Freudenberg. Der Künstler Herbert Schwarz war Kandidat bei der Sendung „Wer wird Millionär?“. Auf den „heißen“ Stuhl hat er es nicht geschafft.

Angefangen hat alles mit einem Artikel dieser Zeitung – vor genau 25 Jahren. Herbert Schwarz hat in der Zeitung von der neuen Sendung „Wer wird Millionär?“ mit Günter Jauch erfahren. „Ich rief sofort bei RTL an und es kam eine automatische Stimme, die mich fragte: Wer ist der deutsche Außenminister?“ Der gelernte Elektrotechniker musste nicht lange überlegen. Es gab drei Antwortmöglichkeiten. Er drückte die Taste 3: Joschka Fischer und katapultierte sich in die nächste Runde.

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Damit hatte er nicht gerechnet. „Ich habe nicht daran geglaubt.“ Nach zehn Tagen meldete sich RTL. In einem Telefonat wurde ihm mitgeteilt, dass er unter den letzten hundert Kandidaten sei. „Wollen sie weitermachen?“ Herbert Schwarz: „Das lasse ich mir nicht entgehen.“ Innerhalb von fünf Sekunden musste er dann die nächste Frage beantworten: Wie viele Einwohner hat Hessen? 

Siegen: Herbert Schwarz schafft es unter die letzten Kandidaten und wird eingeladen

Schwarz dachte an die Größe Nordrhein-Westfalens. Das Bundesland habe damals 18 Millionen Einwohner gehabt, sagt Schwarz. „Ich ging davon aus, dass Hessen ein Drittel der Fläche hat und sagte sechs Millionen Einwohner.“ Ob die Antwort richtig war, erfuhr er von der Stimme am anderen Ende der Leitung nicht. Das Gespräch war beendet. Herbert Schwarz wartete und nach etwa einer halben Stunde klingelte das Telefon. „Sie sind unter den letzten zehn Kandidaten“, hieß es. Die nächste Frage war: „Sind Sie risikofreudig?“

Es ging weiter: Schwarz wartete auf einen weiteren Anruf von RTL – kurz vor der Ausstrahlung der Sendung „Wer wird Millionär?“. „Ich hatte am Wochenende eine Ausstellung in Münster. Ich habe von einer Telefonzelle aus bei RTL angerufen.“ Die Stimme am Telefon teilte ihm mit, dass er noch Formulare ausfüllen müsse. „Unter anderem musste ich an diesem Wochenende schon meine Telefonjoker eintragen.“ Schwarz hatte neben seiner Ausstellung noch einen Marathon in Österreich zu bewältigen. „Die Formulare kamen alle per Fax zu mir nach Österreich.“ Als Telefonjoker wählte Schwarz einen Politiker, einen Apotheker und einen Journalisten dieser Zeitung. „Ein Kurier von RTL hat die Formulare dann persönlich bei mir in Freudenberg abgeholt.“

Siegen: Herbert Schwarz konnte in den Werbepausen mit Günter Jauch sprechen

Die Sendung „Wer wird Millionär?“ fand damals in der Stadt Hilversum in Holland statt. Vor Ort wurden ihm die Regeln erklärt. Eine Krawatte zu tragen, sei Pflicht gewesen, sagt Schwarz. „Der Sender hat sich nicht lumpen lassen. Ich habe in einer Suite geschlafen. Da hätten vier Leute schlafen können.“ Im Studio angekommen durfte Schwarz die Räumlichkeiten zumindest für die zweistündige Probeaufnahme nicht verlassen. Eine Begleitung hatte er nicht dabei. „Günter Jauch haben wir bei der Probe noch nicht kennengelernt. Es gab einen Ersatzmoderator.“ Bei der Probe wurde Herbert Schwarz richtig nervös, obwohl noch keine Kamera lief, sagt er. Der Ersatzmoderator fragte ihn: „Wer war das erste Wesen im Weltall?“ Schwarz antwortete: „Die Hündin Laika“.

Herbert Schwarz
Herbert Schwarz war einer der ersten Probesitzer von Jauchs Kandidatenstuhl bei der Sendung „Wer wird Millionär?“. © privat | privat

Während der Aufzeichnung sitzt Schwarz auf dem Kandidatenstuhl in der Ecke des Eingangs. „In den Werbepausen konnte ich immer mit Günter Jauch reden“, sagt Schwarz. Die Auswahlfrage lautete: „Sortieren Sie folgende Städte von Ost nach West“. Schwarz wusste die Antwort, war aber zu spät am „Ready“-Knopf. So wurde ein Diplom-Sportlehrer erster Kandidat und nicht Schwarz. Als später dann die 64.000-Euro-Frage bei dem Kandidaten kam: „Wer ist die Mutter von Stabhochspringer Danny Ecker?“, hätte Herbert Schwarz die Antwort gewusst; der Kandidat hingegen nicht, erzählt Schwarz. „Das hat mich schon ein bisschen geärgert.“ Noch einmal beworben hat sich Herbert Schwarz nicht, sagt er. „Aber Günter Jauch habe ich beim Skispringen in Willingen wiedergesehen.“ 

Herbert Schwarz
Herbert Schwarz mit Günther Jauch bei der allerersten Sendung von „Wer wird Millionär?“. © privat | privat

Nach der Aufzeichnung fährt Herbert Schwarz nach Hause nach Freudenberg – ohne Millionen in der Tasche. Am Tag der Ausstrahlung ist Herbert Schwarz auf einer Ausstellung. „Meine Familie hat die Sendung deshalb ohne mich gesehen.“ Ein gesicherter Mitschnitt, den RTL ihm schickte, steht noch immer gut verwahrt in seinem Regal. Herbert Schwarz hat es zwar nicht auf den „heißen“ Stuhl geschafft, aber „dieses Erlebnis werde ich nie vergessen. Ich bin sehr fasziniert von der ganzen Fernsehproduktion. Da steckt unglaublich viel Arbeit drin. Man kann es gut mit einer Ausstellung vergleichen.“

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Herbert Schwarz war und ist ein begeisterter Zuschauer von Quizsendungen. Bereits in den 1990er Jahren schaute er die britische Quizshow „Who Wants to Be a Millionaire? Noch heute sitzt er jeden Montag vor dem Fernseher und schaut „Wer wird Millionär?“. Auf dem Kandidatenstuhl möchte er aber nicht mehr sitzen, sagt Schwarz.  

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