Siegen/Wilnsdorf. Siegener mit kurzer Drogendealer-Karriere: Kiloweise verramscht er minderwertiges Cannabis und auch Kokain. Jetzt geht er erstmal einige Jahre in Haft.

Der Haupttäter muss fast fünf Jahre ins Gefängnis: Wegen Besitz und gewerbsmäßigem Handel hat das Landgericht Siegen am Freitag, 12. Juli, einen Siegener zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt. Der junge Mann hatte einen Großteil der ihm zur Last gelegten Taten eingeräumt. Außerdem werden 120.000 Euro, die er mit dem Verkauf von kiloweise Cannabisprodukten und Dutzenden Gramm Kokain verdient hatte, eingezogen. Auch seine Mittäter erhielten Haftstrafen.

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Die vier Männer wurden im November 2023 in einer Wohnung in Wilnsdorf festgenommen, die der Hauptangeklagte gemietet hatte, um dort Drogen zu lagern. Eigentlich führte er ein bürgerliches Leben, verdiente gut, war in festen Händen, konsumierte gelegentlich Rauschmittel. Mit den Drogengeschäften - er war da vor allem in Siegen ziemlich rege - verdiente er sich ordentlich dazu, „gönnte sich“ etwas, protzige Mietautos zum Beispiel. Ein Teil des Rauschgifts war auch für den Eigenbedarf gedacht. Die Qualität des Cannabis war aber wohl eher mittel. 25 Kilo, eine enorme Menge, wurden für 2,50 Euro je Gramm verkauft - ein enorm niedriger Preis. Auch das Kokain sei nicht sehr hochwertig gewesen.

Dass eine Waffe in der Drogen-Wohnung in Wilnsdorf gefunden wird: ein Problem für die „Helfer“

Im Gegensatz zu seinen älteren Handlangern, von denen zwei aus Albanien stammen, wegen finanzieller Probleme zwischen Deutschland und ihrem Heimatland pendelten, um hier zu arbeiten, wo sie den Siegener kennenlernten, der sie in der Wohnung schlafen ließ - im Gegenzug sollten sie seine Drogen bewachen, die sie auch zusammen konsumierten. Für die beiden Helfer, die zu jeweils zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurden, ist vor allem problematisch, dass sie von einer geladenen Pistole wussten, die in unmittelbarer Nähe des Cannabis sichergestellt wurde: Die hatte der Haupttäter für einen der beiden besorgt und in einem Auto deponiert. Einer der Helfer nahm sie irgendwann dort weg und brachte sie in die Wohnung. Waffen und Drogen in Kombination kann die Strafe deutlich verschärfen; das Gericht sah hier „großes Gefährdungspotenzial“ - dem Hauptangeklagten konnte nicht nachgewiesen werden, dass er von der Waffe in der Wohnung wusste. Außerdem sind die beiden Männer erst Anfang 2023 verurteilt worden, weil sie Kokain verkauft hatten und stehen seither unter Bewährung. Und: Als die Polizei die Tür eintrat, versuchten sie noch, Handys aus dem Fenster zu werfen. In Chatverläufen fanden sich Hinweise darauf, dass die Männer alles mögliche über die Drogen und den Handel damit wussten.

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Ein Fall für sich ist der vierte Angeklagte, der Bruder der Freundin des Haupttäters: Er kam als Jugendlicher allein mit seiner Schwester nach Deutschland, machte eine Ausbildung, bekam aber danach keine Arbeitserlaubnis. Nach einer Verurteilung, weil er zwei Gramm Kokain verkauft hatte, wurde er abgeschoben, durfte zwei Jahre nicht zurückkehren, wohnte zuletzt bei seiner Schwester in Mudersbach. Bei ihr lagerte er auch 600 Gramm Cannabis, die er verkaufen wollte. Mit den anderen Tatvorwürfen hatte er wohl nichts zu tun.

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Die nunmehr Verurteilten können in Revision gehen.