Dahlbruch. IG-Metall-Mitglieder stimmen neuem Zukunftstarifvertrag mit SMS group erneut zu. In der Hilchenbacher Werkstatt fallen 76 bis 196 Stellen weg.
Der neue „Zukunftstarifvertrag“ ist unter Dach und Fach: Am Montag, 30. August, haben IG Metall und Geschäftsleitung der SMS group eine Vereinbarung unterzeichnet, die in den nächsten zwei Jahren betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Von den stimmberechtigten IG-Metall-Mitgliedern haben 74 Prozent ihre Stimme abgegeben. Davon stimmten 76 Prozent für die Annahme des neuen Zukunftstarifvertrags.
Ende 2020 war die Belegschaft mit dem Vorhaben des Vorstands konfrontiert worden, 100 Millionen Euro Personalkosten einzusparen – umgerechnet 1200 Stellen in Deutschland, davon 450 in Hilchenbach. Die IG Metall beauftragte einen Gutachter, die Verhandlungen wurden aufgenommen. Herausgekommen ist ein Tarifvertrag, der den Auftragseingang als Kriterium für den künftigen Personalbestand einbezieht.
Betriebsrat: Bei SMS in Hilchenbach nachhaltig Arbeitsplätze sichern
„Wir haben die Chance, nachhaltig die Arbeitsplätze zu sichern“, sagt Betriebsratsvorsitzender Tobias Tigges. „2020 war katastrophal, derzeit entwickelt es sich positiv“, beobachtet Tigges. Ob es dabei bleibt? „Der Arbeitgeber ist pessimistisch.“ Zugesagt worden seien Garantien für die Standorte. Investitionen würden „forciert“. Bezugsfertig ist in Dahlbruch das Gebäude, in das die Mannschaft des Netphener Tochterunternehmens Amova einzieht.
Formell lag am Montag die „Ergänzung des Zukunftstarifvertrags" von 2018 auf dem Tisch – auch damals hatte die Belegschaft Zugeständnisse gemacht, um Arbeitsplätze zu sichern.
Das gesteht die SMS group den Beschäftigten mit dem Zukunftstarifvertrag zu:
An den deutschen Standorten – außer Hilchenbach sind das Mönchengladbach und Witten – werden betriebsbedingte Kündigungen weiter bis 2023 ausgeschlossen. Für 2024 und 2025 wird eine Mindestbeschäftigtenzahl von 3192 bis 3773 Vollzeitarbeitsplätzen, je nach Auftragseingang, zugesagt. Das bedeutet – bei jetzt 3849 Beschäftigten eine mögliche Streichung zwischen 76 und 657 Stellen.
+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++
Darüber hinaus wurde speziell für die Produktion in Hilchenbach – Tobias Tigges: „Hier war die Bedrohungslage besonders schlimm“ – eine Mindestbeschäftigung zwischen 254 und 374 Vollzeitstellen vereinbart. Bei jetzt rund 450 Beschäftigten in der Werkstatt hätte das eine Streichung zwischen 76 und 196 Stellen zur Folge.
In Hilchenbach arbeiten derzeit rund 1850 Menschen bei der SMS group
Eine Gesamtbeschäftigtenzahl speziell für Hilchenbach, wo derzeit rund 1850 Menschen arbeiten, wurde nicht vereinbart. Ein „Freiwilligenprogramm“, über das Beschäftigte ihr Ausscheiden gegen Abfindung vereinbaren können, läuft. 240 Beschäftigte werden bis Ende 2023 ohnehin über Altersteilzeit und Rente ausscheiden.
+++Auch interessant: SMS leistet Pionierarbeit bei Batterierecycling+++
Jährlich bis 2025 werden in Dahlbruch 44 junge Menschen ihre Berufsausbildung beginnen können 30 Prozent werden 2022 und 2023 unbefristet übernommen, 2024 und 2025 je nach Auftragseingang 30 bis 60 Prozent
Das steuert die SMS-Belegschaft zum Zukunftstarifvertrag bei:
Die Arbeitszeit wird weiter bis Ende 2023 um zwei Wochenstunden verlängert.
+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++
Die 2018 ausgehandelte Entgelterhöhung um zwei Prozent wird bis Ende 2023 weiter ausgesetzt. Tariferhöhungen ab 2022 werden in vollem Umfang geleistet.
Das Transformationsgeld fällt weiterhin weg, das tarifliche Zusatzgeld wird zum Teil gewinnabhängig ausgezahlt.