Siegen/Kreuztal. Ein 71-jähriger Mann muss sich vor dem Amtsgericht Siegen verantworten: Eine „emotionale Ausnahmesituation“ führt zu Brandstiftung.
Ein Familienstreit aus Kreuztal landete jetzt vor dem Amtsgericht Siegen: Ein „ganz schön dickes Ding“ habe sich der Sohn des Angeklagten geleistet, erklärte Verteidiger Carsten Marx. Das brachte den Angeklagten so zur Weißglut, dass er das Auto des Sohnes anzündete. „Das war eine emotionale Ausnahmesituation“, betonte Marx bei der Verhandlung vor dem Schöffengericht.
Kreuztal: Schaden von rund 35.000 Euro nach Brandstiftung
Aus Verärgerung über das Verhalten seines Sohnes begoss der Rentner die Fahrersitze des Autos am 28. Dezember 2017 mit Benzin und warf ein angezündetes Papier hinein. Es entstand ein Schaden von 35.000 Euro – das Auto wurde vollständig zerstört.
Auch die Wand einer Kreuztaler Werkstatthalle, vor der der Audi stand, wurde in Mitleidenschaft gezogen. Vor Gericht zeigte sich der nicht vorbestrafte Angeklagte voll geständig.
Amtsgericht Siegen: Staatsanwaltschaft und Verteidigung sind für Verständigung
Die Verteidigung war von Beginn an offen für eine Verständigung mit der Staatsanwaltschaft. „Das Verfahren schwebt jetzt seit vielen Jahren über dem Angeklagten“, so Marx. „Er möchte endlich einen Schlussstrich ziehen. Das alles setzt ihm sehr zu.“ Dem Verteidiger schwebte vor Gericht eine Strafobergrenze von einem Jahr und drei Monaten vor, der Staatsanwältin Jahan Memarian-Gerlach ein Jahr und acht Monate. „Es ist ein erheblicher Schaden entstanden“, betonte sie.
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„Die 35.000 Euro, die da in Flammen aufgingen, waren die des Angeklagten“, erklärte Marx. Zwar habe der Sohn des 71-Jährigen das Auto geleast. Sein Vater habe aber wiederum einen Kredit auf sein Haus für 30.000 Euro aufgenommen. Wie die beiden die Finanzierung am Ende regelten, blieb vor Gericht unklar.
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„Mich würde die Motivlage interessieren“, betonte Staatsanwältin Memarian-Gerlach. „Wie es mir scheint, ging es um Rache. Ein niederes Motiv, um eine Tat zu begehen.“ Die Frage nach dem „Warum?“ beantworten sowohl der Angeklagte als auch sein Verteidiger vor Gericht nicht konkret. „Das sollte familienintern bleiben“, erklärte Marx. Bei dem Delikt habe sich der Angeklagte vor allem selbst geschädigt – finanziell und durch die anschließenden psychischen Belastungen. „Heute ärgert er sich kaputt“, so Marx.
Richter am Amtsgericht Siegen: Motivlage „ein kleines bisschen klarer geworden“
Die Verständigung der Staatsanwaltschaft und Verteidigung ergab ein Strafmaß zwischen einem Jahr und einem Jahr und acht Monaten. Richter Matthias Witte einigte sich zusammen mit den beiden Schöffinnen auf eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten, die auf zwei Jahre Bewährung ausgesetzt ist. Zudem muss der Angeklagte eine Geldstrafe von 500 Euro zahlen, die er aufgrund seiner geringen Rente mit 25 Euro pro Monat abbezahlen darf.
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Zu Gunsten des Angeklagten legte das Gericht das Geständnis und die fehlenden Vorstrafen aus. „Trotzdem war das sicherlich keine Kleinigkeit“, betonte Witte. Neben dem Auto hätten auch die Werkstatthalle und nahe stehende Autos in Brand geraten können. „Ihre Motivlage ist uns zwar ein kleines bisschen klarer geworden. Aber so richtig vorstellbar, was bei Ihnen an diesem Tag passiert ist, ist es nicht“, sagte Witte zum Angeklagten.
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