Schmallenberg. Blick auf den Rettungsdienst in Schmallenberg: Wo Herausforderungen sind, warum sich etwas ändern muss und das so schnell nicht geht.
Momentan wird immer wieder auf Rettungszeiten im Schmallenberger Raum geschaut: Nicht zuletzt, weil das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft den Zuschlag für eine Stroke Unit nicht bekommen hat, und weil die Geburtenstation in Altenhundem geschlossen werden soll. So fallen zum Beispiel für Schlaganfall-Patienten, aber auch für Schwangere, Fahrtzeiten von bis zu einer Stunde zum nächsten geeigneten Krankenhaus an - die in Teilen sicherlich auch mit dem Rettungswagen bewältigt werden müssen.
Aber wie ist die rettungsdienstliche Versorgung in Schmallenberg eigentlich? Aktuell gibt es eine Hauptwache, den Standort Bad Fredeburg mit zwei Rettungstransportwagen (RTW), von denen einer nur 12 Stunden am Tag im Dienst ist, und einem Notarzt. Außerdem wird das nördliche Stadtgebiet noch durch einen 12-Stunden-RTW von der Interimswache in Westernbödefeld abgesichert - der Standort wurde zur Einhaltung der Hilfsfrist von zwölf Minuten eingerichtet. Das erklärt Michael Schlüter, stellvertretender Fachdienstleiter Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz.
Warum es in Schmallenberg keine KTWs mehr gibt
„Krankentransportwagen haben wir auf Schmallenberger Stadtgebiet gar nicht mehr stationiert“, so Michael Schlüter. „Das hat sich einfach nicht gelohnt, besonders nach dem Wegfall des Krankenhauses in Bad Fredeburg.“ Die letzten Fahrten, die jetzt doch noch anfallen würden, würden von den KTWs aus Winterberg und Meschede mitgetragen - bei diesen nicht-notfallmäßigen Fahrten ist der längere Anfahrtsweg kein Problem.
In der Notfallrettung ist die Zeit allerdings von größter Wichtigkeit: In 90 Prozent der Fälle müssen die Rettungskräfte spätestens zwölf Minuten nach Absetzen des Notrufs an der Unfallstelle sein, so sieht es das Rettungsdienstgesetz vor. Mit dem einen zentralen Standort ist das jedoch nur schwer zu erreichen. Genau deswegen hat sich der Hochsauerlandkreis schon im letzten Jahr dazu entschieden, den ohnehin renovierungsbedürftigen Standort in Bad Fredeburg zu schließen und stattdessen zwei neue Rettungsdienstwachen zu bauen: Eine in Gleidorf, eine in Gellinghausen.
Die Standorte, so Schlüter, seien optimaler, um möglichst schnell in fast allen Teilen des Stadtgebiets zu sein. In Gleidorf sollen dann zukünftig zwei RTWs, ein Notarzt und ein Tagesdienst-RTW unter der Woche stationiert werden - und auch ein Standort steht mittlerweile fest: Auf der Pferdewiese, einem Baugrundstück direkt an der B511 in Richtung Bad Fredeburg, soll die neue Wache entstehen.
Neue Wache wird größer als erwartet
Und auch in Gellinghausen soll direkt an der L776 eine neue Wache gebaut werden: Standort und Planung standen hier schon länger fest, wurden jetzt aber nochmal überarbeitet. „Wir mussten eh auf einige neue Bauvorgaben reagieren - und als dann der neue Rettungsdienstbedarfsplan kam, haben wir den direkt mit einbezogen“, sagt Michael Schlüter. So können da in Zukunft zwei RTW stationiert werden: Der eine 24-Stunden-RTW wird Samstags und Sonntags durch einen Tagdienst-RTW unterstützt.
Das bedeutet, dass effektiv mehr Rettungswagen auf Schmallenberger Gebiet unterwegs sein werden, sobald der Bau abgeschlossen ist; doch wann das soweit sein wird, steht derzeit noch nicht fest. Die Vorplanung ist zwar abgeschlossen, doch wann mit dem Bau begonnen werden kann, ist noch unklar. „Der HSK hat ein Architekturbüro mit der Planung von sieben Wachen und einem Notarztstandort beauftragt“, erklärt Michael Schlüter. „Wie die Ausschreibungen und der Bau jetzt funktionieren, hängt davon ab, ob und wie viele sich auf die Ausschreibungen melden. Laut dem Architekturbüro kann das vorher nur schwer gesagt werden. Deswegen sind wir alle ganz vorsichtig mit irgendwelchen Prognosen zur Fertigstellung.“
Lesen Sie auch:
- Tourismus: Dieses Schmallenberger Hotel wurde zum 11. Mal ausgezeichnet
- Einzelhandel: „Steine in den Weg“: Ärger um Schmallenberger Automatenkiosk
- Politik: Stadtverband in Schmallenberg? Das sind die Pläne der AfD
Und selbst dann müssen die zusätzlichen Stellen noch besetzt werden: Von derzeit rund 25 Rettungskräften wird das Personal auf rund 37 Personen aufgestockt werden müssen. Für die Besetzung eines Rettungswagens nach gesetzlicher Vorgabe braucht es immer auch mindestens einen Notfallsanitäter oder eine Notfallsanitäterin - eine dreijährige Ausbildung. „Der Fachkräftemangel schlägt natürlich auch bei uns zu“, so Michael Schlüter. So hängt die Neugliederung nicht nur von der Bauzeit ab, sondern auch davon, wann und ob die Stellen besetzt werden können.
Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Meschede in den sozialen Medien:
- Folgen Sie uns auf Facebook: Westfalenpost Meschede
- Bekommen Sie neue Einblicke auf Instagram: @wp_meschede
- Nichts mehr verpassen auf X: @WPMeschede
- Die WP Meschede auf WhatsApp: WP Meschede
- Das tägliche Update per E-Mail: Der WP-Meschede-Newsletter