Meschede. Nach seiner Flucht aus einer Psychiatrie hat die Polizei in Meschede einen Mann gefasst. Er soll eine versuchte Tötung begangen haben.

Am Netto-Markt in der Briloner Straße in Meschede hat es am Mittwoch (29. Januar 2025) eine Festnahme gegeben, die für Aufsehen gesorgt hat. Nach Berichten von Zeugen lief der Einsatz so ab: Gegen 16 Uhr tauchen mehrere Polizistinnen und Polizisten in ziviler Kleidung vor dem Eingang des Supermarktes auf und überwältigen einen Mann, der dort zuvor einkaufen war. Der junge Mann wird fixiert und seine Augen werden verbunden.

Schal übers Gesicht gezogen

Die Beamten zogen Schlauchschals über ihr Gesicht, nur die Augen waren sichtbar. Ein Zeuge berichtete, dass er die Fahnder aufgrund der Kleidung niemals als Polizisten erkannt hätte. Deshalb irritierte der Auflauf vor dem Supermarkt auch zunächst die Anwesenden, zumal auch die Autos quer auf dem Parkplatz standen und plötzliche Hektik herrschte. Die Beamten trugen zur Erkennung roten Armbinden mit dem Schriftzug „Polizei“.

Polizei
Ein Mann wird in Handschellen gelegt - in Meschede gab es einen Polizeieinsatz (Symbolfoto). © picture alliance / Frank May | Frank May

Polizei bestätigt Einsatz

Die Polizei in Meschede bestätigt den Einsatz ziviler Fahnder. Gegen den Mann lag ein internationaler Haftbefehl vor. Dem 24-jährigen Niederländer mit Wohnsitz in Utrecht wird ein versuchtes Tötungsdelikt vorgeworfen. Er soll dort einem Menschen lebensgefährliche Verletzungen zugeführt haben, nach ersten Angaben soll die Tat im Zusammenhang mit einem Raub passiert sein. Dem Mann gelang die Flucht aus einer forensischen Einrichtung nach Deutschland.

Am vergangenen Dienstag habe es den Hinweis der niederländischen Polizei gegeben, dass sich der Gesuchte im Stadtgebiet Meschede aufhalte. Die deutschen Beamten begannen, den 24-Jährigen zu observieren. Am Mittwoch erfolgte dann der Zugriff der Mescheder Einsatzkräfte.

Einsatzort war der Netto-Parkplatz an Briloner Straße in Meschede.
Einsatzort war der Netto-Parkplatz an Briloner Straße in Meschede.

In Hotel eingecheckt?

Zunächst bestand der Verdacht, dass sich der 24-Jährige in einem Hotel oder einer Pension eingecheckt haben soll. Diese Vermutungen haben sich jedoch vorerst nicht bestätigt, so Polizeisprecher Michael Schemme. Deshalb sei der Mann über Nacht an einer anderen Stelle untergekommen - wo, das wurde nicht gesagt.

Dass die Beamten Schals über Mund und Nasen gezogen haben, sei eine taktische Entscheidung. Schemme: „Die Fahnder entscheiden, ob sie sofort erkannt werden möchten oder nicht.“

Einsatz an einem belebten Ort

Dass der Einsatz an einem belebten Ort wie einem Supermarkt-Parkplatz erfolgt ist, begründet der Polizeisprecher folgendermaßen: „Die Ermittler haben die Gesamtsituation im Augen und schätzen das kalkulierbare Risiko ein. Geht von der Person eine Gefahr aus für andere und die Beamten? Wie groß ist das Risiko, dass der Mann erneut entkommt?“ Schließlich entschieden sich die Ermittler für den Zugriff.

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Streifenwagen im Einsatz

Der junge Mann wurde von der Polizei abgeführt und befand sich dann in Polizeigewahrsam und wurde einem Haftrichter in Meschede vorgeführt. Dieser muss den bereits vorliegenden Haftbefehl aus den Niederlanden erneut aussprechen. Die Auslieferung des Verdächtigen wird über die Generalstaatsanwaltschaft in Hamm beantragt und begleitet.

Niederlande verbieten Desginer-Drogen
Dieses Bild zeigt das niederländische Wort „Politie“ (Polizei). Mehrere Ausbrüche aus einer forensischen Psychiatrie hat im Januar für Verunsicherung in dem Ort Den Dolder gesorgt. © DPA Images | Friso Gentsch

Aus geschlossener Psychiatrie

Was inzwischen bekannt wurde: Der Mann war in den Niederlanden einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Bei einem Transport soll er am 23. Januar in Den Dolder geflüchtet sein. Passiert ist der Vorfall in dem Dorf mit mehr als 4000 Einwohnern in der Provinz Utrecht. Seit einer Woche war er auf der Flucht.

Weitere Ausbrüche bekannt

In der forensischen Psychiatrie sind Menschen untergebracht, die für sich und andere eine Gefahr darstellen und kriminell geworden sind. Sie dürfen die Einrichtung nicht ohne Erlaubnis verlassen. Zuletzt hatte es mehrere Ausbrüche gegeben. Anfang Januar starb dort eine Frau (76), nachdem sie mit einem Messer attackiert wurde; der Hauptverdächtige ist ein geflohener Straftäter. Die Klinik hatte infolgedessen zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Dennoch kam es zu weiteren Ausbrüchen - wie bei dem Mann, der nun in Meschede festgenommen wurde.

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