Siegen. Zu wenig Personal, defekte Technik und Anlagen: Bahnkunden in Siegen müssen sich mit Unpünktlichkeit herumärgern – wenn der Zug überhaupt kommt.

„Deutlich Luft nach oben“ sieht Joachim Künzel, Geschäftsführer des Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), bei der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit des Bahn-Nahverkehrs. „Auf recht niedrigem Niveau“ stabilisiere sich die Pünktlichkeit, heißt es im gerade veröffentlichten Qualitätsbericht für 2023 – soll heißen: Es ist nicht noch schlechter geworden. Im NRW-Schnitt sind 72 Prozent der Regionalexpresse und 81,3 Prozent der Regionalbahnen pünktlich. Umgekehrt: Jeder vierte Regionalexpress und jede fünfte Regionalbahn kommt mindestens vier Minuten zu spät. 16,3 Millionen Zugkilometer, das sind mehr als 14 Prozent des Gesamtangebotes, sind ganz ausgefallen.

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Erstmals im Qualitätsbericht nieder schlagen sich die neuen Verbindungen auf der Ruhr-Sieg-Strecke. Alle zwei Stunden fährt der Fernverkehrs-Intercity Dortmund-Frankfurt, dazwischen der neue Dortmund-Siegerland-Express RE 34. Um etwa fünf Minuten schneller geworden ist die Verbindung, weil der RE 16 von und nach Essen nun nicht mehr nach Siegen, sondern nur noch nach Iserlohn fährt – in Letmathe müssen also keine Zugteile mehr geteilt oder zusammengeführt werden. Bis Dezember 2034 hat die Vias Rail als neuer Betreiber den Auftrag für die stündliche RB 91 von Siegen nach Hagen, bis Dezember 2026 betreibt die DB Region den RE 34 von Siegen nach Dortmund.

Bahnverkehr Siegen: Beschwerden auf neuem Höchststand

Die von der Hessischen Landesbahn betriebenen Regionalbahnen sind bis Dezember 2030 unter Vertrag, der Main-Sieg-Express RE 99 von Siegen nach Gießen und Frankfurt sogar bis Dezember 2038. Der Auftrag für den Rhein-Sieg-Express (RE 9) von Siegen nach Köln und Aachen wird neu ausgeschrieben; ob die DB Regio auch nach 2025 Betreiber bleibt, ist offen.

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„Noch nie waren die nicht vorhersehbaren Zugausfälle so hoch“, heißt es im Qualitätsbericht, am häufigsten, weil Personal fehlte oder weil es Defekte an Fahrzeugen oder an Schienen, Weichen und Signalen gab. Auch die Zahl der Beschwerden, die der Schlichtungsstelle Nahverkehr vorgetragen wurden, hat mit 3109 einen Höchststand erreicht, allerdings nicht wegen Unpünktlichkeit und Ausfällen (20,8 Prozent), sondern zu Buchung und Kündigung des Deutschlandtickets (28,6 Prozent). Abgerutscht ist die Bewertung der Stationen und Bahnhöfe. Nur noch 190 von 279 Haltepunkten im NWL-Gebiet gelten als „akzeptabel“, im Vorjahr waren es 214. Ursache seien vor allem Beschädigungen durch Vandalismus.

Aus dem nächsten Fahrplan, der ab Mitte Dezember gilt, werden die Intercitys um 5.08 Uhr ab Siegen nach Dortmund und 20.59 ab Dortmund nach Siegen und Frankfurt gestrichen, dafür fährt dann der RE 34. Aus Frankfurt kommt ein neuer „Sprinter“ des RE 99 im 18.25 Uhr und ein weiterer um 21.05 Uhr in Siegen. Der späte Intercity ab Frankfurt (Ankunft in Siegen 21.01 Uhr) wird gestrichen, dafür wird ab Dillenburg eine zusätzliche RB 95 eingesetzt.

Mobilstationen

Bis September sollen die Mobilstationen im Siegerland in Betrieb gehen. Sie erhalten Fahrradboxen, Gepäckschließfächer (außer Wilnsdorf und Siegen), E-Bike-Ladestationen (Burbach, Freudenberg, Hilchenbach und Kreuztal), Wegweiser, Reliefplan und elektronische Fahrgastinformationen für die nächsten Busse und Bahnen.

Standorte sind die Bahnhöfe und dort, wo kein Zug mehr fährt, die zentralen Bushaltestellen: Burbach Post, Freudenberg Mórer Platz, Neunkirchen und Netphen Rathaus, Wilnsdorf Zentrum. Siegen bekommt als einzige Stadt zwei Mobilstationen: an den ZOBs in Siegen und Weidenau, wo die Bahn auch ein Bike&Ride-Angebot machen wird.

Insgesamt investiert der ZWS 4,1 Millionen Euro in 20 Mobilstationen, davon acht im Kreis Olpe; dazu fließen Landeszuschüsse von knapp 3,5 Millionen Euro. Die jährlichen Betriebskosten betragen 300.000 €.

Immer noch im Fahrplan ist die Bremse in Ferndorf: Den Bahnübergang Aherhammer dürfen die Züge nur mit 40 statt 60 km/h passieren, weil die Sicht eingeschränkt ist. „Keine kurzfristige Beseitigung möglich, da Neuplanung des Bahnübergangs erforderlich“, steht im Qualitätsbericht. Die Bahn wollte den Übergang schon 2018 ganz dicht machen, damit ist aber Straßen NRW nicht einverstanden.

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