Kreuztal. Thyssenkrupp Steel investiert gewaltig im Werk in Ferndorf. Die neuen Maschinen liefern speziellen Stahl für Ständerwerke von Solarmodulen.
Trotz der jüngsten Krise beim Stahlhersteller Thyssenkrupp und einem Verlust von rund 314 Millionen Euro im vergangenen Jahr setzt der Industriekonzern seinen teuren Weg zur Modernisierung fort. Die „Strategie 20-30“ soll mit Investitionen von mehr als 800 Millionen Euro an verschiedenen Standorten die Effizienz steigern und den Einstieg in die klimaneutrale Stahlproduktion ermöglichen. Auch die Werke im Siegerland sind Teil davon und sind nun optimiert worden: Mit neuen Maschinen in Ferndorf und Eichen können Zink-Magnesium-Produkte gefertigt werden, von denen vor allem die Solarindustrie in Zukunft stark profitiert.
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„Technik, die begeistert“: Neue Zink-Magnesium-Beschichtung von TKS Ferndorf essenziell für Bau von Solaranlagen
Eine Summe im zweistelligen Millionenbereich ist für das TKS-Werk an der Marburger Straße in Ferndorf in die Hand genommen worden. Das Ergebnis ist die Modernisierung und Erweiterung der Feuerbeschichtungsanlage (FBA) 6 sowie ein Ausbau des Hallenkomplexes, um mehr Stahlspulen lagern zu können. Dank der Einrichtung von zwei neuen Schmelzkesseln können die Stahlspulen mit einem Zink-Magnesium-Überzug beschichtet werden.
Je sieben Meter sind sie hoch und haben eine Kapazität von jeweils 170 Tonnen. „Das ist wirklich Technik, die begeistert“, sagt Ralf Wittkowski, Standortleiter der Werke im Siegerland und Finnentrop, stolz. Die beschichteten Stähle werden für robuste und langlebige Ständerwerke von Solarmodulen benötigt. Diese sorgen dafür, dass die Module bei allen Witterungsverhältnissen auf den großen Photovoltaik-Anlagen zwischen 20 und 25 Jahren halten können.
Neue Doppel-Beschichtungsmaschine und Hallenausbau: TKS-Werke in Kreuztal sind „Kompetenzzentren“
Auch im Werk Eichen ist die Zink-Magnesium-Beschichtung bereits möglich. „Man kann mit Fug und Recht den Standort Siegerland als ein Kompetenzzentrum für feuerbeschichtete Produkte bezeichnen. Knapp eine Million Tonnen Jahreserzeugung kommt über die beiden Anlagen in Kreuztal“, betont Thyssenkrupp-Steel-COO Dr. Heike Denecke-Arnold. Mit der neuen Methode zur Verzinkung wird das Wachstum der Photovoltaik-Flächen weiter unterstützt. „Obwohl wir schwierige Jahre hinter uns haben, haben wir weiter investiert, weil wir der festen Überzeugung sind, dass die Strategie 20-30 umgesetzt werden muss“, so Denecke-Arnold.
Zusätzlich zum Schmelzwechselsystem hat TKS an der FBA 6 in eine neue Doppel-Beschichtungsmaschine, den „Chemcoater“, investiert. Die neue Anlage kann exaktere Nachbehandlungsauflagen aufbringen und somit Flecken oder Streifenbildung vermeiden. Ein Hallenkomplex ist außerdem um 60 Meter erweitert worden, um mehr Stahlspulen lagern zu können. Im neuen Teil werden rund 10.000 Tonnen Material liegen, eine der schwersten Rollen, die um die 30 Tonnen auf die Waage bringt, kostet bis zu 40.000 Euro. Auch ein neuer Kran fährt durch die Halle.
Bei aller Sorge um Thyssenkrupp: Investitionen geben Stadt Kreuztal Hoffnung für Erhalt der Werke
Die neuen Investitionen seien ein weiterer Schritt auf der Reise der Siegerländer Standorte von Thyssenkrupp Steel und reihen sich in die lange Tradition der Stahlherstellung im Siegerland ein, wie Dr. Heike Denecke-Arnold sagt. Heute beschäftigen die beiden Werke in Kreuztal zusammen rund 1000 Mitarbeitende, sind also ein entsprechend wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Siegerland. Für die Region sind das Wohlergehen und der Fortbestand dieser beiden Produktionsstätten von enormer Bedeutung. „Wir verfolgen die Berichterstattung in Bezug auf Thyssenkrupp sehr aufmerksam und natürlich auch ein stückweit mit Sorgen. Umso mehr freue ich mich, dass sowohl in Eichen als auch insbesondere in Ferndorf umfangreiche Investitionen getätigt worden sind“, betont Stadtkämmerer Michael Kass.
Diese Investitionen seien aus Sicht der Stadt ein wichtiges Mittel, um die Standorte in Kreuztal zu stärken und für die Zukunft zu sichern. „Weil dies im Rahmen der ‚Strategie 20-30‘ erfolgt, verbinden wir damit die Hoffnung, dass die beiden heimischen Werke für die Verantwortlichen des Großkonzerns auch langfristig einen wichtigen Baustein im Unternehmensgefüge darstellen. Dies ist wichtig für die gesamte Region und ich hoffe, dass die Investitionen den Fortbestand der beiden Standorte dauerhaft sichern“, sagt Michael Kass. Die Standorte Ferndorf und Eichen haben ihre Anfänge der Stahlproduktion schon im 16. Jahrhundert, die Zink-Magnesium-Beschichtung hat ihren Ursprung im Siegerland. Bei aller Historie weiß Helmut-Rudi Renk, Leiter des Betriebsrats Siegen: „Da steckt Zukunft drin mit Blick auf die Solarenergie. Das tut beiden Standorten gut.“
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