Bödefeld. Vandalismus in Schulbussen von Hunau-Reisen in Bödefeld erreicht neues Ausmaß: Müll verteilt, Sitze zerrissen und sogar Brandlöcher.
„Dass es gewisse Verunreinigungen gibt, ist normal“, sagt Axel Knipschild, Geschäftsführer von Hunau-Reisen in Bödefeld. Das Busunternehmen bietet schon seit über 70 Jahren Busreisen an und unterstützt schon seit Jahrzehnten im Linienverkehr im Sauerland - Schulbusverkehr gehört hier zum Tagesgeschäft. Und dass es auch mal Schüler gäbe, die sich nicht gut benehmen, gebe es auch immer wieder.
„Wir hatten auch schonmal Fälle in Sundern oder im Raum Schmallenberg, wo es vereinzelt Vandalismus gab“, erinnert sich Axel Knipschild - das sei allerdings schon Jahre her. Und: „So etwas wie aktuell hatten wir noch nie.“ Da werden Taschentücher in die Ritzen gestopft, Kaugummis unter die Sitze geklebt und die Schutzkappen der Haltegriff-Befestigungen abgelöst. Auf der Schulbusstrecke von den Winterberger Schulen über die Dörfer bis nach Bestwig-Wasserfall wird offensichtlich nichtmal vor der Nutzung eines Feuerzeugs im Bus zurückgeschreckt.
Das volle Ausmaß der Zerstörung in den Schulbussen
Der Blick in einen der Linienbusse zeigt das volle Ausmaß: An eigentlich allen Haltegriffen fehlen die Schrauben-Abdeckungen - dafür stecken Kaugummis darin. Die Haltegriffe sind eingeritzt, förmlich angesägt - mit einem Schlüssel, einem Lineal oder etwas ähnlich festem, scharfkantigem. Unter den meisten Sitzen liegt Müll: Taschentücher in den Ritzen, Kaugummis einfach so auf dem Boden, teilweise in den Gurtschlössern.
Der Filzstoff auf der Sitzrückseite ist allein in einem Bus bei vier verschiedenen Sitzen angekokelt: In den einen wurde mit Flammen ein Herz „gemalt“, der andere weist tiefe Brandlöcher auf - und der nächste hat auf einer handgroßen Fläche eine ebene Fläche, wo vorher der raue Filzstoff war. Die schlimmste Beschädigung zeigt sich aber erst in der letzten Sitzreihe: Einem Sitz fehlt auf der halben Rückseite der Stoff - er ist einfach abgerissen. Der Schaumstoff, der das Sitzgerüst füllt, ist rausgerissen, liegt noch Sitzreihen weiter vorn einfach unter den Sitzen. Bei dem Sitz und seinem direkten Nachbarn wurde sogar schon ein Loch in die Vorderseite der Lehne gemacht - man kann eine ganze Fingerkuppe durchstecken.
„Das Problem ist, wenn die Schüler einmal eine Kante haben, an der sie anfangen können zu knibbeln, dann knibbeln die, bis nichts mehr übrig ist“, weiß auch Kevin Hesse, der bei Hunau Reisen für die Disposition der Busse zuständig ist. Wenn also einmal der Anfang da sei, eskaliere die Zerstörung immer weiter. „Um den Stoff so abzureißen, muss man richtig Kraft aufbringen.“ In einigen Fällen sei vermutlich sogar ein Messer genutzt worden, um den Stoff auf- und abzuschneiden.
Was das für das Unternehmen bedeutet
So eine Sachbeschädigung verursacht massive Kosten und Umstände für das Busunternehmen: Die Sitze müssen ausgebaut und neu bezogen werden. Das muss ein Fahrzeugsattler machen - zum Glück gibt es in Bödefeld noch einen. Und dann muss natürlich weiter der Stoff in dem Muster genutzt werden: Ein Spezialstoff, der extra robust und schwer entflammbar ist - eine Sicherheitsvorgabe. „Wir bekommen immer eine gewisse Menge Stoff vom Hersteller mitgegeben bei Auslieferung“, erklärt Axel Knipschild. Wie lange diese Reserve hält? Das vermag er nicht zu sagen.
Zuletzt hatte es bei Hunau Reisen 2022 eine „Sitz-Reparatur-Aktion“ gegeben: Da hatte das Unternehmen sechs Sitze aus allen Linienbussen zum Sattler gegeben. Jetzt seien sieben Busse allein im letzten halben Jahr betroffen - jeweils mit einer handvoll Sitzen, die komplett neu gemacht werden müssen. „Pro Sitz kostet uns das ungefähr 600 Euro“, schätzt Axel Knipschild - wobei diejenigen, aus denen der Schaumstoff rausgerissen wurde, sogar noch teurer würden.
Wie soll ein Busfahrer so etwas bemerken?
Das Problem: Die Busfahrer können ihre Augen nicht überall haben. Videoüberwachung gibt es in den Bussen von Hunau Reisen nicht - gerade im Linienverkehr sei die Installation von Kameras aus Datenschutzgründen sehr schwierig. Gerade bei den Schulbussen: Neben dem Verkehr achte man auch darauf, dass besonders die jüngeren Schüler alle einen sicheren Platz gefunden haben, sich festhalten können und dass jeder dort aussteigen kann, wo er aussteigen muss.
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Dazu kommt: Die Schulbusse sind oft „bis vorn hin voll“, da könne man nicht auf das Verhalten der Einzelnen achten - schon gar nicht in den hinteren Sitzreihen, die höher sitzen, weswegen man die Fahrgäste dort kaum sehen könne im Spiegel. „Wir bemühen uns, einen guten ÖPNV zu stellen - nicht nur unsere Reinigungskräfte hier auf dem Betriebshof, sondern auch die Busfahrer während ihrer Touren“, sagt Axel Knipschild. „Aber so abgestraft zu werden? Das demotiviert und macht wütend.“ Einfach rausschmeißen geht übrigens nicht: Busfahrer haben besonders Schülern gegenüber eine Beförderungspflicht.
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