Hilchenbach. Die Gerüchte drehen sich um den Siebelnhof, nachdem Greenfiber dort ausgezogen ist. Aber in Wirklichkeit geht es um die „Schwarze Tulpe“.
Er war eine erste Adresse für Freunde der gehobenen Küche; der Siebelnhof von Sterne-Koch Erich W. Steuber. 2019 schloss das Restaurant seine Pforten, 2022 zog Glasfaser-Betreiber Greenfiber ein. Auch das ist inzwischen wieder Geschichte. Soeben wurde bei der Stadt Hilchenbach der erneute Verkauf des Anwesens angezeigt.
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Im örtlichen Online-Forum macht das Siebelnhof-Thema schon seit ein paar Tagen die Runde, verbunden mit der Spekulation, das ehemalige Hotel werde nun Flüchtlingsunterkunft. Das allerdings dementiert Stadtsprecher Hans-Jürgen Klein: Der neue Eigentümer habe der Stadt kein entsprechendes Angebot gemacht. Für diesen Zweck unter die Lupe genommen hat die Stadt das Anwesen an der Vormwalder Straße allerdings sehr wohl, wie aus einer nicht öffentlichen Vorlage zur Ratssitzung am Mittwoch, 30. Oktober, hervorgeht. Entschieden hat die Verwaltung jedoch anders: wenn der Rat folgt, für den ehemaligen Sauna-Club Schwarze Tulpe am Beginn der Vormwalder Straße..
Greenfiber im Siebelnhof
Der ehemalige Greenfiber-Geschäftsführer Paul Gummert hatte den Siebelnhof 2022 gekauft. Er sollte „Planungszentrale“ für den Glasfaserausbau im Kreisgebiet werden. Das ehemalige Restaurant hatte sich in ein technisches Büro verwandelt. Bis zu zehn Mitarbeitende hatten hier ihre Bildschirme, arbeiteten sich virtuell durch das Kreisgebiet, suchten Wege Glasfaserkabel. Neben Ausführungsplanern und Genehmigungsplanern gehören auch Vermesser zum Team. Plan war, das Anwesen auch nach dem Abschluss des Glasfaser-Projektes weiter zu betreiben Gesprochen wurde über Betreutes Wohnen, ein Boarding House für Berufstätige, Co-Working-Spaces oder ein Seminarhotel.
Es kam anders. Die für Greenfiber tätige LAN Consult Hamburg habe in der Anfangsphase des Ausbauprojektes den Siebelnhof von Paul Gummert gemietet, stellt Greenfiber-Projektmanager Everhard Dick klar. „Vor einem Jahr sind die LAN-Consult-Mitarbeiter in die Ausbaustädte Bad Berleburg, Kreuztal und Burbach umgezogen.“ In diesen drei Kommunen schließt Greenfiber alle Haushalte ans Glasfasernetz an, dazu wurden gemeinsame Gesellschaften gegründet, in denen Städte und Gemeinde Mehrheitsgesellschafter sind. Die Stadt Hilchenbach hatte abgewunken: Welche Haushalte dort Glasfaser bekommen, hängt von den „eigenwirtschaftlichen“ Erwägungen von Westconnect (Eon) und Glasfaser Plus (Telekom) ab. Kreisweit bindet Greenfiber rund 4000 bisher besonders schlecht oder gar nicht versorgte Haushalte von der „Schwarze-Flecken-Liste“, Gewerbegebiete und Schulen ans Glasfasernetz an, finanziert überwiegend mit Bundesmitteln.
Der Siebelnhof
Die Jahreszahl 1566 steht auf dem Giebel, eine Urkunde nennt den Siebelnhof aber auch schon 1466. Der frühere Hilchenbacher Stadtarchivar Reinhard Gämlich hat auf dem Gelände des Siebelnhofs zwei Hofhäuser mit Hausnamen ausfindig gemacht. Dem einen Haus gab Johann Nickel schon um 1620 den Namen „Neckeln“; er war Lehenspächter von Stift Keppel. 1961 vererbte Heinrich Eduard Krämer das Haus an seine Nichte Selma Steuber. Das andere Hofgebäude mit dem Namen „Hoppe“ wurde vor 1890 abgebrochen. 1970 wurde gegenüber dem 1963 eröffneten alten Siebelnhof das neue „Kur-Sporthotel“ eröffnet. 1976 gingen das „Chesa“-Restaurant und das Gästehaus in Betrieb. 2000 kam ein Hotel-Anbau hinzu. Erich W. Steuber hat sich als Koch einen Namen über die Grenzen des Siegerlandes hinaus gemacht, das Haus trug zeitweise einen Michelin-Stern. 2002 wurde der Siebelnhof als „Westfälisches Restaurant des Jahres“ ausgezeichnet. 2018 wurde der Betrieb von Hotel und Restaurant eingestellt, 2022 ist Erich W. Steuber im Alter von 77 Jahren gestorben.
Die schwarze Tulpe
Das ehemalige Bordell „Die schwarze Tulpe“ – die Reklame mit dem „FKK-Club“ und für das nächstgelegene „Schlaraffenland“ ist auch noch da – geriet vor zwei Jahren in die Schlagzeilen: In einem Mehrfamilienhaus neben dem Club, das demselben Eigentümer gehörte, entdeckte die Polizei eine Cannabisplantage, als sie einen in einem Nachbarhaus begangenen Mord untersuchte. Die Stadt Hilchenbach will sich die Gebäude, den Saunaclub und das im Stadtgespräch so genannte „Junkiehaus“, nun umbauen und bezugsfertig übergeben lassen. Die Spielhalle auf dem Gelände bleibt geöffnet; der Mietvertrag gilt weiter. Platz sieht die Verwaltung zudem auch noch für Wohncontainer, die bei Bedarf auf dem Grundstück aufgestellt werden könnten. Die künftige Flüchtlingsunterkunft wird Ersatz für die alte Dahlbrucher Hauptschule, deren Abbruch schon 2015 beschlossen worden war. Das Gebäude verfällt, eine Sanierung gilt als nicht möglich.
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