Huxel. Wildwuchs von Windkraftanlagen: Im Bundestag kündigt sich eine Lösung an. Jonas Schulte sorgt sich dennoch um seine Heimat. Die Pläne.
Jonas Schulte aus Schmallenberg/Huxel möchte nicht tatenlos zusehen, wie ohne Plan Windkraftanlagen in seiner geliebten Heimat aus dem Boden schießen. Er hat über die Plattform „Open Petition“ eine Online-Petition gestartet und innerhalb weniger Tagen schon mehr als 1900 Stimmen (Stand 27. Januar 2025) zusammen bekommen - und damit das Ziel von 1500 Stimmen längst erreicht. Was ihn antreibt und was er plant.
„Dass in so kurzer Zeit so viele Stimmen zusammenkommen, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet“, sagt der 32-Jährige. Auch von woher die Stimmen überall kommen, sei erstaunlich. Aber es gehe schließlich auch nicht nur um Schmallenberg oder das Sauerland, es gehe um ganz NRW.
„Mit dem Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes Münster vom 26. September 2024 ist der entworfene Regionalplan für den Windenergieausbau der Bezirksregierung Arnsberg hinfällig. Das betrifft nicht nur den Regionalplan im HSK, sondern auch alle anderen Regionalpläne in NRW“, erklärt er die Situation, die ihm in den vergangenen Wochen große Sorge bereitet hat.
Im Entwurf des Regionalplans der Bezirksregierung Arnsberg sind für Schmallenberg ursprünglich Vorranggebiete mit ca. 15 bis 20 Windkraftanlagen vorgesehen gewesen. Hinzu kommen für betroffenen Ortschaften, die an der Grenze des Stadtgebiets liegen, immer noch weitere Anlagen, die Nachbarkommunen bereits gebaut haben bzw. planen.
Auf der Homepage des Hochsauerlandkreises sind (Stand Mitte Januar 2025) inzwischen aber weit über 100 Windkraftanlagen beantragt (Antrag auf Vorbescheid). „Das entspricht 500 Prozent mehr als vorgesehen. Für den gesamten Hochsauerlandkreis sind es, Stand Mitte Januar 2025, fast 700 Windkraftanlagen“, erklärt Jonas Schulte in der schriftlichen Begründung der Petition.
Nun zeichnet sich ganz aktuell im Bundestag zwar eine mögliche Lösung ab: die Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes. „Ob ein entsprechendes Gesetz aber tatsächlich noch vor der Bundestagswahl verabschiedet wird und wie bereits beantragte Anlagen davon betroffen sein werden, das ist alles noch offen“, blickt Schulte kritisch auf die neueste Entwicklung. Daher lässt er seine Petition weiterlaufen.
Er selbst wohnt in Huxel und hat die Diskussionen um Windkraftanlagen in den vergangenen Jahren immer als stiller Beobachter mal mehr, mal weniger verfolgt. Die Ereignisse der letzten Monate beunruhigen ihn aber sehr: „Hier geht es um unsere Heimat.“
Nach Gesprächen mit dem Ortsvorsteher für Holthausen und Huxel, Frank Wulf, sowie weiteren Ortsvorstehern aus den benachbarten Ortschaften, die sich alle schon lange mit dem Thema befassen, war für Jonas Schulte klar, dass er irgendetwas tun muss. Mit der Online-Petition möchte Schulte vor allem Aufmerksamkeit für das Thema erzeugen - sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik.
Verunstaltung des gesamten Sauerlandes
„Es droht die Verunstaltung des gesamten Sauerlandes aufgrund von Großkonzernen, Investoren und Lobbyisten, die Hand in Hand mit heimischen Landbesitzern, die Kommunen mit Anträgen zu Windkraftanlagen außerhalb des Regionalplans überrennen.“
Besorgniserregend sei auch, dass nach dem Urteil aus Münster viele einschränkende Vorgaben aus den Regionalplänen - wie Abstandsregelungen zur Wohnbebauung und Trinkwasserschutzgebieten, aber ach der Naturschutz allgemein - kaum noch Beachtung fänden.
Thema spaltet Dorfgemeinschaften
Er selbst ist Maschinenbauingenieur und kein Windkraft-Gegner. „Jede neue Technologie hat eine Chance verdient. Aber alles, was dauerhaft subventioniert werden muss, hinterfrage ich aus technischer Sicht schon.“ Wie kann der Strom gespeichert werden? Was passiert bei Netzzusammenbrüchen? Produktion, Aufbau, Abbau, Entsorgung - ist das wirklich nachhaltig? All diese Fragen seien nicht geklärt. Und zu Spitzenzeiten müsse Atomstrom aus den Nachbarländern gekauft werden.
„Das ist nicht zu Ende gedacht und stellt eine Gefahr für unsere Heimat und die gesamte Region dar“, ärgert sich Jonas Schulte. „Die Leidtragenden sind die Natur, die Tiere, die Naturschutz- und Quellgebiete, das Landschaftsbild, die Laub- und Nadelwälder, womöglich das gesamte Ökosystem, die Urlaubs- und Tourismusregionen und nicht zuletzt die heimischen Menschen in den Dörfern und Städten.“ Schon jetzt würde das Thema Dorfgemeinschaften spalten.
Forderungen an Stadt, Kreis und Regierungen
„Wir fordern die Stadt Schmallenberg, den Hochsauerlandkreis, die Bezirksregierung Arnsberg, als auch die Landesregierung NRW und die Bundesregierung auf, die Umsetzung der außerhalb von Regionalplänen beantragten Bauvorhaben von Windkraftanlagen zu unterbinden sowie nachträglich rückgängig zu machen“, heißt es abschließend in der Online-Petition. Diese will Jonas Schulte erst einmal weiterlaufen lassen, um möglichst viele Stimmen vorlegen zu können.
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Überreicht werden sollen diese dann persönlich an Landrat Dr. Karl Schneider. „Zur Übergabe werden wir Bürgermeister Burkhard König, Kanzlerkandidat Friedrich Merz und weitere heimische Politiker einladen.“
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