Siegen. Vor einem Jahr hat ein umstürzender Baum das Ehrenmal in Gosenbach zerschlagen. Die Stadt erklärt, warum sich seitdem nichts getan hat.

Am Sonntag, 17. November, ist Volkstrauertag. Die zentrale Gedenkveranstaltung des Kreises Siegen-Wittgenstein findet an der Kreisehrengedenkstätte in Gosenbach. „Letztlich wird schon die Veranstaltung zum Trauerspiel, denn ein würdevolles Umfeld sieht anders aus“, beklagen der Siegener FDP-Stadtverordnete Klaus Volker Walter und FDP-Kreistagsmitglied Peter Hanke.

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Vor gut einem Jahr wurde das Ehrenmal durch einen Baum zerstört, die Gedenkstätte selbst ist in einem desolaten Zustand. Klaus Volker Walter hatte über die Stadt Siegen versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Kreistagsmitglied Peter Hanke hatte beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster eine Anfrage zur Sanierung des durch einen umgestürzten Baum zerstörten Ehrenmals platziert. Das Projekt um die Restaurierung und Sanierung des Gefallenendenkmals im Denkmalsweg in Gosenbach wird von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen begleitet. Dr. Dorothee Boesler, Referatsleiterin Städtebau und Landschaftskultur, antwortete der FDP, dass das denkmalrechtliche Erlaubnisverfahren unter Beteiligung der LWL-Denkmalpflege bereits im Mai dieses Jahres abgeschlossen und eine denkmalrechtliche Erlaubnis durch die Untere Denkmalbehörde der Stadt Siegen am 15. Mai erteilt worden sei.

„Ich laufe schier gegen Windmühlen.“

Klaus-Volker Walter, FDP

Geschehen sei seither nichts, berichtet Klaus Volker Walter: „Es ist frustrierend, egal bei wem ich das seit Monaten in der Verwaltung informell hinterfrage, ich laufe schier gegen Windmühlen.“ Ähnliche Frustration bei Beatrix Balzar, Vorstandsmitglied des Volksbundes im Bezirksverband Westfalen Lippe. Die Ehrenamtlerin wird von der FDP in einer Pressemitteilung zitiert: „Zahlreiche Anfragen, aber ich bekomme einfach keine Antworten.“

Das war nicht immer so, denn Beatrix Balzar schwärmt von der guten Zusammenarbeit vergangener Tage: „In den vergangenen Jahren gab es keinerlei gegenseitige Beanstandungen bezüglich unserer Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt. Leider hat sich dies geändert. Zum großen Unverständnis mischt sich inzwischen auch Überraschung und Ärger.“

Gräbergesetz verpflichtet zum Erhalt der Gedenkstätten auch in Siegen

Walter und Hanke sorgen sich nicht nur um das Ehrenmal, das durch einen Baum zerstört wurde, sondern um den grundsätzlichen Pflege- und Erhaltungszustand der Gedenkstätte. „Die Kreisehrengedenkstätte in Gosenbach ist für mich als Gosenbacher und Kreistagsmitglied natürlich von besonderem Interesse, doch schaut man auf den desolaten Pflegezustand anderer Gedenkstätten in Bereich der Stadt Siegen, dann wundert mich der Zustand in Gosenbach nicht wirklich“, sagt Peter Hanke. Die Stadt Siegen erhalte sogar Mittel zur Unterhaltung dieser Gedenkstätten. „Ich bin äußerst gespannt, was die Bezirksregierung in Arnsberg und der Volksbund bei ihrer nächsten gemeinsamen Inaugenscheinnahme der Stadt Siegen auferlegen.“

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Der Verwaltung sollen bereits seit Ende 2021 auch aus Arnsberg Schreiben zum verbesserungswürdigen Gesamteindruck der Gedenkstätte vorliegen. „Über den kleinen Dienstweg hatte ich der Verwaltung auch hierfür einen praktikablen Lösungsansatz unterbreitet, aber auch hier laufe ich gegen Windmühlen“, ärgert sich Klaus Volker Walter. „Konkret wurde in Gosenbach schon im November 2021 aktenkundig bemängelt, dass Kreuzinschriften vermoost und nicht mehr lesbar sind, die Kreuze auch nicht mehr in Flucht stehen und die Kopfbeetsteine nicht mehr sichtbar sind“, berichtet Beatrix Balzar und beruft sich auf das „Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“. Das sogenannte „Gräbergesetz“ regelt die öffentliche Finanzierung und den Erhalt der im Inland gelegenen Kriegsgräberstätten. Diese Gräber sollen eigentlich durch ein unbefristetes Ruherecht auf Dauer erhalten bleiben.

