Velmede/Bestwig. Die Gemeinde Bestwig könnte bis zur Kommunalwahl eine neue Ortschaft bekommen. Was hinter dem Wunsch der CDU steckt und was die anderen sagen.

Die CDU in der Gemeinde Bestwig wünscht sich einen eigenen Ortsvorsteher für Bestwig. Dafür soll der Bezirk Velmede neu geordnet und in die Bezirke Velmede und Bestwig aufgesplittet werden. Ein entsprechender Antrag war jetzt Thema im Gemeinderat.

Die Motivation für den Antrag basiere auf der Größe der Ortschaft Velmede, begründete CDU-Fraktionschef Alexander Brockhoff den Vorstoß seiner Partei. „In Velmede leben rund 42 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde“, wurde Brockhoff konkret. „Angesichts dieser Dimension sind wir der Auffassung, dass es an der Zeit ist, den Bezirk neu zu ordnen und den in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Ortsteil Bestwig zu einer eigenen Ortschaft zu machen“, so Brockhoff.

Wichtiges Ehrenamt

Ortsvorsteher seien in der Regel die ersten Ansprechpartner der Bürgerinnen und Bürger in den Orten bei Problemen oder Anregungen. Außerdem seien sie wichtiges Bindeglied zu den Vereinen und ehrenamtlichen Initiativen. Je größer ein Ort sei, desto umfangreicher seien auch die zu erledigenden Aufgaben und desto schwieriger werde es sich in Zukunft gestalten, Personen zu finden, die sich für dieses wichtige Ehrenamt zur Verfügung stellen.

 Alexander Brockhoff

„Angesichts dieser Dimension sind wir der Auffassung, dass es an der Zeit ist, den Bezirk neu zu ordnen und den in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Ortsteil Bestwig zu einer eigenen Ortschaft zu machen.“

Alexander Brockhoff
CDU

Die SPD begrüßt den Vorstoß der Christdemokraten. Es müsse allein schon deshalb eine Lösung gefunden werden, weil bei der Größe des Bezirks keine Gleichbehandlung gegeben sei, betonte Jörg Salinus für die SPD. Ob eine Splittung des Bezirks aber tatsächlich die beste Lösung wäre, ist für die SPD noch fraglich. Salinus gab zu bedenken, dass selbst bei der Bildung eines weiteren Ortsvorsteherbezirks die Ortschaften Velmede und Bestwig immer noch die doppelte bis dreifache Größe der übrigen Ortschaften haben werden.

Was ihm im Antrag der CDU fehle, sei ein Blick auf das örtliche Leben - auf die Entwicklung der Ortsteile und vor allem auf die Vereinsstrukturen. Er denke hier vor allem an die größeren Vereine wie den TuS und den Schützenverein, die schon über Jahrzehnte für Velmede und Bestwig Verantwortung übernehmen. Auch der Dorfverein Velmede-Bestwig decke beide Ortsteile ab. „Im Vereinsleben sind Bestwig und Velmede verbunden. Die Vereine sind entsprechend aufgestellt und auf einen Ortsvorsteher fixiert“, so Salinus. Hier habe die SPD-Fraktion Bedenken, dass durch eine Trennung der Ortsteile möglicherweise andere Schwierigkeiten oder Probleme geschaffen werden könnten.

Jörg Salinus

„Vor einer solch weitreichenden Entscheidung würden wir gern die Meinung der örtlichen Vereine hören und nicht über deren Köpfe hinweg entscheiden.“

Jörg Salinus
SPD
Ortsschild Bestwig
Die Gemeinde Bestwig könnte bis zur Kommunalwahl 2025 eine neue Ortschaft bekommen. Das zumindest wünscht sich die CDU. © Funke Medien NRW | Mustafa Amet

Weile gerade dieser Punkt es wert sei, noch einmal genauer betrachtet zu werden, bestehe für die SPD weiterer Beratungsbedarf. Man wolle vor einer solch weitreichenden Entscheidung die Meinung der örtlichen Vereine hören und nicht über deren Köpfe hinweg entscheiden. Denkbar sei für die SPD als mögliche Alternative auch die Bildung eines Berzirksausschusses für den Doppel-Ort. Angesichts der Größe der beiden Ortsteile lohne es sich zumindest darüber ebenfalls nachzudenken. Wahlweise könne man sich statt der Einrichtung eines neuen Ortsvorsteherbezirks für Bestwig auch einen stellvertretenden Ortsvorsteher für Velmede-Bestwig vorstellen, der sich die Aufgaben mit dem Ortsvorsteher teilt.

