Freudenberg. Gesamtschule Freudenberg ist auf Initiative der Schülerschaft Teil des bundesweiten Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Die Gesamtschule Freudenberg ist „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Die Schülerinnen und Schüler erhielten jetzt in feierlichem Rahmen das Zertifikat dazu. Hintergrund ist auch, aber längst nicht nur, ein Ereignis, das nicht nur die Schule erschütterte: Im Sommer hatte ein Schüler einem anderen dessen Regenbogenfahne geklaut und diese angezündet. Der Vorfall wurde gefilmt und sorgte für Empörung in der Schülerschaft.
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Für Schulleiter Reto Stein ist genau diese Empörung wichtig. „Es gibt immer einen, der gegen alles ist, aber wenn sich dem gleich 100 andere entgegenstellen, hat das eine noch viel größere Wirkung.“ Unmittelbar formierte sich eine Gegenbewegung; Schüler gestalteten Plakate für mehr Toleranz und verteilten Regenbogenbuttons. Stein ist stolz auf die Schülerschaft, die sich gegen alle Formen von Diskriminierung engagiert und mit der Teilnahme an dem Projekt „Schule ohne Rassismus“ nun ein Zeichen setzt.
Gesamtschule Freudenberg will gegen Rassismus mit gutem Beispiel vorangehen
Die Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus“ hat bereits mehrere Projekte gegen Diskriminierung ins Leben gerufen – eine Sprayaktion auf dem Pausenhof etwa: „Es reicht nicht aus, kein Rassist zu sein, wir müssen Antirassisten sein“ war dort zu lesen. „Wir stehen für Gleichstellung und eine friedliche Schulgemeinschaft“, sagt Schülerin und AG-Mitglied Nuor Aouadhi.
„Wir sind noch keine Schule ohne Rassismus, denn wir sind keine Gesellschaft ohne Rassismus“, sagt Schulleiter Stein. Dies müsse sich ändern. Dabei sei es wichtig, jeden Einzelnen in seiner Individualität anzuerkennen. „An unserer Schule wollen wir das Anderssein nicht nur akzeptieren, sondern leben und mit gutem Beispiel vorausgehen“, betont Reto Stein. Vorurteile müsse man kritisch hinterfragen. Er versicherte den Schülerinnen und Schülern: Ihre Schule werde sie dabei nicht allein lassen. „Es sollte es egal sein, wen man liebt, wo man herkommt oder wie man aussieht.“ Gerade in Zeiten, in denen Fremdfeindlichkeit wieder zunimmt, sei es toll, dass die Schule ein starkes Zeichen dagegensetzt. „Wir leben Vielfalt und akzeptieren alle so, wie sie sind.“
Freudenbergs Bürgermeisterin lobt Schülerschaft für Engagement gegen Rassismus
Bereits 2020 stand fest, dass die Gesamtschule in die Projektgemeinschaft aufgenommen wird. Allerdings musste die Urkundenübergabe coronabedingt mehrfach verschoben werden.
Für Bürgermeisterin Nicole Reschke ist klar, dass es Haltung brauche, klare Werte für tolerantes Zusammenleben und stärkeren Zusammenhalt. „Wir müssen dafür sorgen, dass es jedem gut geht“, sagte sie. „Daher begrüße ich den Einsatz der Schüler und Schülerinnen für mehr Toleranz, Vielfalt und ein gutes Miteinander.“ Sie lobt, dass sich die jungen Menschen mutig für gesellschaftliche Werte an ihrer Schule stark machen. „Wirklich toll ist, dass die engagierten Schülerschaft damit auch andere mitreißen will.“
Projektpatin Gesamtschule Freudenberg berichtet von verletzendem Rassismus
Landrat Andreas Müller betonte, dass Rassismus und Ausgrenzung jedermann im Alltag begegne, offen oder verdeckt, bei Wohnungssuche oder Vorstellungsgespräch. Das dürfe nicht einfach geduldet werden. Auch er ist froh, dass sich Schülerschaft und Lehrkräfte der Gesamtschule nun dazu bekannt haben, einzugreifen, gegen jegliche Form der Diskriminierung vorzugehen. Die Teilnahme an dem Projekt sei ein klares Statement gegen Mobbing. Anderen offen zur Seite zu stehen, erfordere viel Mut und Verständnis. „Vielfalt ist immer eine Stärke“, betont Andreas Müller. Sein Appell an die Schülerschaft: „Bleibt kritisch, reflektiert die Einstellung von anderen und bildet euch immer eure Meinung.“
22 Schulen im Kreis machen bereits mit
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist ein bundesweites Projekt mit mehr als 3500 Mitgliedsschulen, darunter mehr als 1000 in NRW. Aus Siegen-Wittgenstein sind bereits 22 Schulen dabei.Nächstes Mitglied wird die Grundschule in Oberfischbach.
Die Autorin Melanie Raabe aus Köln ist Patin des Projekts und erzählte in einer Videobotschaft von ihrer Schulzeit, als sie das einzige schwarze Mädchen war und wie verletzend Ausgrenzung und Diskriminierung sein können. Das Engagement der Schule diene als Leitfaden, wie man allgemein miteinander umgehen und leben wolle. Das Projekt sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
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Karsten Burkhardt, Kommunales Integrationszentrum, freut sich über die Unterstützung der Lehrerschaft. Er selbst war lange Lehrer, hat oft diskriminierende Äußerungen aus dem Kollegenkreis mitbekommen.