Meschede. Das umstrittene Heizungsgesetz steht auf der Kippe: Bei den Verbrauchern herrscht große Unruhe. So reagieren Installateure in Meschede.

Nach langen Diskussionen hat der Bundestag erst vor knapp einem Jahr das Gebäudeenergiegesetz (GEG) beschlossen - und schon jetzt steht es auf der Kippe. Medienberichten zufolge wollen FDP, AfD, Union und BSW das sowieso umstrittene Heizungsgesetz nach der Bundestagswahl 2025 wieder deutlich verändern. Auch die SPD rückt von dem Gesetz ab.

Ein Mitarbeiter einer Sanitär- und Heizungsbaufirma installiert eine moderne Gasbrennwerttherme. Das Heizungsgesetz wird neu diskutiert. Das raten Experten aus Meschede. (Symbolbild)
Ein Mitarbeiter einer Sanitär- und Heizungsbaufirma installiert eine moderne Gasbrennwerttherme. Das Heizungsgesetz wird neu diskutiert. Das raten Experten aus Meschede. (Symbolbild) © picture alliance/dpa | Picture Alliance/dpa

Das Ampel-Gesetz sieht vor, dass seit 2024 Heizungen in Neubauten mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Bestandsbauten richten sich nach dem Wärmeplan der jeweiligen Kommunen. Wie genau das neue Gesetz aussehen soll, ist noch unklar. Wie im Jahr 2023 herrscht auch dieses Jahr auf dem Heizungsmarkt wieder eine große Verunsicherung - auch in Meschede.

Ein großes Hin und Her

Ingomar Schennen, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hochsauerland, kritisiert das Hin und Her der Politik. „Das Problem ist die Ungewissheit. Die Menschen, Handwerker wie Verbraucher, brauchen eine Verlässlichkeit, eine Planungsgrundlage.“ Seit Monaten werde der Politik bereits vorgeworfen, diese Verlässlichkeit nicht zu bieten. Und nun würden wieder neue Fragen aufgewühlt, die die Verbraucher hemmen.

„Das ist eine schwierige Situation. Wir wissen nicht, was kommt. Die Menschen fragen sich, was sie nun tun sollen“, sagt Ingomar Schennen. Viele Kunden würden in dieser Situation erstmal die Füße stillhalten und ihre Aufträge zurückhalten. „Das wirkt sich natürlich auf die Handwerksbetriebe aus. Die Auftragsbestände werden zurückgehen.“

Ingomar Schennen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.
Ingomar Schennen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. © WP | Ute Tolksdorf

Die neue Diskussion lasse viele Fragen offen. „Die aktuelle Regelung unterstützt den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme mit Fördermitteln. Für Hauseigentümer bringt das Hin und Her beim GEG viel Unsicherheit. Wie sollen die Kunden dann wieder Vertrauen fassen und die Modernisierung ihrer veralteten Heizsysteme angehen? Für den ohnehin angeschlagenen Heizungsmarkt und unsere Handwerksbetriebe ist das eine fatale Begleitmusik“, betont Schennen.

Heizungsgesetz: Das rät der Fachmann

Doch der Experte hat auch einen Rat für Verbraucher: „Auch mit dem Bruch der Ampelkoalition steht noch bis Ende 2024 der Fördertopf des BEG mit insgesamt 16,74 Milliarden Euro für klimabewusste Immobilienbesitzer zur Verfügung. Besser werden die Förderbedingungen mit einer neuen Regierung nach derzeitiger Einschätzung sicherlich nicht. Insofern heißt es jetzt: Nicht warten, sondern schnell sein und einen Förderantrag stellen!“

Sollte die Förderung bereits zugesagt sein, sollte man einem Fachbetrieb den Auftrag erteilen. Sobald eine offizielle Zusage vorliege, sei das Geld geblockt. „Wenn ein Vorhaben in der Planung ist, bringen Sie den Auftrag unter Dach und Fach, sorgen Sie für eine schnellstmögliche Förderantragsstellung und setzen Sie darauf, dass es mit der Förderzusage noch klappt“, fügt er hinzu.

Rückgang des Marktes

„Der Markt ist völlig verunsichert“, stimmt auch Karl-Josef Lange von Lange Hausinstallation aus Eslohe zu. Der Energieexperte ist vor allem auf Heizungen mit Biomasse spezialisiert und bemerkt einen Rückgang des Marktes. Eine Absatzstatistik für das dritte Quartal 2024 des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie bestätigt das: Der Absatz ist insgesamt um 48 Prozent eingebrochen. Es wurden allein nur 141.500 Wärmepumpen eingebaut, das jährliche Ziel liege bei 500.000.

Karl-Josef Lange, Energieexperte und Inhaber von Lange Hausinstallationen in Eslohe.
Karl-Josef Lange, Energieexperte und Inhaber von Lange Hausinstallationen in Eslohe. © Privat

Viele Kunden wollen aktuell noch ihre Anträge stellen, um sich so die Förderung zu sichern, andere warten die neuen Vorschläge ab. Was 2025 kommt, wisse man noch nicht. „Dass etwas passieren muss, steht fest“, betont Lange. Er stelle jedoch die Art und Weise in Frage.

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Die Situation wiederholt sich

„Wir spüren wieder eine große Verunsicherung, obwohl wir gerade Klarheit hatten“, sagt auch Andre Knoche von Knoche Haustechnik in Schmallenberg. Das Gesetz solle wieder offener gestaltet werden, was das genau bedeutet, steht noch nicht fest.

Andre Knoche, Inhaber von Knoche-Heiztechnik in Bad Fredeburg.
Andre Knoche, Inhaber von Knoche-Heiztechnik in Bad Fredeburg. © Privat | Privat

Handwerker und Hersteller gehen aktuell davon aus, dass bei dem neuen Entwurf des GEG vor allem ein Großteil der Förderung wegfallen werde. Aber: „Das kann keiner voraussagen. Es ist wieder ein Durcheinander und wir können nicht gescheit beraten.“ Die Förderung sei noch bis zum 31. Dezember sicher, was im neuen Jahr ist, ist noch ungewiss.

Trotzdem: „Ausschlaggebend für neue Heizungen sind die laufenden Kosten, nicht die Förderung. Erneuerbare Energien können sich trotzdem lohnen, wenn bei endlichen Brennstoffen der Preis angehoben wird“, sagt Andre Knoche. Die Situation vom letzten Jahr wiederhole sich: „Wir stehen wieder im Dunkeln.“

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