  Martin Bracht                   

„Es geht keineswegs darum, bestehende Strukturen zu sprengen oder etwas auseinander zu dividieren. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Wir wollen es noch enger zusammenschweißen.“

Martin Bracht
CDU

Einstimmig einigten sich CDU, SPD und Grüne darauf, den Antrag der CDU-Fraktion in die Fraktionen zurückzuverweisen, um die Zeit bis zur tatsächlichen Umsetzung zur Kommunalwahl 2025 für weitere Beratungen zu nutzen. Der Gemeinderat will sich dann in seiner Februar-Sitzung erneut mit der Thematik beschäftigen.

Katja Seidel

„Es handelt sich hier um ein Ehrenamt. Und da sollte sich niemand kaputtknüppeln, weil er zwei Orte abdecken muss.“

Katja Seidel
Grüne

CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Brockhoff machte allerdings bereits deutlich, dass die CDU-Idee nicht darauf abziele, die Vereinsstrukturen zu belasten. Schließlich gebe es auch in anderen Orten der Gemeinde Vereine, die über die Grenzen des eigenen Dorfes hinweg aktiv seien. Als gut funktionierende Beispiele nannte Brockhoff den FC Ostwig/Nuttlar und den TuS Valmetal. „Hier funktioniert es auch mit mehreren Ortsvorstehern“, betonte Brockhoff. Auch Fraktionskollege Martin Bracht untermauerte die Intention der CDU. Der Antrag habe nicht das Ziel, die Vereine zu schwächen. Ganz im Gegenteil: Damit solle das Dorfleben gestärkt werden.

Ralf Péus

„Die Bildung eines Bezirksausschusses würde einen riesigen Verwaltungsaufwand mit sich bringen. Und die Verantwortlichkeiten wären damit noch lange nicht geklärt.“

Ralf Péus
Bürgermeister

„Denn zwei Ortsvorsteher bedeuten auch zwei mal Engagement“, so Bracht. Eine enge Zusammenarbeit der beiden Ortsvorsteher sei für die CDU eine Selbstverständlichkeit. „Aus meiner Sicht ist es nicht schlimm, wenn Vereine nach einer Splittung des Bezirks zwei Ansprechpartner hätten“, so Bracht. Das könne sich eher positiv auswirken. „Es geht keineswegs darum, bestehende Vereinsstrukturen zu sprengen oder etwas auseinander zu dividieren. „Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Wir wollen es noch enger zusammenschweißen“, betonte Bracht.

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Katja Seidel, Fraktionsvorsitzende der Grünen signalisierte bereits Zustimmung zum Antrag der CDU. Gleichwohl könne sie aber auch der Argumentation der SPD-Fraktion folgen. Insofern begrüße auch sie die Möglichkeit zu einer erneuten Beratung, in deren Rahmen man sich möglicherweise noch einmal umstimmen lasse. Auch die Grünen wollen auf jeden Fall eine Entlastung sehen. „Es handelt sich hier um ein Ehrenamt. Und da sollte sich niemand kaputtknüppeln, weil er zwei Orte abdecken muss“, so Seidel.

Von der Alternative, einen Bezirksausschuss für den Doppelort Velmede-Bestwig zu gründen, hat Bürgermeister Ralf Péus in der Sitzung bereits eindringlich abgeraten.  „Dies würde einen riesigen Verwaltungsaufwand mit sich ziehen. Und die Verantwortlichkeiten sind damit noch lange nicht geklärt“, machte Péus deutlich.

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