Meschede. Die Ausbildung bei Martinrea Honsel hat weiter einen exzellenten Ruf. Trotz Krise und Kurzarbeit in der Automobilzulieferer-Branche.
Am Berufsinfo-Stand von Martinrea Honsel gibt es in diesem Jahr Waffeln - mit Firmenlogo aus Puderzucker. Früher wurde zu Vorführungszwecken auch mal Metall gegossen, aber Waffelduft wirkt deutlich anziehender. „Aber unser Prinzip ist geblieben: Flüssiges wird in einer Form fest“, sagt Markus Knoche, Ausbildungsleiter Technik, mit einem Lachen. Zu zeigen, wie Martinrea Honsel arbeitet, welche Produkte hergestellt werden, welche Chancen eine Ausbildung bietet, darum geht es bei der Berufsinfobörse im Berufskolleg (BIB) in Meschede. Wie 90 weitere Aussteller, nutzt auch das Mescheder Traditionsunternehmen diese Chance.
100 Azubis
Im Flyer der BIB steht, dass bei Martinrea Honsel 1800 Menschen beschäftigt sind, 100 davon sind Auszubildende. Damit ist Honsel weiterhin der größte Arbeitgeber in Meschede und einer der größten Ausbildungsbetriebe im HSK. Der Betrieb beschäftigt weiterhin fünf hauptamtliche Ausbilder und betreibt eine eigene Lehrwerkstatt, die auch andere Unternehmen nutzen wie Bond in Brilon oder Howmet (Tital) in Bestwig. Eine ähnliche Lehrwerkstatt leistet sich im HSK sonst nur noch der Leuchtenhersteller Trilux in Hüsten. So viel zu den Fakten.
Schützenhalle gemietet
Doch die Zeiten haben sich geändert. „Wann ist euer Bewerbungsschluss?“, war früher die häufigste Frage bei Bewerbern. Bis Weihnachten waren alle Plätze vergeben, erzählt Dieter Berndt, Leiter Personalentwicklung. Heute sei die Azubi-Rekrutierung ein ganzjähriges Geschäft. Das letzte Bewerbungsgespräch führte er noch drei Tage vor Ausbildungsstart. Im Ausbildungsjahr, das vor zwei Wochen begann, blieben zwei Stellen unbesetzt. Vorbei sind also auch die Zeiten, wo man zum Einstellungstest mehrere Hundert Bewerber in die Schützenhalle einlud. Heute erfolgen die Tests in Zehner-Gruppen.
Immer Schwankungen
Geblieben sei jedoch die intensive Betreuung, betonen Knoche und Berndt. Auch auf die Prüfungen werde sich gemeinsam vorbereitet. Nur äußerst selten fällt jemand durch. „Wir investieren so viel, weil wir die Leute brauchen“, bringt Markus Knoche es auf den Punkt. Auch in der Krise, gerade in der Krise. Die Branche sei schließlich immer schon Schwankungen unterlegen.
Optimismus
Auch die neue Generation bei Honsel schaut optimistisch in die Zukunft. Die aktuelle Situation beunruhige sie nicht und sei untereinander auch kein Thema. „Es werden immer Autos gebaut werden“, sagt Luke Schürmann (23), angehender Gießereimechaniker. Die Kurzarbeit, die mittlerweile die gesamte Produktion betrifft, auch die Kokille startet damit im Oktober, gilt nicht für Auszubildende.
170.000 Euro für neue CNC-Fräse
„Bei unserer Geschäftsführung hat die Ausbildung einen hohen Stellenwert“, betont Dieter Berndt. Die Anzahl an Ausbildungsplätzen sei seit Jahren konstant. Jedes Jahr werde 250.000 Euro allein in das Ausbildungsequipment investiert. Zuletzt wurde für 170.000 Euro eine neue CNC-Fräse angeschafft. Auf der nächsten BIB könnte es deshalb dann bald Waffeln mit eingeprägten Martinrea-Logo geben. „Wir arbeiten daran“, erzählt Nina Fuchs (20), Auszubildende zur technischen Produktdesignerin.
Gehalt und Urlaub
Die 20-Jährige ist eine der Ausbildungsbotschafter, die in den Schulen das Unternehmen und die Möglichkeiten vorstellen. Und wonach fragen die Schülerinnen und Schüler als Erstes? „Nach dem Gehalt und den Urlaubstagen“, sagt Malte Filthuth (19), der angehende Mechatroniker in der Automatisierungstechnik lacht. Martinrea Honsel vergütet seine Azubis nach Metalltarif bei einer 35-Stunden-Woche und 30 Tagen Urlaub. Im dritten Lehrjahr kommen die jungen Menschen dann schon auf ein Gehalt von 1300 Euro. „Aber wir erklären den Schülern natürlich auch, was wir produzieren“, so Filthuth.
V8 Motorblock für AMG GT
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Dazu gehört auch der V8 Motorblock M177 für den AMG GT. Das Bauteil wird am Infostand ausgestellt und dreht sich langsam im Schweinwerferlicht. Ein junger Mann beugt sich nach vorn, betrachtet den Motorblock eingehend und macht Fotos. Autofans wissen genau, was sie dort vor sich haben. „Mich macht das auch stolz, wenn an mir ein Auto vorbeifährt und ich weiß, dass da ein Teil von uns drin steckt“, sagt Luke Schürmann und grinst.
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