Calle. Ronja Bünner hat in ihrem ersten Beruf Tierleben gerettet. Jetzt kümmert sich die 23-jährige Meschederin um verstorbene Haustiere.
Wenn ein Haustier stirbt, dann geht oftmals auch ein treuer Freund. Diesen einfach in der Mülltonne zu entsorgen oder in der Tierkörperbeseitigung kommt dann nicht infrage. Doch wohin mit Pferden, Hunden, Katzen oder Kaninchen, wenn man nicht will, dass sie zu Seife oder Tierfutter verarbeitet werden? Eine Möglichkeit ist die Einäscherung. Ronja Bünner aus Calle arbeitet für die Rosengarten Tierbestattung in Arnsberg.
Erfahrung aus der Tierarztpraxis
Die 23-Jährige machte nach ihrem Abitur am Berufskolleg Bergkloster Bestwig erst eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten. „Zur Ausbildung gehört auch die Beratung, was mit dem Tier nach dem Tod passieren kann. Ich kannte also die Arbeit von Tierbestattern schon aus diesem Blickwinkel.“ Dann suchte das Unternehmen Rosengarten Tierbestattung eine Mitarbeiterin für die Region, „gern auch Quereinsteiger“. Die Meschederin bewarb sich und wurde genommen. Ihr Arbeitgeber ist ein deutschlandweit arbeitendes Unternehmen, das unter anderem eine Filiale in Arnsberg unterhält. An 365 Tagen im Jahr können sich dort Tierbesitzer melden und ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin holt verstorbene Tiere in den Tieratztpraxen oder auch zu Hause ab und nimmt sie mit zur Einäscherung, „Kremierung“ im Fachjargon.
Auch Pferde können eingeäschert werden
Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten: Die Tiere werden in Willebadessen - dort steht eins der hauseigenen Krematorien - mit anderen eingeäschert (Basis- oder Gemeinschaftskremierung). Ihre Asche wird dann auf dem daneben liegenden Streufeld oder anonym in der Landschaft verstreut. Man kann das Tier auch einzeln kremieren lassen und die Asche mit nach Hause nehmen und sie dort selbst verteilen. Wie sich Tierbesitzer mehrheitlich entscheiden, das vermag Ronja Bünner gar nicht zu sagen. „Das ist sehr individuell.“ Selbst Hamster und Mäuse würden zur Tierbestattung abgegeben. Ein Schaf allerdings, auch wenn es noch so sehr geliebt wird, ist kein Haus-, sondern ein Nutztier, weiß sie. „Das muss zur Tierkörperbeseitigung.“ Pferde dagegen können eingeäschert werden.
Bestattung im eigenen Garten
Natürlich kann man kleinere Tiere, wie Hunde und Katzen, auch im eigenen Garten bestatten. Dafür müssen aber einige Regeln beachtet werden. Zum Beispiel muss man den toten Körper mindestens 50 Zentimeter tief beerdigen, abseits von Wegen und Wasserschutzgebiete sind ausgenommen. Im Zweifel wird eine Anfrage bei der Kommune empfohlen.
„Jeder Tierhalter trauert individuell“, beobachtet die Meschederin. Sie mag diese Gespräche, das Gefühl, dass sie einfach dadurch hilft, dass sie ein offenes Ohr hat. „Manche wollen gern über das Tier sprechen, über all‘ das, was sie mit ihm erlebt haben. Andere sind eher schweigsam.“ Ronja Bünner drängt sie nicht. „Da ist ja jeder anders. Oft sind das aber schon sehr emotionale Gespräche.“ Meist gehe es eher um die schönen Erinnerungen.
„Tiere werden immer mehr zum Familienmitglied. Ein Hund oder eine Katze begleiten oft 14 Jahre. Sie sind Seelentröster und wissen oft mehr als jeder andere über den Menschen.“
Raum der Stille in Arnsberg
Meist nimmt sie das Tier dann direkt mit. Manchmal bringen es die Halter auch selbst nach Arnsberg, um sich zu verabschieden oder fährt zum Krematorium. „Wir haben dafür einen eigenen Raum der Stille, in dem der Liebling in einem Körbchen noch mal aufgebahrt werden kann. Dort kann man sich dann in aller Ruhe verabschieden.“ Wer ein besonderes Erinnerungsstück sucht, wird auch fündig - von Aufbahrungsfotos über den Huf- oder Pfotenabdruck bis zum Schmuckstück, in das Asche und Tierhaare eingearbeitet werden.
Das Verhältnis zum Tier verändert sich, das erlebt auch die junge Frau. „Es wird immer mehr zum Familienmitglied. Ein Hund oder eine Katze begleiten oft 14 Jahre. Sie sind Seelentröster und wissen oft mehr als jeder andere über den Menschen.“ Den meisten falle es schwer, das Tier nach seinem Tod abzugeben. „Sie wollen deshalb den letzten Weg begleiten.“ Das Schönste an ihrem Job sei daher die Übergabe der Urnen, „weil das Tier so nach seinem Tod symbolisch wieder zurückkommt.“ Gilt das auch für die Asche eines Pferdes? Ronja Bünner muss schmunzeln: „Natürlich, aber das sind dann rund 30 Kilo Asche.“
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