Hilchenbach. Bis Mitte 2021 soll die Ginsburg zur barrierefreien Höhenburg verwandelt sein. Auch der Plan für die Ausstellungen steht nun.

Das Museumskonzept für die Ginsburg steht. Ein Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Peter Kahle, in dem neben dem Verein zur Erhaltung der Ginsburg auch die Denkmalfachleute des Landschaftsverbandes und Bürgermeister Holger Menzel vertreten waren, hat sich für einen Entwurf der Arbeitsgemeinschaft „Good to know“ und „Simple GmbH“ aus Köln entschieden. Good to know steht für das Konzept, Simple für die spätere Ausführung.

Das war der Wettbewerb

„Mit der Auslobung des Wettbewerbs wurde eine kleine, feine Aufgabe an die Gestaltungsbüros gestellt“, sagt Christine Loth, die mit ihrem Büro für Städtebau und Stadtplanung den Wettbewerb betreut hat. „Ein spannender, intensiver Prozess mit guten Ergebnissen“, sagt ihre Mitarbeiterin Alexandra Frank. Der Ginsburgverein sei „sehr begeistert von den Entwürfen der drei Finalisten“, sagt Vorsitzender Dieter Viehöfer – zwei jeweils mit 2000 Euro dotierte 2. Preise wurden Pronatour in Leobendorf/Österreich und Dr. Hermanns Ausstellung Medientransfer in Münster zuerkannt. „Wir freuen uns, dass jetzt endlich mit der Umsetzung des tollen Siegerentwurfs begonnen werden kann“, sagt Markus Völkel, 2. Vorsitzender des Vereins.

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Das ist der Plan

„Ich liebe Orte, die eine Geschichte erzählen“, sagt Kristine Fester von good to know aus Köln, eine der Gewinnerinnen des mit 6000 Euro dotierten 1. Preises: „Wir machen seit über 15 Jahren Ausstellungen unterschiedlichster Art,“ erzählt Patrizia Widritzki, „aber die Ginsburg hat mich sofort in ihren Bann gezogen.“ Ihr Konzept: Sie lassen die Ginsburg und Personen erzählen, die als Silhouetten auftauchen.

Dieter Viehöfer (1. Vorsitzender des Ginsburgvereins, Prof. Dipl.-Ing. Peter Karle als Vorsitzender des Preisgerichts und Markus Völkel (2. Vorsitzender) präsentieren den Siegerentwurf (von links).
Dieter Viehöfer (1. Vorsitzender des Ginsburgvereins, Prof. Dipl.-Ing. Peter Karle als Vorsitzender des Preisgerichts und Markus Völkel (2. Vorsitzender) präsentieren den Siegerentwurf (von links). © Ginsburgverein

Der Turm: In der Ginsburg wird eine Dauerausstellung eingerichtet: Eine „Fundgrube“ für die archäologischen Funde und ein Einblick ins Verlies stehen im Erdgeschoss im Mittelpunkt. Auch die jüngst wiederentdeckte Sonnenuhr wird hier einen Platz finden – wo die ursprünglich stand, „werden wir wohl nie herausfinden“, sagt Markus Völkel. Darüber hinaus gibt es Informationen über Wilhelm von Oranien, über die Ginsburg selbst und über „Europa in Westfalen“. Die Wände und der Boden werden als Projektionsflächen genutzt.

Der Raum im 1. Stock, der auch als Trauzimmer genutzt wird, stellt die Oranier in den Mittelpunkt. Dargestellt werden die Verbindungen mit dem Siegerland, eingerichtet wird eine deutsch-niederländische Gedenkstätte. Mit einem „lebendigen Stammbaum“ wird die Verbindung zwischen Wilhelm dem Schweiger, der hier vor über 450 Jahren die Rückeroberung der Niederlande plante, und der amtierenden Königin Beatrix dargestellt. Wer das Wilhelmus-Lied dazu hören will, muss den Strom fürs Abspielen selbst mit einer Drehkurbel erzeugen.

Die Kosten

Rund 855.000 Euro kalkuliert der Verein für den Ausbau der Ginsburg zur barrierefreien Höhenburg, 90 Prozent davon kommen von einem Heimat-Zeugnis des Landes NRW. Weitere 71.000 Euro Bundesmittel fließen in die Sanierung von Gewerkenhaus und Burgküche, das sind 50 Prozent der Gesamtkosten.

Für die Aufbereitung archäologischer Funde wurden dem Verein vom Deutschen Verband für Archäologie 12.000 Euro bewilligt.

Für den neuen Verputz, den der Bergfried im nächsten Jahr bekommt, zahlt die Firma, die 2009 an dem, Auftrag scheiterte – mit dem heute sichtbaren Ergebnis

Im Seminarraum im 2. Stock soll es um den Themenbereich Kultur und Natur gehen. Im einzelnen sind Präsentationen zu Eisen und Holz, Handel und Grenzen sowie Natur und Kultur, dazu wird eine Brücke in die Gegenwart geschlagen.

Der Außenbereich: Heimat, Kultur, Umwelt und die Geschichte der Ginsburg sind Themen auf dem barrierefreien Rundweg um den Bergfried, der am Besucherpavillon beginnt und am Eingang in den Turm endet. Ein Tastmodell verschafft einen Überblick über das Gelände. Silhouetten aus Stahl – gedacht ist zum Beispiel auch an den Wanderer Wilhelm Münker und den Raubritter Hans Hübner – informieren an den einzelnen Stationen. Die sechs Stelen bekommen QR-Codes, die zu weiterführenden Informationen ins Netz leiten, und Hashtags wie #florafaunaginsburg oder #wanderlustginsburg, die die Ginsburg facebook- und insta-tauglich machen sollen.

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Der Pavillon: Für die Wechselausstellungen können Audiostationen mit Einhandhörern eingehängt werden, um O-Töne abzuspielen, und kleine Bildschirme, um Videoinhalte zu zeigen. Die Themen knüpfen an den Kultur-Natur-Komplex im 2. Stock des Turms an, erstes Ausstellungsthema könnte die Haubergswirtschaft werden.

Das sind die nächsten Schritte

Nach dem Planungsarbeiten der letzten Monate, bei denen Vergaberecht, Baurecht, Denkmalschutz und coronabedingte Einschränkungen berücksichtigt werden mussten, sind die Aufträge für die Sanierung der Fachwerkfassade und den Austausch der Fenster im Gewerkenhaus der Ginsburg erteilt. Die Arbeiten am Gebäude werden ­voraussichtlich im September starten und noch in diesem Jahr abgeschlossen.

Bereits im August werden die beteiligten Historiker und die Ausstellungsplaner zu einem ersten Workshop zusammenkommen. Olaf Wagener, Dr. Andreas Bingener, aus Dortmund Stefan Nies (Büro für Geschichte) und die Geschichtsmanufaktur sowie Vertreter der Jung-Stilling-Gesellschaft wurden dazugebeten.

Noch in diesem Jahr die Bodenplatte für den Besucherpavillon hergestellt werden, der dann Anfang 2021 aufgestellt wird.

Ebenfalls im Herbst beginnen werden die Sanierungsarbeiten im Turm und der Bau des Aufzuges bis zur Aussichtsplattform.

Mitte 2021 soll die runderneuerte Ginsburg fertig sein.

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