Meschede. Drei Tote bei Unfällen bei Schmallenberg, Eversberger „beerdigen“ ihre Selbstständigkeit, Reitpferd mit Tollwut - vor 50 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 50 Jahren, im August 1974, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Mysteriös: Unfall ohne Bremsspuren

Auf der B 236 zwischen Gleidorf und Winkhausen kommt ein Pkw aus ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab und prallt gegen einen Baum. Es gibt nicht einmal Bremsspuren. Der Fahrer, ein jugoslawischer Gastarbeiter, stirbt noch am Unfallort. Zwei Tage danach stirbt auch die Beifahrerin, eine 23-jährige Gastarbeiterin aus Schmallenberg, an den Folgen. In den ersten acht Monaten des Jahres 1974 gibt es damit bereits 16 Verkehrstote im Kreis Meschede.

Bei diesem Unfall sterben im August 1974 zwei Menschen in Gleidorf bei Schmallenberg.
Bei diesem Unfall sterben im August 1974 zwei Menschen in Gleidorf bei Schmallenberg. © WP Meschede | Jürgen Kortmann

16-Jährige getötet

Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Landstraße bei Westfeld werden drei junge Insassen eines Pkw schwer verletzt. Eine 16-Jährige, die auf dem Beifahrersitz des Pkw ist, stirbt an den Folgen des Unfalls im Krankenhaus Fredeburg – die junge Schmallenbergerin war kurz vor Vollendung ihres 17. Geburtstages. Der Pkw-Fahrer ist zu schnell gefahren, in einer scharfen Kurve verliert er die Kontrolle über das Auto und prallt frontal gegen einen Baum.

Die Schau der Menschenaffen

In Meschede findet wieder eine große Kirmes an der Schützenhalle statt. Organisiert wird sie von dem Schausteller und gebürtigen Mescheder Hans Schäfer. Sein Vater Johann hat während des Krieges Schaustellerwagen im Schwarzen Bruch vor Bombenangriffen versteckt. Einmalig in Meschede wird eine Schau mit Menschenaffen sein, darunter „Charlie“, ein 150 Pfund schwerer Schimpanse – der angepriesen wird, weil er durch die Nase rauchen kann.

500 Füchse in vier Wochen getötet

Die Tollwut greift um sich im Kreis Meschede. Das Kreisveterinäramt erhöht deshalb die Prämie für jeden erlegten Fuchs auf 50 Mark. Allein von Mitte Juli bis Mitte August werden 500 Füchse als Überträger der Krankheit getötet. Innerhalb von 14 Tagen werden 13 neue Tollwutfälle bekannt, vor allem bei Haustieren – unter anderem bei einem Reitpferd in Enste.

Weitere Rückblicke hier:

  • Mescheder Firmen werben in Italien Arbeitskräfte an, 150 Kilo Staub pro Stunde in Ramsbeck, Kritik am Schmallenberger Wasserpreis, Ostwiger Lebensretter am Diemelsee - vor 65 Jahren.
  • Gestohlene Waffen der Familie Veltins in Dortmund entdeckt, Fälscher mit Führerscheinen fliegen auf, Niki Lauda fährt mit Rennmotor von Honsel, Bezirksregierung verbietet Rallye - vor 40 Jahren.
  • Schlimmstes Gewitter des Jahres richtet Millionenschaden an, Landwirt in Eversberg stirbt bei Unglück, Honsel zahlt freiwillig Prämie, Frauen in Grafschaft verärgert über Schützen - vor 55 Jahren.
  • Modernstes Schiff auf Rhein auf „Fredeburg“ getauft, Erzbischof untertage, „Todesbrücke“ in Freienohl erneuert, drei Tote bei Unfällen, Bau von Ingenieurschule in Meschede - vor 60 Jahren.
  • Anschlag auf neue Reinigung in Meschede, Fernseher explodiert in Hospital, Verärgerung im Dorf um Schalke 04, Brief ins Gefängnis verrät Brüder in Velmede - vor 40 Jahren.
  • Stichflamme bei Eslohe tötet Kind am Grill, in Meschede entsteht das höchste Haus, Schmallenberger Unternehmen macht in Bergbau, zwei besondere Abitur-Jahrgänge - vor 50 Jahren.

