Meschede. Wenn Kinder von daheim weglaufen, sind die Sorgen groß. Oliver Milhoff von der Polizei HSK kennt solche Fälle zur Genüge. Seine Tipps.
Hunderte Menschen haben sich zuletzt an der Suche nach zwei vermissten Mädchen aus Arnsberg und Meschede beteiligt, indem sie Beiträge über WhatsApp und Facebook geteilt haben. Nach einem Tag kehrten die Freundinnen selbstständig wieder zu Hause auf. Oliver Milhoff ist Opferschutzbeauftragter der Polizei im HSK. Er kennt solche Fälle und kann sich sowohl in die Kinder als auch in die Eltern hineinversetzen, wenn Kinder von Zuhause weglaufen.
Was sind in der Regel die Auslöser, wenn Kinder von Zuhause abhauen?
Auslöser können Konflikte innerhalb der Familie, Missbrauch oder Vernachlässigung sowie Probleme in der Schule sein. Aber auch psychische Gesundheitsprobleme, Sucht und das Unverstanden sein seitens der Eltern können hierbei eine Rolle spielen.
Frühzeitig reagieren können
Gibt es Warnsignale, die Eltern erkennen können?
Aus Elternsicht sollte die Kommunikation mit dem Kind nicht abbrechen, um aufmerksam auf Veränderungen im Verhalten angemessen und frühzeitig reagieren zu können. Warnsignale könnten plötzliche Veränderungen im Verhalten, häufige Konflikte zu Hause und der Rückzug von sozialen Aktivitäten sein. Aber auch unerklärliche Abwesenheiten von zu Hause, plötzliche Veränderungen im Freundeskreis oder unerklärliches Geld oder Wertgegenstände können Signale sein.
„Warnsignale könnten plötzliche Veränderungen im Verhalten, häufige Konflikte zu Hause und Rückzug von sozialen Aktivitäten sein.“
Was halten Sie von Handyortungs-Apps? Sind Sie ein Vertrauensbruch gegenüber den Kindern?
Ich kenne die kontroverse Diskussion. Einige Erziehungsberechtigte sehen solche Apps als gute Möglichkeit, die Sicherheit ihrer Kinder zu gewährleisten, während andere Eltern dies als Vertrauensbruch betrachten. Es ist wichtig, dass Eltern und Kinder offen über die Verwendung solcher Apps sprechen und gemeinsam Regeln festlegen, um Vertrauen zu wahren beziehungsweise zu festigen. Wie so oft liegt es an den individuellen und persönlichen Umständen sowie an der Beziehung zwischen Eltern und dem Kind.
Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind wieder auftaucht?
Ruhig bleiben und einfühlsam reagieren, sind zumeist der Schlüssel zum zukünftigen Miteinander. Zeigen Sie Verständnis für die Gefühle und Gründe, die zum Weglaufen geführt haben könnten. Zuhören ohne zu urteilen und aktiv Unterstützung anbieten!
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Eltern und Kinder?
Neben Jugendämtern, Schulberatungsstellen, den Frauenberatungs- und Familienberatungsstellen gibt es noch viele andere Hilfsorganisationen beziehungsweise Einrichtungen im Kreisgebiet. Die polizeiliche Beratungsstelle ist hier gerne behilflich, den Kontakt herzustellen.
Einfühlsam und unterstützend
Wo tauchen die meisten Kinder wieder auf?
Viele Kinder, die weggelaufen sind, tauchen in der Regel in der Nähe ihres Zuhauses oder bei Freunden oder Verwandten wieder auf.
In welcher Verfassung sind die Kinder: Sind Sie erleichtert, dass sie gefunden worden sind? Oder reagieren sie aggressiv, weil sie nicht wieder zurück nach Hause wollen?
Kinder, die nach einem Weglaufen aufgegriffen werden oder selbst zurückkehren, können in verschiedenen emotionalen Zuständen sein. Ängstlich, verunsichert bis hin zu verwirrt, aber teils auch erleichtert, dass sie gefunden wurden. Um die Bedürfnisse der Kinder in aller Angemessenheit zu berücksichtigen, ist es wichtig, einfühlsam und unterstützend zu sein.
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Wie sinnvoll ist es aus Sicht der Polizei, dass Eltern bereits nach wenigen Stunden mit einem Foto ihres minderjährigen Kindes in den Sozialen Medien suchen? Sind die Kinder dadurch nicht gebrandmarkt?
Es ist wichtig, dass Erziehungsberechtigte die örtliche Polizei verständigen und bei der Suche nach dem Kind kooperieren. Es kann auch hilfreich sein, soziale Medien und lokale Gemeinschaften einzubeziehen, um bei der Suche nach dem vermissten Kind zu unterstützen. Aber bitte nach Absprache mit der Polizei.
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