Siegerland. Im Zensus 2022 wird erhoben, wie Menschen leben und arbeiten. Erstes Ergebnis: Die Kommunen haben weniger Einwohner als bisher angenommen.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat fast 3000 Einwohner weniger als bislang geschätzt. Durch den Zensus 2022 korrigiert das Statistische Bundesamt die Einwohnerzahlen, die seit der letzten Volkszählung durch die Landesämter, für Siegen-Wittgenstein also IT NRW, halbjährlich fortgeschrieben werden. Betroffen sind im Siegerland fast alle Kommunen mit Ausnahme der Stadt Siegen und der Gemeinden Neunkirchen und Wilnsdorf, die ihre Einwohnerzahlen leicht nach oben berichtigen dürfen.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Im Jahr 2022 fand in Deutschland wieder ein Zensus statt. „Mit dieser statistischen Erhebung wird ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten“, erklärt das Statistische Bundesamt.  In erster Linie wurden hierfür Daten aus Verwaltungsregistern genutzt, sodass die Mehrheit der Bevölkerung keine Auskunft leisten musste. In Deutschland ist der Zensus 2022 eine registergestützte Bevölkerungszählung, die durch eine Stichprobe ergänzt und mit einer Gebäude- und Wohnungszählung kombiniert wird. Mit dem Zensus 2022 nahm Deutschland an einer EU-weiten Zensusrunde teil, die seit 2011 alle zehn Jahre stattfinden soll. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Zensus von 2021 in das Jahr 2022 verschoben.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

In den Melderegistern der Städte und Gemeinden sind zwar die Einwohnerinnen und Einwohner erfasst, doch die Register sind teilweise unvollständig und nicht mehr aktuell, erklärt das Statistische Bundesamt die nun auftretenden Abweichungen. In den Städten und Gemeinden seien manchmal Personen erfasst, die mittlerweile an einem anderen Wohnort leben, oder es sind wohnhafte Personen nicht erfasst. „Nur auf Basis der Melderegister kann daher zum jetzigen Zeitpunkt noch keine präzise Bevölkerungszahl ermittelt werden.“ Um die Größenordnung der Über- und Untererfassung zu ermitteln und in die Berechnung der Bevölkerungszahlen einfließen zu lassen, wurde ein kleiner Teil der Bevölkerung befragt. Deutschlandweit wird die Einwohnerzahl nun um 1,4 Millionen nach unten korrigiert. 71 Prozent der Abweichung seien auf die „nicht deutsche Bevölkerung“ zurückzuführen, erklärt das Bundesamt: vor allem Geflüchtete, die die Stadt oder Deutschland wieder verlassen haben.

Über 52.000 Menschen in Siegen-Wittgenstein leben allein

Im Kreis Siegen-Wittgenstein lebten zum Stichtag des Zensus am 15. Mai 2022 137.742 Frauen und 136.002 Männer, 241.871 mit deutschem Pass und 31.873 mit ausländischer Staatsangehörigkeit, eine „Einwanderungsgeschichte“, also auch als Nachkommen von Zugewanderten, haben sogar 59.332. Jünger als drei Jahre waren 7649 kleine Menschen, die über 75-Jährigen sind mit 29.482 Männern und Frauen vertreten. Am stärksten besetzt ist die Gruppe der 40- bis 59-Jährigen mit 74.349 Einwohnerinnen und Einwohnern, gefolgt von den 51,892 25- bis 39-Jährigen. 123.569 Siegen-Wittgensteiner sind verheiratet, 108.017 ledig, die anderen verwitwet oder geschieden.

Mehr zum Thema

52.499 Siegen-Wittgensteiner wohnen allein, davon fast die Hälfte (24.489) in Siegen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch 2332 Haushalte mit sechs und mehr Personen, davon 866 in Siegen und 331 in Kreuztal. Im Kreisgebiet lebe mehr Paare ohne Kinder (34.973) als mit Kindern (29.273). 9.253 Mütter oder Väter ziehen ihre Kinder allein, also ohne Partnerin oder Partner, auf. Noch 58 Paare leben in eingetragenen Lebenspartnerschaften – diese Rechtsform wurde ab 2001 homosexuellen Paaren zugestanden, bevor 2017 die „Ehe für alle“ geöffnet wurde.

Der Zensus hat sich auch um Wohnverhältnisse gekümmert. Demnach gibt es im Kreisgebiet insgesamt 77.335 Gebäude, in denen Menschen wohnen. Davon wurden 11.966 vor 1919 errichtet und 7083 zwischen 1919 und 1949. Nach 2016 wurden bisher 1506 Neubauten errichtet, zwischen 2010 und 2015 weitere 1699., zwischen 2000 und 2009 waren es 5435.

Wohnen

Der Wohn-Standard: Freistehendes Einfamilienhaus mit Gasheizung

65.010 Gebäude gehören Privatpersonen, 8952 Eigentümergemeinschaften, die anderen kommunalen oder privaten Wohnungsunternehmen oder -genossenschaften. Überwiegend handelt es sich um frei stehende Häuser (62.300), Doppelhaushälften (8165) und Reihenhäuser (5077). folgen mit großem Abstand. Die meisten Häuser haben nur eine Wohnung (49.020). Auf der anderen Seite gibt es 1420 Mehrfamilienhäuser mit sieben bis zwölf, 386 mit 13 und mehr Wohnungen.

Beheizt werden die meisten Häuser mit Gas (41.507) oder Heizöl (22.608). Holz und Holzpellets (4083), Wärmepumpen, Solar- und Geothermie (3425) und Strom (3830) sowie Fernwärme (1427) spielen eine untergeordnete Rolle. Kohleheizung haben kreisweit noch 25 Gebäude, in den drei Wittgensteiner Kommunen kein einziges mehr. Mit Biomasse oder Biogas werden 18 Gebäude in Bad Berleburg, Netphen, Siegen und Wilnsdorf beheizt.

Arbeiten

3400 sind auch noch mit über 67 Jahren erwerbstätig

Erwerbstätig waren am Zensus-Stichtag im Kreisgebiet 77.410 Männer und 66.240 Frauen, davon 3600 im Alter unter 19 Jahren und 3400, die bereits 68 Jahre und älter sind. Die meisten Erwerbstätigen (60.940) haben eine Lehre gemacht, 25.680 haben ein Studium abgeschlossen, 29.300 haben keinen beruflichen Bildungsabschluss. 69.160 Siegen-Wittgensteiner haben die Schule mit einem Haupt- oder Volksschulabschluss verlassen, 57.520 mit der Mittleren Reife, 76.920 mit dem (Dach-)Abitur. Keinen Schulabschluss hatten 16.180 Frauen und Männer.

29.160 junge Menschen gingen am Zensus-Stichtag (15. Mai 2022) in Siegen-Wittgenstein zur Schule, davon 9890 in eine Grundschule, 770 in eine Förderschule, 940 in eine Hauptschule, 3800 in eine Realschule, 3670 in eine Gesamtschule (dazugezählt: die Waldorfschule), 8780 in ein Gymnasium (oder Kolleg). Zumindest dieser Teil des Zensus ist allerdings wenig nachvollziehbar: Die Gesamtschule in Kreuztal hat natürlich mehr als 400, die Sekundarschule in Netphen mehr als 240 Schülerinnen und Schüler.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

+++ Immer auf dem Laufenden mit WhatsApp: Hier geht‘s zum Kanal der Lokalredaktion Siegen +++