Siegen. Die Zahl der Studierenden sinkt leicht, bleibt aber noch bei mehr als 14.000. Die Universität Siegen will wieder attraktiver für junge Leute werden.

Das Wintersemester an der Uni Siegen hat am Montag, 7. Oktober, begonnen. Erneut ist die Zahl der Studierenden leicht rückläufig: 14.085 Menschen sind laut jüngstem Datensatz für das Wintersemester 2024/25 angemeldet. Das sind 552 oder 3,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Ein Grund sei, dass manche Universitäten, wie Gießen und Bonn, ihre Zugangsvoraussetzungen heruntergesetzt haben und Studiengänge nun NC-frei studiert werden können, sagt die neue Rektorin Prof. Stefanie Reese. „Wir haben aber tausende Bewerbungen für naturwissenschaftliche Studiengänge, die wir nicht alle annehmen können. Wir wollen unsere Qualität behalten.“

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Reese möchte auch das Leben auf dem Campus wieder attraktiver machen. „Es werden noch neue Lernräume geschaffen, wie in dem Studienservice Center (SSC) in der Sandstraße zum Beispiel.“ Auch der AStA beobachtet einen Rückgang beim studentischen Leben. „Es gibt immer mehr Pendler“, sagt Studierendenvertreter Malte Moeller. „Die Studierenden reisen schnell wieder nach dem Unitag in ihre Heimatorte. Dadurch gehen Verbindungen verloren.“ Auch der AStA will mehr soziale Räume schaffen und auch mehr Veranstaltungen planen. Eine Mensa-Party beispielsweise ist am 8. November am Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) geplant.

Ausreichend Wohnraum für Studierende an der Uni Siegen

Von Notquartieren für Erstsemester ist entsprechend längst keine Rede mehr. Die Wohnheimplätze des Studierendenwerks konnten alle vergeben werden, sagt Geschäftsführerin Dr. Insa Deeken. „Bei der Wohnanlage im Tiergarten sind noch Plätze frei.“ 976 Wohnplätze gibt es zum Wintersemester 2024/25.

Uni Siegen
Der Präsenzbetrieb an der Uni Siegen geht wieder los. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Das Studierendenwerk Siegen ist in den roten Zahlen. Folgende Maßnahmen wurden deshalb ergriffen: Caféterien am Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) und am Campus Hölderlinstraße (H) wurden geschlossen und die Produktion des Mensa-Essens von drei auf zwei Standorte konzentriert - auch das Wohnheim-Neubauprojekt am Effertsufer wurde gestoppt. Die Sozialbeiträge der Studierenden werden zudem ab dem Sommersemester 2025 angehoben. Reese blickt jedoch positiv in die Zukunft: „Der Bafög-Höchstsatz wurde auf 992 Euro angehoben. Zudem gibt es erstmalig eine Studienstarthilfe.“ Wer in ein Studium startet und aus einem einkommensschwachen Haushalt kommt, kann seit dem Wintersemester 2024/25 einen einmaligen Zuschuss über 1000 Euro erhalten. „Bis Ende November können noch Anträge gestellt werden“, sagt Reese.

Uni Siegen: So viele Studierende besuchen derzeit die Hochschule

2217 Studienanfängerinnen und -anfänger haben sich – Stand Montag, 7. Oktober – an der Uni Siegen eingeschrieben. Davon ist es für 1712 das erste Hochschulsemester überhaupt; die übrigen sind lediglich erstmals in Siegen eingeschrieben, haben aber bereits andernorts Studienerfahrungen gemacht.

„Aufgrund der Umstellung von G8 auf G9 im Jahr 2026 rechnen wir leider auch weiterhin mit sinkenden Studierendenzahlen.“

Dr. Hans Michael Merzendorfer, Prorektor für Studium, Lehre und Qualitätsmanagement

Im Wintersemester 2024/25 lagen die Zahlen bei 1724 beziehungsweise 2207. Der Rückgang liege damit bei den ersten Hochschulsemestern bei 0,7 Prozent, bei den Neueinschreibern konnte ein Plus von 0,5 Prozent erreicht werden. „Erfahrungsgemäß kommen viele auf den letzten Drücker. Manche haben den Sozialbeitrag noch nicht gezahlt“, sagt Reese. „Aufgrund der Umstellung von G8 auf G9 im Jahr 2026, wo es erstmals wieder neun statt acht Jahrgangsstufen an Gymnasien geben wird, rechnen wir leider auch weiterhin mit sinkenden Studierendenzahlen“, sagt Dr. Hans Michael Merzendorfer, Prorektor für Studium, Lehre und Qualitätsmanagement. Die sinkenden Studierendenzahlen seien ein bundesweites Problem, so Merzendorfer.

Uni Siegen: Zahl der Internationalen Studierenden auf Rekordhoch

Knapp 70 Prozent aller Studienanfänger und Studienanfängerinnen in Siegen kommen aus NRW, 9,5 Prozent aus Rheinland-Pfalz. Am stärksten ist der Kreis Siegen-Wittgenstein mit 30 Prozent vertreten, gefolgt vom Kreis Olpe mit 9,3 Prozent. 1691 internationale Studierende sind bisher für das Wintersemester eingeschrieben. Im Vergleich zu den 1532 im Jahr zuvor sind das 10,4 Prozent mehr. Auf Platz 1 der Herkunftsländer liegt Indien, gefolgt von Pakistan und dem Iran. Die Uni Siegen sei eine der wenigen Unis, die internationale Studiengänge digital anbiete, sagt Merzendorfer. „Wir wollen unsere digitale Lehre weiter ausbauen. Dafür haben wir Gelder in die Hand genommen.“ 

291 Studienanfängerinnen und -anfänger starten im Studiengang „Soziale Arbeit“ – mehr als in jedem anderen Fach. Es folgen Lehramt Grundschule Sprachliche Grundbildung (260), Betriebswirtschaftslehre (176), Lehramt Englisch für Gesamtschule und Gymnasium (108) und Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht (106).

Uni Siegen bietet zum WS 2024/25 fünf neue Studiengänge an

Bei den Studiengängen mit den meisten Anfängerinnen und Anfängern gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Von den 291 Leuten, die sich für „Soziale Arbeit“ entschieden haben, sind 246 weiblich – also rund 84 Prozent. Bei „Lehramt Grundschule Sprachliche Grundbildung“ beträgt die Frauenquote rund 82 Prozent (215 von 260). Bei Betriebswirtschaftlehre sind die Männer in der Überzahl: 93 von 176 (rund 52 Prozent).

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Neu an den Start gehen dieses Wintersemester fünf neue Studiengänge, sagt Prof. Dr. Stefanie Reese. Drei Bachelorstudiengänge im Bereich der Ingenieurwissenschaften seien hinzugekommen. Hinzu kommen zwei neue Masterstudiengänge: „Engineering of Hydro-Enviromental Extremes (englischsprachig)„ und „European Master on Embedded Nanosystems Engineering“.

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