Siegen. Fast alle Bahnlinien sind unpünktlicher geworden, Intercity bleibt Schlusslicht: Fast jeder zweite Zug kommt verspätet, jeder zehnte gar nicht.
Der Versuch, die Hellertalbahn attraktiver zu machen, bleibt auf der Strecke. Die Linie von Betzdorf über Burbach nach Haiger ist zwar die zuverlässigste und pünktlichste im Gebiet des Zweckverbandes Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) – aber zu langsam. Seit 2022 will der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) eine Machbarkeitsstudie für eine Streckenbeschleunigung in Auftrag geben. Nur: Niemand will den Auftrag haben. Das erfuhr ZWS-Geschäftsführer Stefan Wied nun auf der NWL-Verbandsversammlung.
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Der für Siegen-Wittgenstein und Olpe zuständige ZWS ist längst aus dem Thema ausgestiegen, nachdem sich Kosten von mehr als 7,8 Millionen Euro abzeichneten. Danach hat sich der übergeordnete NWL des Themas angenommen: ein neuer Mittelbahnsteig in Burbach, ein neuer Außenbahnsteig in Neunkirchen, wo sich auf der ansonsten eingleisigen Strecke Züge kreuzen können sollen, barrierefreie Umbauten aller Stationen, die Beschleunigung von vier Strecken von 80 auf 100 km/h, die Aufgabe des Bahnhofs Würgendorf und die Aufwertung des benachbarten Haltepunkts Würgendorf-Ort – die Liste der erforderlichen Investitionen ist lang. Die Züge sollen so schnell werden, dass ein Stundentakt möglich wird und die Anschlüsse an den Fernverkehr in Betzdorf und Dillenburg erreicht werden. Die Bahn hat auch bereits gerechnet, wie viel schneller die Verbindung würde, wenn die Dieseltriebwagen durch schnellere batterieelektrische Züge ersetzt würde. Nicht schnell genug, so ein Ergebnis, um in Dillenburg den Intercity zu erwischen. Dafür müsste der Zug ab Burbach ohne Halt durchsprinten.
Die Mobilstationen
Zeitnäher erfolgt die Einrichtung der
Mobilstationen
Für die 20 Mobilstationen in den Kreisen Olpe und Siegen werden nach jetzigem Stand 28 Infostelen errichtet, 17 Wegweiser, 19 Reliefpläne, 4 Uhren, 18 Gepäckschließfach-Stationen, 18 Fahrradbox-Anlagen, eine Fahrradsammelschließanlage (nur Attendorn), eine E-Bike-Ladesäule (in Olpe) und 52 elektronisch betriebene Fahrgastinformationstafeln. Läuft alles nach Plan, erhält der ZWS eine Förderung von rund 3,5 Millionen Euro, bei einer Gesamtinvestition von rund 4,1 Millionen. Bleibt ein Eigenanteil von rund 650.000 Euro. Folgekosten: Geschätzt 300.000 Euro jährlich.
an den Bahnhöfen oder - in Kommunen ohne Bahnanschluss - an den zentralen Bushaltestellen. Sie werden mit Fahrgastinformationssystemen, Fahrradboxen und -abstellmöglichkeiten, Gepäckschließfächern (nicht in Wilnsdorf und Siegen) und an einigen Standorten (Burbach, Freudenberg, Hilchenbach und Kreuztal) auch mit Ladesäulen ausgestattet.
Nach dem jetzt vorgelegten Zeitplan soll die Mobilstation am Rathaus Netphen bis 5. April, am Bahnhof Hilchenbach bis 12. April errichtet werden. Bis 17. Juli sollen dann auch Burbach, Freudenberg, Kreuztal, Siegen, Weidenau und Wilnsdorf ausgestattet sein. Weitere Standorte wünschen sich bereits Siegen (für Geisweid), Kreuztal (Stadtmitte), Netphen und Freudenberg. Der Vorlauf für die Mobilstationen war lang, weil eine landesweite Abstimmung über ein einheitliches Schließsystem für die Fahrradboxen erforderlich wurde und nach der Auftragsvergabe ein Mitbewerber geklagt hatte.
Die Pünktlichkeit
Fast alle Bahnlinien sind seit vorigem Sommer unpünktlicher geworden, Schlusslicht bleibt der Intercity. Nun schon fast jeder zweite Zug kommt verspätet, jeder zehnte Zug gar nicht. Im grünen Bereich mit mehr als 90 Prozent Pünktlichkeit fahren nach wie vor Hellertalbahn, Biggesee-Express und Ruhr-Sieg-Bahn, als „gelb“ eingestuft werden weiterhin Westerwald-Sieg-Bahn und Sieg-Dill-Bahn, während die Obere Lahntalbahn zu den anderen Linien in den roten, „nicht akzeptablen“ Bereich abgerutscht ist. Nur Hellertalbahn und Sieg-Dilll-Bahn haben sich leicht verbessert.
Durchweg erhöht hat sich auch der Anteil der Züge, die überhaupt nicht gekommen sind. Nach dem Intercity ist der Rhein-Sieg-Express die Linie mit den meisten Ausfällen. Wohl eher einmalig ist die hohe Ausfallquote der Ruhr-Sieg-Bahn. Der Zug ist im Dezember auf dem Abschnitt zwischen Hagen und Finnentrop gar nicht gefahren und durch Busse ersetzt worden; Vias Rail, der neue Betreiber der Linie, brauchte die Übergangszeit.
Die Baustellen
Keinen Einblick hat der ZWS derzeit in die Qualität des Busverkehrs; dazu würden die Programme und Daten der Südwestfalen IT gebraucht. Vorgestellt wurde allerdings das, worauf Busfahrgäste sich in diesem Jahr einstellen müssen. Seit Baubeginn an der Hellerbrücke in Zeppenfeld ist dort die Frankfurter Straße gesperrt. Vollsperrungen stehen ebenfalls bevor auf der Breiten Straße in Weidenau und auf der Rothenberger Straße in Hilchenbach. Größte Baustelle wird wohl die L 719 zwischen Walpersdorf und Siegquelle, die in mehreren Bauabschnitten über vier bis fünf Jahre ausgebaut wird. Davon betroffen ist die Schnellbuslinie von Siegen nach Bad Laasphe, die dann über Lützel und die Eisenstraße umgeleitet werden muss.
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Dazu kommen die Baustellen auf der B 508 in Allenbach/Dahlbruch und Kredenbach, in Netphen mit dem Neubau der Kreuzung B 62/Lahnstraße und am Siegener Schleifmühlchen-Kreisel, die den Busverkehr behindern werden. Insgesamt werden sich Fahrer und Fahrgäste mit elf Baustellen herumschlagen müssen, die allein auf elf Hauptlinien den Fahrplan durcheinanderbringen.