Siegen-Wittgenstein. „Lebensraummanagement“ ist das neue Schlagwort: Damit sollen nicht nur Gäste gelockt, sondern auch die Einwohner sollen etwas davon haben.
Der Touristikverband Siegen-Wittgenstein (TVSW) will sich von einer Marketing-Organisation zu einem Verband, entwickeln, der Tourismus-Management betreibt und dabei den „Lebensraum Siegen-Wittgenstein“ in den Fokus nimmt. Das ist die zentrale Idee, die jetzt beim Workshop „Zukunft des Tourismus in Siegen-Wittgenstein“ erarbeitet wurde.
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An dem Workshop nahmen Vertreter der Städte und Gemeinden, der Kreispolitik, touristischer Leistungserbringer, aber auch von Partnerorganisationen wie Tourismus NRW, Sauerland Tourismus, Südwestfalenagentur, Rothaarsteigverein oder Naturpark Sauerland Rothaargebirge teil. Hintergrund war der Beschluss des Kreistages im Februar dieses Jahres, dass der Kreis Siegen-Wittgenstein Ende 2025 aus dem TVSW aussteigen soll, was zwangsläufig das Ende des Touristikverbandes bedeuten würde.
Schließung des Touristikverbandes wird abgelehnt
Vorbereitet und durchgeführt wurde der Workshop von der Agentur „Realizing Progress“ aus Holzkirchen in Bayern. Im Vorfeld hatte diese Interviews mit verschiedenen Akteuren aus der Region geführt. Auf dieser Basis stellte Geschäftsführer Florian Bauhuber gemeinsam mit seiner Kollegin Kristine Honig sieben mögliche Szenarien für Perspektiven des TVSW vor. Einige gingen, wie vom Kreistag beschlossen, von einer Schließung aus. „In der Diskussion wurde aber deutlich, dass dies einen immensen wirtschaftlichen Schaden nach sich ziehen würde“, heißt es in der Pressemitteilung des Kreises. Regionale Verbände hätten eine Scharnierfunktion zwischen der Landesebene und den Städten und Gemeinden. Ohne sie verlören die Kommunen den Zugang zu Förderprogrammen und landesweiten Marketingprojekten. „Siegen-Wittgenstein würde ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte Nordrhein-Westfalens.“
Tourismus mit Wirtschaftsförderung und Kultur verzahnen
Zwei Varianten nehmen den „Lebensraum Siegen-Wittgenstein“ in den Blick. Dabei geht es um eine Verzahnung von Tourismus, Kultur, Wirtschaftsförderung und Regionalmarketing. „Das hat bei uns in Siegen-Wittgenstein ohnehin Tradition“, hatte Landrat Andreas Müller zu Beginn deutlich gemacht. „Kultur!Büro und TVSW wurden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen das Geld knapp war, gegründet, damit Siegen-Wittgenstein stärker aus diesen Krisen herauskommt, als es hineingegangen ist.“ Damals war das Kulturbüro dem Wirtschaftsdezernenten zugeordnet, der zugleich an der Spitze des TVSW stand.
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Die beiden Zukunftsvarianten sehen unter dem Stichwort „Lebensraummanagement“ entweder eine verstärkte Kooperation von Tourismus, Kultur, Wirtschaftsförderung und Regionalmarketing oder die Zusammenführung all dieser Aufgaben in einer Organisationseinheit vor. Der konkrete Vorschlag der Agentur Realizing Progress empfiehlt, zunächst mit Blick auf 2025 die Arbeit des TVSW zu sichern und bereits damit zu beginnen, die Schwerpunkte weg vom Marketing hin zum Tourismusmanagement zu verschieben. Damit ist gemeint, dass der TVSW konkrete Angebote entwickelt, die die Tourismusregion Siegen-Wittgenstein attraktiver machen und gleichzeitig auch den Menschen zugutekommen, die bereits hier leben oder als Fachkräfte von außen gewonnen werden sollen.
Aufgaben bis 2030 unter einem Dach vereinen
Im zweiten Schritt könnte dann bis 2028/2030 die Bildung einer neuen Organisationseinheit angestrebt werden, die all diese Aufgaben unter einem Dach vereint. Dieser Vorschlag habe „praktisch einmütige Zustimmung unter den Anwesenden“ gefunden, heißt es in der Pressemitteilung
Der Landrat erinnerte daran, dass die aktuelle Aufgabenzuweisung für den TVSW vor rund zehn Jahren mit den Städten und Gemeinden gemeinsam festgelegt worden sei. Veränderungen könnten auch nur mit deren Unterstützung umgesetzt werden. Deshalb bestand auch große Einmütigkeit unter den Anwesenden, die Bürgermeister in die nun anstehenden Überlegungen und Prozesse mit einzubeziehen. Die Kreisverwaltung wird nun eine Vorlage erarbeiten, über die der zuständige Kulturausschuss des Kreises Ende August und der Kreistag am 20. September beraten können.
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