten Monate, „im Vordergrund steht das Gebäude“. Viele Besucherinnen und Besucher verbinden Erinnerungen mit der Schule an der Ferndorfer Straße, die 1893 neben die alte (Fachwerk-)Schule von 1804 gebaut wurde, aus roten Ziegelsteinen von der Ziegelei Schneider, die auf dem heutigen Sportplatz stand. Bis 1956 sind hier Kinder zur Schule gegangen, dann zog die Volks- und spätere Hauptschule in den Neubau an der Siepenstraße, in dem jetzt die Kindelsbergschule zu Hause ist. Ein Stück Klassenzimmer ist längst im Museum nachgebaut, „an der Geschichte werden wir weiter arbeiten“, kündigt Museumsvereinsvorsitzende Katrin Stein an.
Für den September steht erst einmal ein Museumsfest auf dem Programm: Dann wird endlich auch offiziell die Übergabe des Hauses von der Ferndorfer SGV-Abteilung, die die „Heimatstube“ 1967 eingerichtet hat, an den neuen Museumsverein gefeiert. Dafür war bisher nämlich noch keine Zeit.
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