Kritik auch an Gedenkstätte auf dem Hermelsbacher Friedhof in Siegen

Die Liste ließe sich fortsetzen, denn das Hochkreuz sowie der Oststein müssen ebenfalls dringend gereinigt werden, stellt die FDP fest. Offenbar sei das kein Einzelfall in Siegen. Beatrix: Balzar betont: „Schaut man sich unter anderen die Zustände auf dem Hermelsbacher Friedhof an, dann wünscht man sich Zustände wie in Gosenbach.“ Wenn ausgebliebene Pflege- und Instandhaltungsarbeiten mittlerweile sogar zu einem Sanierungsbedarf führten, sei Eile geboten, meint auch Guido Müller, FDP-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, „denn es ist schlichtweg beschämend, unsere traditionelle Kranzniederlegung nicht in einem würdevollen und angemessenen Ambiente durchführen zu können.“

Arbeiten beginnen in der nächsten Woche

Die Restaurationsarbeiten seien in Abstimmung mit der oberen Denkmalbehörde Münster ausgeschrieben worden, die Stadt Siegen habe eine geeignete Firma beauftragt. Der Beginn der Arbeiten sei für nächste Woche geplant, teilte die Verwaltung dieser Zeitung auf Anfrage mit. Die Verwaltung habe kommuniziert, dass eine rechtzeitige Fertigstellung der Restaurationsarbeiten bis zum Volkstrauertag nicht umsetzbar sei. Das liege an der Dauer des Ausschreibungsverfahrens, aber auch an der Auslastung der Firmen.

Krötenwanderung auf dem Friedhof

Die Verwaltung erklärt auch, warum die Kriegsgräber so aussehen, wie sie jetzt beanstandet werden: Die Pflege werde durch eine Fachfirma ausgeführt. Aus personellen Gründen sei die Pflege der Anlage nicht durch städtisches Personal zu leisten. Im Frühjahr erfolge der erste Rasenschnitt jährlich nach der Krötenwanderung. Dies sei eine Auflage der Umweltbehörde, da sich auf der Kriegsgräbergedenkstätte ein Teich befindet, der den Amphibien als Laichgewässer dient. Der letzte Pflegedurchgang finde vor den Gedenktagen im Novemberstatt.

Die Grabsteine hätten in früheren Jahren ehrenamtliche Helfer des Volksbundes gereinigt. Die Ausrichtung der Grabsteine, das Säubern der Grabsteine und auch das Erneuern der Beetstreifen inklusive des erforderlichen Bodenaustausches aufgrund eines Pilzbefalls im Wurzelbereich der Bepflanzung vor den Grabsteinen sei ein hoher personeller und finanzieller Aufwand, heißt es weiter in der Stellungnahme aus dem Rathaus. Die von der Bezirksregierung Arnsberg bereitgestellten finanziellen Mittel deckten lediglich die Pflegeaufwand. Für die Instandsetzung des Ehrenmals gebe es keine zusätzlichen Fördermittel.

Im nassen Sommer sind Moose und Algen gewachsen

Die Kreiskriegsgräbergedenkstätte sowie der das Kriegsgräberfeld auf dem Hermelsbacher Friedhof und das dortige Hochkreuz und der Oststein liegen in einem sehr dicht mit großen Bäumen bewachsenen Bereich, sodass es bei feuchter Witterung, wie in diesem Sommer, zu einem verstärkten Wachstum von Moosen und Algen kam, erklärt die Verwaltung weiter. „Die Stadt Siegen ist sich ihrer Aufgabe entsprechend dem Gräbergesetz bewusst und wird weiterhin ihr Möglichstes zur Erhaltung der Gedenkorte leisten.“

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