Werpe. Alle sind auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum: Andreas Osebold steckt viel Arbeit in sie. Mit diesem Preis können Kunden rechnen.

Ein Weihnachtsbaum ist ungefähr zehn Jahre alt, wenn er geerntet wird: Die ersten drei Jahre wird der Setzling in der Baumschule herangezogen, bevor er in einer Weihnachtsbaumkultur gesetzt und weiter zu voller Größe gepflegt wird. Nach rund zehn Jahren sind sie dann in der perfekten Größe, um geerntet zu werden: Ungefähr 1,70 bis über zwei Meter groß mag der Deutsche seinen Weihnachtsbaum, gleichmäßig kegelförmig mit einer lichten Spitze.

Das weiß Andreas Osebold aus Werpe aus Erfahrung: Sein Vater hat in den Achtzigern den landwirtschaftlichen Betrieb in Werpe um die ersten Weihnachtsbaumkulturen erweitert. Das wurde Schritt für Schritt erweitert, mittlerweile setzt man bei den Osebolds komplett auf Weihnachtsbäume. Seit September stecken sie schon mitten in der Vorbereitung für den Verkauf - und das, obwohl mit dem Schlag der Bäume erst Mitte November begonnen wird.

Wie viel Arbeit in einem Weihnachtsbaum steckt

„Jeder Baum wird von uns einzeln bewertet und etikettiert“, so Andreas Osebold, gleichzeitig Vorstandsmitglied der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW. Er hat eine Weste mit den verschiedenen Etiketten und einen Stab, der farblich markiert ist - so erkennt er einfacher die Größe des Baums als wenn er jeden mit einem Zollstock ausmisst.

Andreas Osebold Weihnachtsbaumkulturen
Jeder Baum wird händisch von Andreas Osebold markiert: So können sie nach der Ernte besser für den Verkauf sortiert werden. © WP | Katharina Kalejs

Jeder Baum wird auf „halber Spitzenhöhe“ gemessen, also in der Mitte des langen Triebs nach oben - so viel wird im Durchschnitt beim Schmücken abgeschnitten, damit die Spitze noch einen Platz darauf findet. Jeder Baum wird bewertet, wie gleichmäßig er gewachsen ist: Gibt es platte Stellen? Oder Lücken zwischen den Ästen? Ist er schön gerade gewachsen oder doch an der einen oder anderen Stelle krum?

„Die Etiketten dienen dann zur Vorsortierung“, erklärt Andreas Osebold. Nach Größe, Wuchs, Baumqualität. „Jeder hat da sein eigenes System.“ Damit kann er, wenn die Bäume dann eingepackt sind, die Bäume einfacher sortieren und auch einfacher verkaufen. „Gute Organisation in der Vorbereitung ist wichtig, wenn es dann im Dezember hoch her geht.“

Wann die meisten Bäume verkauft werden

Mittlerweile, so Andreas Osebold, hat sich der Markt verschoben - besonders seit der Corona-Pandemie. „Früher war die Woche vor Weihnachten unser Hauptgeschäft und am 24. wurden immer noch die Verkaufsstände überrannt“, erinnert er sich. „Das ist immer noch die stärkste Woche. Aber mittlerweile verkaufen wir viele Weihnachtsbäume schon ab dem ersten Advent. An Heiligabend kommen aber nur noch die wenigsten.“

Alle sind auf der Suche nach dem perfekten Baum - und dadurch werden auch die Produzenten zu Perfektion gezwungen. Triebe werden im Frühjahr gezupft, damit die Bäume nicht zu breit wachsen, und mit gezielten Ritzungen mit einer Astschere kann Andreas Osebold sogar ein Stück weit die Länge der Baumspitze beeinflussen.

Für viele ist die Suche nach dem richtigen Baum eine zeitintensive Angelegenheit - manche Familien, weiß Andreas Osebold, machen daraus einen ganzen Tagesausflug.
Für viele ist die Suche nach dem richtigen Baum eine zeitintensive Angelegenheit - manche Familien, weiß Andreas Osebold, machen daraus einen ganzen Tagesausflug. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Diese Konzentration aufs Detail sorgt dafür, dass Andreas Osebold den allergrößten Teil seiner Bäume ernten und verkaufen kann. Die meisten werden Weihnachtsbäume, aus anderen widerum wird Schnittgrün produziert. Und was passiert mit denen, die nicht verkauft werden können, weil sie nicht schön sind? „Die werden dem Boden wieder zugeführt“, erklärt er. Sie werden also Dünger für die nächste Generation Bäume, die auf der Fläche wachsen darf.

Wie teuer werden die Weihnachtsbäume 2024?

Die Menge an Aufwand, die in einen Baum fließt, will natürlich auch bezahlt werden - dazu kommen die gestiegenen Lohnkosten und Lebenskosten, die auch die Weihnachtsbaumbauern trifft. „Die Weihnachtsbäume sind in den letzten Jahren teurer geworden, wie wohl alles teurer geworden ist“, sagt Andreas Osebold. Eine übermäßige Preissteigerung sehe er deswegen nicht.

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Einen genauen Preis kann und will Andreas Osebold nicht nennen - schließlich hänge der Preis auch immer von den Wachstumsbedingungen, der Baumart, der Größe des Baums und der Menge an Pflege an, die in ihn geflossen ist. „Wir werden uns in dieser Saison wohl in einer Spanne von rund 22 bis 30 Euro pro Meter bewegen“, vermutet Andreas Osebold. Die größeren Bäume seien dabei immer teurer als die kleineren; der durchschnittlich große Weihnachtsbaum werde sich wohl eher in der unteren Hälfte der Preisspanne bewegen.

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