Wenholthausen. Zuletzt wollten 1000 Marokkaner bei ihm arbeiten. Walter Beckmann vom „Sauerländer Hof“ in Wenholthausen löst sein Problem anders.
Die Beschäftigungssituation in der Gastronomie ist schwierig, Fachkräfte sind kaum zu finden. Der Gastronom und Hotelier Walter Beckmann (70) vom Sauerländer Hof in Wenholthausen bei Eslohe hatte zuletzt sogar haufenweise Stellenanfragen aus Nordafrika. Seine Personalprobleme haben sich aber schlagartig gelöst.
Wie Sechser im Lotto - „oder mehr“
Sie hatten zuletzt gesagt, der Markt für Fachkräfte in der Gastronomie sei wie leergefegt. Was hat sich für Sie seitdem geändert?
Ich bin jetzt sehr zufrieden. Letztes Jahr hatte ich einen Mitarbeiter im Service verloren – das war danach eine sehr anstrengende Zeit. Ich glaube, der liebe Gott wollte mich prüfen und sehen, ob ich das durchstehe! Dann hat er gesagt, jetzt helfe ich dir. (lacht) Ich habe seitdem einen neuen Restaurantleiter. Das war wie ein Sechser im Lotto – oder mehr!
Wie findet man denn dann doch eine Fachkraft, gerade für einen Betrieb auf dem Land?
Das war Zufall. Klaus Koßmann ist ein alter Hase aus der Gastronomie: Er war in der Vergangenheit immer schon im Vorbeifahren auf meine roten Schirme im Biergarten aufmerksam geworden. Letztes Jahr rief er an, und fragte, ob wir mal sprechen könnten. Wir wurden uns schnell einig. In der heutigen Zeit ist das in der Gastronomie irre! Er kommt auch unheimlich gut bei den Gästen an.
Mit einer Kraft mehr ändert sich tatsächlich so vieles?
Ja, schon eine Person mehr löst viele Probleme. Seitdem hat sich hier im Betriebsablauf alles entspannt.
Kein Interesse mehr aus Nordafrika
Zuletzt berichteten Sie, dass Sie 1000 Anfragen vor allem aus Marokko mit möglichen Bewerbungen hatten. Was ist daraus geworden?
Das stoppte schlagartig. Von einem Tag auf den anderen kam nichts mehr. Ich weiß nicht, woran es lag. Offenbar bin ich in Marokko nicht mehr als möglicher Arbeitgeber gelistet. Es hatte sich auch jemand bei mir gemeldet, der mir danach Ratschläge geben wollte, wie man die Angebote aus Nordafrika kanalisieren könnte, um ernsthafte Bewerber herauszufinden. Auch von dem habe ich dann nichts mehr gehört.
Wie sieht denn der Alltag in einem Familienbetrieb aus?
Meine Frau muss sehr früh aufstehen für unsere Übernachtungsgäste, die hier sind. Das ist ein langer Tag. Manchmal sind das für uns Doppelschichten. Ich arbeite von 8.30, 9 Uhr bis 14 Uhr, dann mache ich Pause, dann bin ich um 17 Uhr wieder da, bis 22 Uhr etwa. Wenn die Atmosphäre in einem Betrieb gut ist und die Gäste zufrieden sind, dann ist es sicher anstrengend, aber man steht es anders durch. Mit acht Mitarbeitern in der Küche, Restaurant und Etage kommen wir gut klar. Alle sind hochmotiviert und geben für den Gast jeden Tag ihr Bestes. Dazu möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken: Es ist mir und meiner Familie eine große Freude, mit diesem tollen Team zu arbeiten.
„Wenn ich weiterhin so gut drauf bleibe, dann mache ich locker fünf Jahre weiter. “
Als 15-Jähriger in die Lehre
Sie sind jetzt 70 Jahre alt. Andere sind da längst im Ruhestand. Denken Sie nicht ans Aufhören?
Wie lange hält man das durch? Gute Frage… Mein Ziel ist gerade: Wenn ich weiterhin so gut drauf bleibe, dann mache ich locker fünf Jahre weiter. Mein Laden hat so eine hohe Akzeptanz, da freue ich mich ja drüber. Und ich habe 55 Berufsjahre am 1. September hinter mir. Das schafft man heute gar nicht mehr. Ich bin mit 15 Jahren in die Lehre als Koch gegangen, seit 1986 bin ich selbstständig: Ich bin schon ein bisschen stolz darauf.
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Ein Verkauf ist kein Thema für Sie?
Wenn morgen einer mit einem vollen Koffer Geld kommen würde, dann würde ich schon darüber nachdenken! (lacht). Das kann ich nicht leugnen. Natürlich wäre das auch meinem Alter geschuldet. Aber ich bleibe dabei: Es macht mir immer noch Spaß. Wenn ich merke, dass etwas schwächelt, dann würde ich versuchen, eine Lösung zu finden.
Kurzurlauber fehlen
Wie ist die Situation in Ihrem Betrieb?
Das Restaurant hat viele, viele Gäste. Da kann ich überhaupt nicht klagen. Beim Hotel merkt man, dass Kurzurlauber, die zwei, drei Tage bleiben, in diesem Jahr ein bisschen fehlen. Kurzurlauber, so ist meine Erfahrung, entscheiden sich kurzfristig, wohin sie fahren. Da hatten wir wohl durch das schlechte Wetter das Nachsehen.
Sie sind inzwischen auch in den Sozialen Medien unterwegs, posten Fotos Ihrer Gerichte. Wie wichtig ist das und wie wichtig sind Bewertungen?
Mir macht das Spaß, Fotos von den Gerichten zu posten, die ich zaubere. Auswärtige schauen schon, was es an Angeboten in der Gastronomie in ihrem Nahbereich gibt. Die informieren sich auch über Bewertungen. Wenn die gut sind, ist das auch eine tolle Werbung. Man muss seinen Laden eben gut führen, das spricht sich schon herum.
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