Herzhausen. Matthias Kringe zeichnet seinen inzwischen 43. Dilldappen-Kalender: Vom woken Pengsdelümmel bis zur Route 57: Der Zusammenstoß mit der Realität ist hart.

Matthias Kringe war gerade einmal 20, als er den ersten Dilldappen-Kalender herausbrachte. Nun legt der Autor und Cartoonist aus Herzhausen, der im Hauptberuf Lehrer am Berufskolleg ist, den 43. Kalender mit den Fabelwesen vor, die er selbst, „zoologisch“ als Nashornhamster einordnet und als eierlegende Säugetiere klassifiziert, die sich vor allem von Kartoffeln ernähren.

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Ja, sagt der 63-Jährige, die Fans des Kalenders seien „wohl alle mit den Dilldappen groß geworden“. Was aber keineswegs bedeutet, dass die zahnlosen Nachkommen des keltischen Boemah (deutsch etwa: Buhmann, volkstümlich nachgeahmt im Pengsdelömmel) nachgewachsenen Generationen fremd blieben. „Die waren total begeistert von dem Titelbild“, berichtet Matthias Kringe über die Reaktion seiner Schülerinnen und Schüler. Dabei ist „Back to the Nature“ („Redour e de Zokonfd“) . Dabei ist Marty McFly mit seinem Delorean auch schon 1985 in die Kinos gekommen.

Neuer Kalender: Dilldappen sind keine Freunde der Route 57

Und schon sind wir mittendrin im wie immer zweisprachig hochdeutsch-platten Dilldappen-Kalender 2025. Der Delorean ist ein Trecker, die Botschaft aus Herzhausen politisch: „Schdraße? For oos Zokonfd bruche mir kenn Schdraße.“ In der hochdeutschen Version wird noch klarer, dass die Ortsumgehungskette, die Route 57, gemeint ist: „Routes? Where we‘re going, we don‘t need routes!“ Bevor jemand auf die Idee kommt, ein Poster haben zu wollen – es gibt keins. Das Porto wäre zu teuer. „Ich liebe die alten Travelposter“, sagt Matthias Kringe, der wiederum drei davon im Vintage-Stil im Kalender untergebracht hat. Neben „Zurück in die Zukunft“ ist das der gerade wegen der Autobahnbrücken-Baustelle trocken gelegte Landeskroner Weiher. „Lands Crowns Pond – your local Hawaii“ (Platt: „Landeskron Hawaiier“) . „Wir haben im Siegerland alles, wofür die Leute in die Ferne fliegen.“ Bis auf die elfengleichen Dilldäppinnen-Schönheiten, vielleicht. Und –noch – ohne Palmen.

Das dritte Poster wirbt für „Hornech Dappies“ („Honey Dappies“) aus der Frühstücksceralien-Abteilung. Staubtrockene Frühstücksflocken aus gewalzten Grassamen, mit Honig zu einem klebrigen Brei verarbeitet und in Form von kleinen Dilldappen-Figuren feilgeboten. Dazu „Schbeerschbedse zom Sammeln“. Fünf Handvoll sind in jeder Packung … Die Moral von der Geschicht, falls erwünscht und erforderlich, liefert Matthias Kringe hier dazu: „Die Werbung ist der Zauber, um Sachen loszuwerden, die sonst keiner haben will.“

Dilldappen-Kalender über „Endlager“ für alte Socken und vierbeinigen Saharastaub

Der Januar beginnt mit den ersten von drei Eiszeit-Geschichten um Lützi, den Neandertaler-Dilldappen. Sie suchen nach einem „Endlager“ für ihren Müll. Nichts Gefährliches, aber Essensabfälle und alte Socken, auf die die Yetis ziemlich stinkig reagieren.

Dilldappen-Kalender 2025
Aus dem Dilldappen-Kalender 2025 © Matthias Kringe | Matthias Kringe

Im März –Achtung: Klimawandel! – schlägt das Wetter Kapriolen. Der Sahara-Staub als solcher ist leicht zu erkennen: Das Dromedar kommt gleich mit aus der Wüste.

Dilldappen-Kalender 2025
Aus dem Dilldappen-Kalender 2025 © Matthias Kringe | Matthias Kringe

Dilldappen-Kalender über Maimädchen, Pengsdelömmel und kulturelle Aneignung

Im Juni wird es sehr zeitgenössisch. Der Boemah hat in diesem Jahr das Maimädchen gespielt. Nun möchte Hermelinchen Pengsdelömmel sein. „Das wäre kulturelle Aneignung“, wird sie belehrt, „den Pfingstlümmel darf nur ein Boehmah spielen, weil der Pfingstlümmel nämlich ursprünglich ein Boehmah war.“ Derselbe meldet sich: „Boeboeboeboe …“ „Was will er?“ Klein-Boe übersetzt: „Er sagt, er könnte ja auch sein Lieblingsgedicht aufsagen. Was ne total bescheuerte Idee wäre, weil das nämlich …“ Der kleine Boe wird unterbrochen: „Quatsch, das ist perfekt. Wir machen das indigene Original und damit basta.“ Womit das Pfingst-Desaster seinen Lauf nimmt: „Von drauß vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr.“ Auf Siegerländer Platt noch komischer, garniert mir original Pengstelömmel-Sprüchen aus Eschenbach, Nauholz, Herzhausen und Eckmannshausen. Wobei die erbetenen langen Bratwürste die Zensur nicht überstehen. „Dat müssen mir vegan umarbeiden.“ Und das alles, bevor das Berliner Humboldt-Forum Udo Lindenbergs „Ober-Indianer“ verboten hat …

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Im Juli bekommt der Glaube an die Wetter-Apps sein Fett ab. Im August das „Imidsch Pollisch“: Tiere mit schlechtem Image können sich pimpen lassen: die Maulwürfe, die Nosferatu-Spinnen, die Zecken. Der September spielt in der Nacht: Maulwürfe sägen den Hochsitz um, von dem aus der Jäger auf den Dachs angelegt hat. Dazu singen sie ein eingedeutschtes YMCA der Village people – „es dauert immer ein bisschen länger, bis die das Aktuellste mitkriegen“, erklärt Matthias Kringe die Wahl des Titels. Im November dann noch einmal die Eiszeitler: Lützi und Setzi probieren eine Therapie gegen Rückenschmerzen aus, die am Ende zu Geschrei auf dem Fußballplatz führt. Und im Dezember das auf die Spitze getrieben Geschenke-Recycling: vom Gabentisch auf den Müll auf den Gabentisch … „Du hast doch gesagt, wir sollten was Nachhaltiges schenken.“

Dilldappen-Kalender 2025
Aus dem Dilldappen-Kalender 2025 © Matthias Kringe | Matthias Kringe

Wir verlosen drei handsignierte Dilldappen-Kalender

Matthias Kringe lässt die Dilldappen auch wirklich sprechen: Seit vorigem Jahr gibt es erste Youtube-Videos, „damit man das auch mal hört.“ Und wem der Kalender nicht reicht: An der Obernautalsperre erklären die Fabelwesen das ganze Jahr über, wie das alles funktioniert mit dem Trinkwasser. An der Breitenbachtalsperre demnächst auch. Und für unsere Leserinnen und Leser, wie jedes Jahr, wieder vier Mal an den Samstagen im Advent.

Wir verlosen drei Exemplare des neuen Dilldappen-Kalender: bis 2. Dezember einfach eintragen unter wp.de/kringe