Meschede. Enten tummeln sich auf einem Teich in Meschede. Darunter sind auch schneeweiße Tiere. Wo sie herstammen und warum das risikoreich ist.
Im Kohlwedertal in Meschede haben Enten ein neues Zuhause gefunden. Spaziergänger vermuten, dass es sich dabei um eine besondere Rasse handelt. Was die Biologische Station HSK dazu sagt.
Ausgebüxte Laufenten?
Die Enten, darunter auch schneeweiße Tiere, die an Hausenten erinnern, fühlen sich auf dem Josefsteich offenbar pudelwohl. Sie plantschen im Wasser, quaken lauthals. Kommen sie ans Ufer, sieht man es zweifelsfrei. Es handelt sich um Laufenten, vermutet wird, dass sie in Eversberg ausgebüxt sind.
Typische für diese Tiere ist nicht die weiße Farbe, sondern die langen, hochgereckten Hälse, der besondere, watschelnde Gang und ihre Vorliebe für Schnecken. Das macht sie zu beliebten Haustieren überall dort, wo man Gartenpflanzen schützen will. Allerdings blickt Dr. Axel Schulte, wissenschaftlicher Leiter der Biologischen Station des HSK in Brilon, durchaus kritisch auf diesen Trend.
Einkreuzungen in den Wildbestand
„Bei den Laufenten handelt es sich um dieselbe Art wie unsere wilde Stockente. Sie wurde in Asien umgezüchtet“, so der Biologe. Das Problem der Zuchtform: Da die Tiere den gleichen Genpool wie die Stockente haben, können sie Nachkommen hervorbringen, die wiederum fruchtbar sind. „Solche Einkreuzungen in den Wildbestand, finden Biologen und Naturschützer problematisch“, sagt Schulte.
Es bestehe zwar nicht, wie bei anderen Einkreuzungen, die Gefahr, dass der Bestand gefährdet werde, „Stockenten gibt es ausreichend“, aber die Kreuzungen veränderten den Genpool der Wildtiere. „Reine, von züchterischen Veränderungen unbelastete Wild-Populationen sind ein wichtiger Schutzgegenstand“, erklärt Schulte und appelliert an die Tierhalter, gut auf ihre Haustiere aufzupassen und sie entsprechend einzuzäunen.
„Durchmischen sich die Erbanlagen, so gefährdet das auch Widerstandskraft und Fitness für das raue Leben in der Natur bei den frei lebenden Populationen.“
Tiere verlieren wichtige Anpassungen an die Natur
An vielen Gewässern in Siedlungsnähe seien solche farblich abweichenden Enten, oft erkennbar verpaart mit Wildenten, das Ergebnis einer immer wieder erfolgenden Einkreuzung durch entflohene Haustiere. Das Problem: „Unsere Arten haben sich über lange Zeit viele genetisch fixierte Eigenschaften erworben, die sie fit machen, für all‘ die draußen auf sie einwirkenden Herausforderungen.“
Über viele Generationen in menschlicher Obhut gehaltene Tiere dagegen verlören nicht nur die äußere Erscheinung der Wildform, sondern auch manche dieser wichtigen Anpassungen. „Durchmischen sich die Erbanlagen, so gefährdet das auch Widerstandskraft und Fitness für das raue Leben in der Natur bei den frei lebenden Populationen.“
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Da er die Enten im Kohlwedertal nur schwimmend gesichtet hat, kann Schulte nicht zweifelsfrei sagen, dass es sich um Laufenten handelt. „Es können auch andere Hausenten sein, also durch Domestikation veränderte Stockenten“, sagt Schulte. „Aber das Problem einer Einkreuzung in die Wildpopulationen der Stockente bleibt dasselbe.“
HINTERGRUND
Laufenten wurden neben dem Josefsteich auch an der Ruhr bei Wehrstapel gesichtet.
Neben den Enten haben sich auch Kanadagänse den Josefsteich als neues Zuhause auserkoren.
Sie vertrieben derweil die Graugänse, die dort zuvor genistet hatten, weil sie größer und angriffslustiger sind.
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