Hilchenbach. Die Ginsburg ist Baustelle. Damit Gäste sich trotzdem wohlfühlen, hat Susanne Träger ein neues Hobby begonnen: Sie ist das Burgfräulein.

Die Ginsburg, die sich nun schon seit einigen Jahren zur barrierefreien Höhenburg mausert, hat nun auch ein „Burgfräulein“. Susanne Träger, hauptberuflich in der städtischen Touristikinformation, hat sich für das neue Engagement in der Freizeit entschieden. „Mir tat es in der Seele weh, als ich sah, dass die Ginsburg immer mehr verfällt“, erzählt die 58-Jährige.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Anfang dieses Jahres wurde Susanne Träger Mitglied im „Verein zur Erhaltung der Ginsburg“ und nach Rücksprache mit dem Vorsitzenden Dieter Viehöfer bekam sie das Okay, sich um die Burg zu kümmern. In ihrer Freizeit, an Wochenenden, im Urlaub, immer wenn es das Wetter erlaubt, ist Susanne Träger schon frühmorgens um 7 Uhr auf der Ginsburg anzutreffen. Dann setzt sie sich erst einmal auf die Bank unterhalb der Burg, schaut dem Sonnenaufgang zu und lauscht dem Gezwitscher der Vögel.

Ginsburg
Mit dem Freischneider wird der Ritterpfad freigelegt. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

Danach geht es in den Keller des Bergfrieds. Hier hat Susanne Träger sich eine kleine Werkstatt eingerichtet, in der sie Material und Werkzeuge lagert. Um den Besuchern eine saubere Burg zu liefern, hat sie erst einmal aufgeräumt: defekte Glasscheiben ausgewechselt, im einstigen „Grünen Klassenzimmer“ Bilder aufgehängt, im Trauzimmer Stühle repariert und gereinigt, Kissen gekauft. „Jetzt kann auch hier wieder geheiratet werden“, sagte Susanne Träger. Schließlich ist die Ginsburg offizielle Außenstelle des Hilchenbacher Standesamts.

Für den Aufzug bis zur Turmspitze wird das Geld nicht reichen

Fast eine Woche haben die Arbeiten am Geländer zum Eingang des Turmes gedauert. „Ich habe den Rost am Geländer abgekratzt, geschliffen, Rostschutzfarbe aufgebracht und das gesamte Geländer gestrichen“, berichtet Susanne Träger. Den neuen Ritterpfad, der um die Burg führt, hat sie mit einem Randschneider freigeschnitten. Den steilen Böschungsbereich jedoch will sie den Schlossberg-Raubrittern überlassen, denn das wäre für ein Burgfräulein zu gefährlich. „Leider ist noch viel kaputt, aber das müssen Fachleute machen.“

„Uns ist das Geld ausgegangen.“

Dieter Viehöfer, Verein zur Erhaltung der Ginsburg

Darauf zählt auch Vereinsvorsitzender Dieter Viehöfer. Das Dach des Turms muss abgedichtet werden, bevor die Innenräume eingerichtet werden: im ersten Stock die längst konzipierte neue Ausstellung zur Geschichte der Burg, im zweiten Stock das Trau-, Konzert- und Veranstaltungszimmer. Mit einem Plattformlift wird die Ausstellung barrierefrei erreichbar. Der Aufzug bis zur Turmspitze wird zunächst nicht kommen, auch nicht der Ausstellungsraum im ehemaligen grünen Klassenzimmer, das unters Dach der Vorburg umgezogen ist. „Uns ist das Geld ausgegangen“, erklärt Dieter Viehöfer. Die knappe Million hat in Zeiten der Baukostenexplosion nicht ausgereicht, derzeit bemüht sich der Verein um eine Nachfinanzierung von 200.000 Euro.

Ginsburg
Eine Woche lang hatte Susanne gebraucht, um das Geländer am Turm zu streichen. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

Viele Arbeiten rund um die Ginsburg – und ein neuer Ausstellungspavillon

„Wir haben aber auch schon einiges geschafft“, erinnert Dieter Viehöfer: Gewerkenhaus und Vorburg mit der Ginsburgschänke wurden saniert, außerplanmäßig hat das Gewerkenhaus im vorigen Jahr auch noch ein neues Dach bekommen müssen, woran Stadt, Kreis und Bürgerverein sich finanziell beteiligt haben. Besucher treffen nun zuerst auf den neuen Ausstellungspavillon, in dem sich auch öffentliche Toiletten befinden. Von dem neuen Heizhaus aus mit seiner Hackschnitzelheizung wird die gesamte Anlage mit Wärme versorgt. Und ein Rundweg um den Bergfried wurde neu angelegt, der neue Ritterpfad. Glücklich ist Dieter Viehöfer über das neue Burgfräulein. Susanne Träger soll demnächst auch in den Vorstand des Vereins gewählt werden. „Sie hat ein großes Herz für die Ginsburg.“

Ginsburg
Morgens um 7 Uhr in aller Ruhe die Sonne genießen und nur der Natur lauschen - die Ginsburg ist dafür ein guter Ort. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

„Am kommenden Sonntag, 7. Juli kommt eine Delegation der Sparkasse zur Ginsburg, um alles zu besichtigen“, berichtet Susanne Träger. Schnell hat sie noch die Plakette an der Skulptur am Ritterpfad angebracht, um die Förderung als Leader-Kleinprojekt sichtbar zu machen. Beim Hilchenbacher Gebäudereinigungsmeister Michael Braun hat sie nach einem Reinigungsmittel zur Beseitigung von Graffiti gefragt – der ist daraufhin sofort selbst gekommen, hat bei der Gelegenheit auch Aufkleber entfernt und die Kupferabdeckungen am Turm poliert, ehrenamtlich. Dass die Toiletten im Ausstellungs-Pavillon unterhalb der Burg nur zu den Öffnungszeiten der Ginsburgschänke offen sind und Besucher sich den Schlüssel in der Ginsburgschänke abholen müssen, ist Susanne Träger ein Dorn im Auge. Aber die Reinigungskosten der Toiletten wurden zu hoch.

Prozess beendet: Nun braucht der Ginsburg-Bergfried einen neuen Putz

Nichts ändern kann das Burgfräulein am blätternden Putz. Der ist nämlich, seit er vor 16 Jahren offensichtlich fehlerhaft aufgetragen wurde, Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung, die erst voriges Jahre mit einem Vergleich beim Oberlandesgericht Hamm beendet wurde. 189.000 Euro wurden der Stadt erstattet. Für den neuen Putz muss die Stadt nun allerdings Geld drauflegen. Dieter Viehöfer sieht das inzwischen gelassen. „Immer mehr Leute haben sich daran gewöhnt.“ Wenn er gefragt wurde, habe er schon mal geantwortet, dass Napeleon mit Kanonen habe draufschießen lassen. Kann man glauben. Muss man aber nicht.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

+++ Immer auf dem Laufenden mit WhatsApp: Hier geht‘s zum Kanal der Lokalredaktion Siegen +++