Velmede/Gretzenbach (CH). In einer berührenden Doku offenbart die Bestwigerin Sarah Lingg, wie die Totgeburt ihres Sohnes das Leben ihrer Familie verändert hat.
Lennard stirbt im Bauch seiner Mutter, er kommt still zur Welt. Nur wenige Tage vor dem errechneten Geburtstermin. Sarah Lingg, geborene Bücker, bringt Lennard in einer natürlichen Geburt zur Welt. Das ist der empfohlene Weg. Die Erinnerungen an die schlimmsten Stunden ihres Lebens schilderte die gebürtige Sauerländerin 2019 in einem Interview.
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Tod hat alles verändert
Doch wie ging es danach weiter? Lennards Tod änderte alles. „Es gibt ein Leben vor und nach Lennard. Sein Tod hat mich komplett verändert“, sagt Sarah Lingg. Die gebürtige Sauerländerin, sie wuchs in Velmede auf, findet in einer Trauergruppe Hilfe und Halt und entscheidet sich später ebenfalls für eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin. Sie möchte anderen Frauen und Familien helfen, die ein Kind betrauern. Sie engagiert sich auch im Verein „Himmelskind“ und gibt Seminare.
Dokumentation auf SFR
Es ist auch der Grund, weshalb Sarah Lingg sich für eine Dokumentation des Schweizer Fernsehsenders SFR begleiten ließ. Dem Reporterteam gewährt sie intime Einblicke in ihr Leben und ihre Emotionen. Sie möchte damit Familien in Trauer zeigen: „Ihr seid nicht allein“.
Arbeit als Trauerbegleiterin
Das SFR-Kamerateam begleitet sie während ihrer Arbeit als Trauerbegleiterin und ist auch bei der Geburt des dritten Kindes dabei. Die Familie trägt bei den Untersuchungen Mundschutz, der Dreh erfolgte noch unter Pandemiebedingungen. Leon kommt im August 2022 zur Welt. Vier Jahre nach Lennard, drei Jahre nach Lia.
Es sind emotionale Aufnahmen, denn Sarah Lingg schildert in einem Videotagebuch auch ihre Ängste und Sorgen, die sie in den letzten Tagen ihrer dritten Schwangerschaft begleiten. Lennard starb nachts in der 38. Schwangerschaftswoche, mit Leon im Bauch traut sie sich kaum noch zu schlafen. Leons Geburt wird schließlich eingeleitet.
Wieder ohne Baby im Zimmer
Dann der Schock: Leon hatte Fruchtwasser eingeatmet. „Deshalb wurde er mir noch im OP weggenommen und auf die Neonatologie gebracht, wo er einige Tage bleiben musste. Das heißt, ich lag wieder ohne Neugeborenes in meinem Zimmer im Krankenhaus“, erzählt sie. Hier kamen wieder all die Emotionen von 2017 hoch. „Das war nicht so schön.“ In der späteren TV-Reportage werden diese Szenen nicht verwendet.
Beim Kennenlernen im Spital ist die Kamera wieder dabei. Die Bilder, wie sich die kleine Lia schüchtern über ihren Bruder beugt, um ihn zu streicheln, gehen ans Herz. Die TV-Reportage zeigt das Leben einer fünfköpfigen Familie, in der immer jemand fehlt: Lennard. „Es tut weh, es wird immer weh tun“, sagt Sarah Lingg.
Das Leben danach
Mit dem Tod habe sie sich vor Lennard nie beschäftigt. Die Toten wurden beerdigt und dann habe es schnell weitergehen müssen, so sei es ihr vorgelebt worden. Mit Lennards Tod fand sie nun einen eigenen Weg. Das Erinnern, nicht das Vergessen, nimmt einen großen Raum ein. So freut sie sich auch immer, wenn die Menschen direkt von Lennard sprechen, seinen Namen nennen.
Besuch auf dem Friedhof
Vor allen wichtigen Terminen gehört auch ein Besuch auf dem Friedhof dazu - seit sieben Jahren ist das so. Es ist der Ort, wo sich die Mutter ihrem Sohn am nächsten fühlt. Auch nach Lias Geburt führte der erste Weg zum Grab. Sie stellte den Maxi-Cosi ab und sagte: „Ich möchte dir deine Schwester vorstellen.“
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Die Reportage ist bis zum 15. Dezember 2024 in der 3Sat-Mediathek abrufbar.
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