Bödefeld. Nach einem schweren Reitunfall bei Bödefeld spricht die Betroffene: Es ist unklar, ob ihr Kiefer erhalten bleibt. Sie hat einen Wunsch.
Binnen weniger Minuten hat sich das Leben von Nicole Wegener aus Bödefeld verändert: Sie war ausreiten, mit Freundinnen, hat den Samstagnachmittag des 16. November auf dem Rücken ihres Wallachs genossen, den sie selbst gezüchtet hat. Eine Strecke, auf der sie oft unterwegs sind, mit Pferden, die im Gelände sicher sind. In den Feldern zwischen Bödefeld und Brabecke treffen sie auf einen Motorcross-Fahrer - Augenblicke später liegt Nicole Wegener im Graben, muss mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Siegen geflogen werden: Der Oberkiefer ist gebrochen, sie hat fünf Zähne verloren, Lippe und Kinn mussten genäht werden.
So hat Nicole Wegener ihren schweren Unfall erlebt
Wie kam es zu diesem schrecklichen Unfall? Der Motorcrossfahrer kam aus Richtung Brabecke, sie und eine Mitreiterin berichten, dass die Maschine auf der Kreuzung vor ihnen sogar noch kurz zum Stehen kam. „Dann ist der mit Vollgas auf uns zu - wir sind zu zweit nebeneinander geritten, ein schmaler Feldweg, der hatte eigentlich gar keinen Platz - der muss nur minimalen Abstand gehabt haben“, erinnert sich Nicole Wegener. „Dann hat er hinter uns noch ein paar Mal den Motor aufheulen lassen, richtig laut - das passiert nicht aus Versehen.“ Ihr Wallach erschreckt sich, springt nach vorne, steigt - und verliert das Gleichgewicht. „Ich hatte kurz Angst, dass er mit mir in den Graben fällt.“
„Mein Mund ist zugedrahtet, ich kann nur flüssige Nahrung zu mir nehmen - Hunger habe ich keinen, ich esse aus Pflichtgefühl.“
Sie weiß noch, wie sie fällt, immer die Angst, dass das Pferd mit fällt - danach hat sie immer wieder Blackouts, erinnert sich gar nicht an die Bergung aus dem Graben, an den Transport mit dem Rettungswagen zum Helikopter. „Ich habe Blut erbrochen, mehrfach - danach war ich kurz klar, und dann wieder weg.“ Erst im Krankenhaus kommt Nicole Wegener zu sich, erfährt im Delirium, dass sie operiert werden muss - der verzweifelte Versuch, ihren Oberkiefer zu retten. „Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passiert.“
Wie es nach dem Unfall weiterging
Mehrere Tage muss Nicole Wegener im Krankenhaus bleiben, bei ihren sieben Pferden war sie auch eine knappe Woche nach dem Unfall noch nicht wieder. „Zum Glück ist meinem Pferd nichts passiert.“ Der sei zwar sehr aufgeregt gewesen nach dem Unfall, sei aber nicht gestürzt und nicht davon gelaufen.
Mittlerweile ist Nicole Wegener wieder zu Hause - aber an Normalität ist nicht zu denken. „Mein Mund ist zugedrahtet, ich kann nur flüssige Nahrung zu mir nehmen - Hunger habe ich keinen, ich esse aus Pflichtgefühl.“ Überall, wo sie hingeht, muss sie eine Zange mitnehmen - falls etwas passiert und man ihr den Mund öffnen muss. Bis zu sechs Monate werde es dauern, bis man feststellen könne, ob ihr der Oberkiefer ganz oder in Teilen erhalten bleiben könnte. Die Momente des Unfalls, an die sie sich erinnern kann, hat sie immer wieder im Kopf, wie ein Film - schlafen fällt ihr schwer. „Jedes Mal, wenn auf der Straße ein Motor aufdreht, reagiere ich darauf.“
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Angst war eigentlich nie Nicole Wegeners Begleiter: „Ich habe fast alle meine Pferde selbst ausgebildet - für sie würde ich die Hand ins Feuer legen.“ Nur wenige Tage vorher waren sie bei einem Ausritt auf Waldarbeiter mit ihren lauten Maschinen getroffen - das war kein Problem gewesen. Dass ihr sowas mal passieren würde, hätte sie sich niemals ausmalen können. „Die meisten Motorradfahrer, die wir auf Ausritten treffen, nehmen Rücksicht, fahren langsamer oder bleiben sogar stehen“, lobt sie. „Aber auch einige Fußgänger oder Hundebesitzer berichten, dass es hier einige Motorcrossfahrer gibt, die sehr skrupellos unterwegs sind - dass sie Angst haben davor.“
Die Suche nach dem Schuldigen
Nicole Wegener ist mit Freunden und Familie auf der Suche nach dem Schuldigen, steht im engen Austausch mit der Polizei. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Fahrer zu dem steht, was er getan hat“, sagt sie. „Und ich hoffe jetzt, dass wir ihn finden.“ Deswegen hofft sie auch, dass sich Menschen bei ihr oder der Polizei melden, wenn sie etwas gesehen haben oder Informationen zu dem Fahrer haben. Nicht, weil sie ihm schaden möchte - sondern weil sie wolle, dass er wisse, was er angerichtet habe mit seinem rücksichtslosen Verhalten.
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„Ich gehe davon aus, dass das noch ein Jugendlicher war, der war ganz schmal gebaut.“ Vermutlich aus der Gegend - denn die Feldwege zwischen Brabecke und Bödefeld müsse man kennen, um die richtigen Wege zu nehmen, da komme man nicht aus Versehen vorbei. „Ich will mir gar nicht ausmalen, was er als nächstes anstellt.“
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