Bödefeld. Nicole Wegener aus Bödefeld stürzt wegen eines rücksichtslosen Motocross-Fahrers. Auch fast zwei Monate nach dem Unfall steht ihr Leben kopf.

„Mir ist erst viel später bewusst geworden: Ich hätte tot sein können.“ Es ist ein schöner Herbsttag mitten im November, als Nicole Wegener mit zwei weiteren Reiterinnen einen Ausritt durch die Felder zwischen Bödefeld und Brabecke macht. Die Drei treffen auf einem unbefestigten Feldweg auf einen Motocross-Fahrer; ohne Rücksicht fährt dieser viel zu eng an den Pferden vorbei, lässt hinter ihnen den Motor mehrfach aufheulen. Der Wallach von Nicole Wegener scheut, steigt - und fällt mit seiner Reiterin in den Graben. Wahrscheinlich überlebt sie nur, weil sie einen Reithelm trägt.

Noch immer ist nicht klar, ob der Oberkiefer von Nicole Wegener erhalten bleiben kann. Wochenlang war ihr Mund von Drähten durchzogen worden, um den Kiefer zu stabilisieren und von zu viel Bewegung abzuhalten. Erst eine Woche nach dem Unfall war sie in der Lage gewesen, ihre Pferde zu besuchen, die sie in Eigenregie in Bödefeld hält. An Reiten ist noch nicht wieder zu denken. „Ich bin noch nie vom Pferd gefallen und nicht direkt wieder aufgestiegen“, erinnert sie sich - unsicher, was das verändern werde. Bei der Versorgung der Pferde erhalte sie glücklicherweise viel Unterstützung von Freunden und Familie.

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Auch bei der verzweifelten Suche nach dem rücksichtslosen Motocross-Fahrer hat Nicole Wegener viel Unterstützung bekommen. Durch verschiedene Aussagen von Freunden, Nachbarn, Bekannten, ist für sie mittlerweile klar: Es muss ein Teenager aus dem Dorf gewesen sein, der von Brabecke aus in die Felder gefahren war und schließlich nach dem Unfall in Bödefeld am Sportplatz vorbeikam - dort hatte ein Fußballspiel stattgefunden, mehrere Bödefelder hatten das Motocross aus den Feldern kommen sehen.

Opfer ist sich sicher: Sie weiß, wer der Täter ist

Nicole Wegener ist sich ziemlich sicher, dass sie weiß, um welchen Jugendlichen es sich handelt. „Ich wünschte, die Eltern hätten reinen Tisch gemacht, sich bei mir gemeldet“, sagt sie - man kenne sich, sie habe sogar ein bisschen Land von der Familie gepachtet, als Weide für die Pferde. „Aber sie reden bis heute nicht mit mir, bestreiten, etwas damit zu tun zu haben. Warum? Wenn man Fehler macht, muss man doch dazu stehen.“ Für sie ist es wichtig, dass der Teenager versteht, was er getan hat: Durch sein Verhalten wurde ein Leben zerstört, zwei weitere gefährdet.

Erst Wochen nach dem Unfall besucht sie mit ihrem Ehemann die Unfallstelle. „Ich weiß gar nicht mehr genau, wo das war, zwischen welchen Bäumen ich lag“, erzählt sie. „Es ging alles so schnell.“ Ihrem Pferd mache sie übrigens keine Vorwürfe: „Der hat reagiert, wie ein Pferd eben reagiert.“ Er sei zwar noch jung, allerdings eigentlich ein sicherer Begleiter. Auch Waldarbeiter, denen Nicole Wegener mit ihren Pferden regelmäßig im Wald begegne, seien verwundert und schockiert: „Einer sagte zu mir: ‚Was war denn da los? Der ist doch sonst nicht so schreckhaft.‘ Aber es sind halt Fluchttiere.“

Wie es anderthalb Monate nach dem Unfall weitergeht

An arbeiten ist für Nicole Wegener weiterhin nicht zu denken, sie schläft schlecht und hat auch dadurch, dass sie wochenlang nur Flüssignahrung zu sich nehmen konnte, mehrere Kilos abgenommen. Den Pachtvertrag wird Nicole Wegener nicht mehr verlängern. „Ich bin so dankbar für die vielen Hinweise und die Unterstützung - das kann ich gar nicht oft genug betonen“, sagt sie. „Jetzt hoffe ich, dass Bödefeld mich auch da nochmal unterstützen kann.“ Sie ist auf der Suche nach neuem Weideland für ihre sechs Pferde und Ponys im oder am Ort. „Wer Pachtland hat, soll mich bitte unter  01718856020  anrufen.“

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Mittlerweile liegt die Akte des Falls von Nicole Wegener bei der Staatsanwaltschaft in Arnsberg. „Die Ermittlungen laufen weiter“, versichert Staatsanwaltschaft Thomas Poggel. Mehr kann er zum Fall derzeit noch nicht sagen.

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