Schmallenberg. Karina Dommes steigt mit 44 Jahren ins Bestattungsunternehmen der Familie ein. Warum sie sich erst jetzt dafür entschieden hat.
Karina Dommes sitzt im Büro des Bestattungsunternehmens Josef Didam in Schmallenberg. Die 44-Jährige ist in das Familienunternehmen ihres Vaters eingestiegen – ein Schritt, den sie vor Jahren noch nicht gewagt hätte. Denn auch wenn sie die Arbeit im Bestattungs- und Tischlerei-Betrieb von Kindesalter an mitbekommen hatte, hätte sie nie gedacht, dass sie diese Arbeit einmal selbst machen wird, so Karina Dommes – doch es kam alles anders.
Übernahme vom Familiengeschäft: Messe verdrängt die Zweifel
Ihr Vater und Chef des Unternehmens, Josef Didam, übernahm den Betrieb 1983 von seinem Vater. Künftig wird Karina Dommes die Firma also in dritter Generation weiterführen. Nach der Schulzeit konnte sich die 44-Jährige eine Ausbildung im Bestattungs- und Tischlereibereich nicht vorstellen. Stattdessen schlug sie einen anderen Weg ein: Jahrelang arbeitete sie als Fremdsprachenkorrespondentin.
„Vergangenes Jahr waren wir auf einer Bestattermesse, das war der Umschwung“, erinnert sich Karina Dommes zurück. Ihr Mann Andreas Dommes hilft bereits seit Jahren seinem Schwiegervater. Durch die beiden Männer habe sie sich immer wieder mit dem Beruf beschäftigt. Die Messe habe dann ihre letzten Zweifel genommen und „den Schalter umgelegt.“
Bestatterin: Mehr als nur Trauer
„Die Bestattungskultur hat sich geändert. Es ist ein sehr interessanter Beruf mit vielen Möglichkeiten“, sagt Karina Dommes. „Es ist nicht nur die dunkle Seite.“ Bestatterin zu sein bedeute auch, mit vielen unterschiedlichen Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen.
Auch die Flexibilität des Berufs, dass sie teilweise auch außerhalb der gewöhnlichen Zeiten und am Wochenende arbeiten müsse, gefällt ihr sehr. „Es ist nicht mehr der strukturierte Tag, sondern mal etwas ganz anderes“, sagt Karina Dommes. Natürlich ist die Arbeit auch traurig und herausfordernd, aber sie versuche immer ihr Bestes zu geben.
Bestattungen und Tischlerei
Als die Entscheidung gefallen war, überlegte die Familie, den Betrieb umzubauen. Die große Werkstatt, in der Josef Didam seine Tischlerarbeiten macht, wurde verkleinert, um Platz für einen modernen Ausstellungsraum und Besprechungsraum zu schaffen.
Mit seinen 70 Jahren leitet Josef Didam weiterhin den Betrieb. Geplant ist es, den Chefsessel in zwei Jahren an seine Tochter zu übergeben. Er selbst will aber trotzdem noch weiter aushelfen. „Solange es gesundheitlich möglich ist, möchte ich noch helfen. Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt Josef Didam.
„Wir haben eine Ausstellung, mit allen Dingen, die ich angefertigt habe“, erzählt Josef Didam. Der gelernte Tischler fertigt in seiner Werkstatt auch Sitzmöbel, Weinschränke, Tische und Wanderstöcke an, die verkauft werden. „Das macht einen Riesenspaß.“ Karina Dommes wird nur den Bestattungsbetrieb übernehmen und die Produkte auch weiterhin zum Verkauf anbieten, die Produktion wird sie jedoch nicht weiterführen. „Die Maschinen sind noch da, vielleicht will mein Enkel später damit arbeiten“, sagt Didam.
Familienunternehmen in dritter Generation
Statt einer Ausbildung konnte Karina Dommes mehrere Fortbildungen absolvieren – unter anderem hat sie gelernt, wie man ein Trauergespräch führt. Sie freut sich auf ihre Selbstständigkeit, nervös mache sie der Gedanke nicht: „Ich habe einen guten Lehrer“, sagt sie mit Blick auf ihren Vater.
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„Ich bin froh, noch nicht die Hauptverantwortung zu tragen. Ich werde bestimmt noch lernen müssen, aber man lernt mit den Erfahrungen.“ Ihr Vater stimmt ihr zu: Es sei schön, dass sie nicht ins kalte Wasser geworfen werde, sondern Zeit habe, alle Aufgaben in Ruhe zu lernen, bevor sie komplett die Verantwortung übernehme. „Der Betrieb ist schon so lange am Markt, es ist schön, dass Karina ihn übernimmt“, freut sich Josef Didam über die Zukunft. Und auch Karina Dommes ist glücklich: „Ich bin stolz, dass ich die Firma weiterführen kann.“
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