Doch wieder Bergbau in Ramsbeck?

5000 Menschen kommen innerhalb der ersten 14 Tage in das neu eröffnete Bergbaumuseum in Ramsbeck. Die Deutsche Metall-Gesellschaft Frankfurt hält dabei die Hoffnung hoch, dass der Erzbergbau in Ramsbeck neu belebt werden könnte: Der Aufbau einer modernen Grube würde allerdings 50 Millionen Mark an Investitionen kosten. Die bisherige Grube ist vor sieben Monaten geschlossen worden. Die Metall-Gesellschaft baut gerade eine neue Erzgrube auf, im Norden von Kanada.

Lennestadt gibt drei Orte an Eslohe ab

Mit der Stadt Lennestadt wird das Einvernehmen erzielt, dass Schwartmecke, Leckmart und Dormecke bei der geplanten kommunalen Neuordnung zur Gemeinde Eslohe zugeordnet werden sollen: Alle drei Ortsteile seien bislang schon auf die Ortschaft Cobbenrode ausgerichtet.

Rasch 618.000 Mark für neue Straßen

Das Ende ihrer Selbstständigkeit im Zuge der kommunalen Neugliederung lassen sich die Eversberger etwas kosten: Die Stadtvertretung Eversberg lädt die Bürger zum Schnadegang mit Freibier ein, es wird 500 Brezel geben. In Eversberg spricht man scherzhaft vom „Gemeinde-Beerdigungsfest“. Die Stadt gibt in ihrer letzten Haushaltsberatung vor der Eingemeindung mit Meschede auch noch schnell Geld aus: 618.000 Mark (und damit 500.000 Mark mehr als ursprünglich geplant) für den Bau von Gemeindestraßen, bewilligt wird für 58.000 Mark der Bau einer Rollschuhbahn auf dem Schlossberg.

Kippen lösen Brand in Kneipe aus

50.000 Mark Schaden entsteht durch einen Schwelbrand in der Bahnhofs-Gaststätte in Wennemen. Ein Nachbar, der frühmorgens zur Arbeit geht, sieht Rauch aus dem Gebäude. Vermutlich haben glimmende Zigarettenkippen im Schankraum Brand ausgelöst. Weil die Feuerwehr in Wennemen keine Atemschutzmasken hat, muss die Feuerwehr aus Meschede helfen. Der größte Teil der Inneneinrichtung wird durch das Feuer zerstört.

Geflüchteter Verbrecher bricht Autos am Hennesee auf

Am Parkplatz der Berghauser Bucht am Hennesee kann die Mescheder Polizei einen Automarder festnehmen – dort sind in der Vergangenheit immer wieder Autos aufgebrochen worden. Der Mann gibt sich als amerikanischer Staatsbürger aus Heidelberg aus. Die Polizei ermittelt dann, dass es sich in Wirklichkeit bei ihm um einen aus der JVA Frankfurt geflüchteten Straftäter handelt, der noch zwei Jahre Gefängnis abzusitzen hätte. Ihm können 23 Aufbrüche an Autos und Betrügereien in Meschede, Frankfurt und Heidelberg nachgewiesen werden. In seinem Auto wird ein geladener Trommelrevolver gefunden.

Heu entzündet sich selbst

In Berge brennt auf einem Bauernhof ein Gebäude, in dem Heu eingelagert ist, bis auf die Grundmauern ab. Die Feuerwehr Berge kann das Übergreifen der Flammen auf das benachbarte Wirtschaftsgebäude verhindern. Bandursache ist eine Selbstentzündung des Heus. Die Kriminalpolizei in Meschede warnt Landwirte: Feucht eingefahrenes Heu oder Stroh könne sich über Wochen erhitzen und dann in Brand geraten. Sie rät, die Temperatur ständig mit Sonden zu messen. Wenn das Heu nach faulem Obst rieche, drohe eine Selbstentzündung.

Stadt organisiert Kartoffelbraten für alle

Die Stadt Meschede will für die ganze Bevölkerung ein öffentliches Kartoffelbraten organisieren. Stattfinden soll das auf der Wiese am Haus Dortmund, die Feuerwehr soll die Organisation durchführen.

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