Nordenau. Das ehemalige Hotel Nordenau wurde vor acht Monaten zur Unterkunft für Geflüchtete. Anwohner berichten: So lebt es sich neben den neuen Nachbarn.
„Als damals klar wurde, dass die Stadt das Hotel kaufen würde, ist hier eine riesige Welle durch den Ort gegangen“, erinnert sich Ortsbeirat Frank Schütte. Es hatte viele Vorbehalte bei den Bewohnern gegeben, die auch im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Schützenhalle sehr deutlich gemacht wurden. Doch trotz des Widerstands setzte die Stadt Schmallenberg die Pläne um: Sie kaufte das ehemalige Hotel „Landhaus Nordenau“, baute es um, und zum Jahreswechsel zogen die ersten Flüchtlinge dort ein.
Mittlerweile leben rund 40 Personen dort, so Sozialamtsleiter Ulrich Hesse - davon 18 Kinder. Die Menschen kommen aus der Türkei und aus der Ukraine, ein paar Georgier sind auch dabei. „Das ist ein Novum, dass hier nur so wenige Nationalitäten leben“, gibt Ulrich Hesse zu. „Das haben wir in keiner anderen Unterkunft.“ Das sei zum großen Teil den passenden Zuweisungen zuzuschreiben, aber eben auch den Absprachen mit den Bürgern.
Die wurden getroffen, als klar wurde, dass der Widerstand nichts bringen würde, so Frank Schütte. „Wir wollten, dass möglichst viele Familien hier untergebracht werden - und dass wir erfahren, wer wann einzieht, zumindest im Rahmen des Möglichen.“ Außerdem wurden an den Balkonen ein Sichtschutz angebracht - um die Privatsphäre der direkten Anwohner zu schützen. Schütte betont, dass die Kommunikation mit der Stadt hier sehr gut und verlässlich gewesen sei.
Viel Verständnis für das Verhalten der Geflüchteten
Eine direkte Nachbarin der Unterkunft ist Maria Gnacke. Auch sie hat sich im letzten Jahr erst gegen die Flüchtlingsunterkunft direkt nebenan gewehrt. „Wir hatten Angst - wir wussten ja nicht, was kommt.“ Jetzt leben die Geflüchteten seit acht Monaten neben ihr. Und vor allem eins hat sie mitgenommen: Ganz viel Verständnis. „Die erwachsenen Flüchtlinge trauen sich kaum, Deutsch zu sprechen - aber das täten wir in einem fremden Land vermutlich auch“, sagt sie zum Beispiel.
Und genau das fasst die Situation in Nordenau eigentlich zusammen: „Es ist nicht alles rosarot, bei aller Liebe nicht“, macht Frank Schütte deutlich. „Aber es regelt sich.“ Man müsse sich daran gewöhnen, dass das Leben der Geflüchteten draußen stattfindet: Oft spielen die Kinder den ganzen Nachmittag in der Sackgasse Sonnenpfad, die Anwohner haben sich jetzt also daran gewöhnt, noch vorsichtiger durch ihre enge Straße zu fahren. Oft wird es abends erst lebendig, weil die Gruppen sich um 19 Uhr zum gemeinsamen Abendessen treffen. „Das riecht immer so gut, wenn sie kochen“, schwärmen Maria Gnacke und Eva Schütte, Ehefrau von Frank Schütte und ebenfalls im Ortsbeirat tätig.
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Klare Absprachen helfen beim Miteinander
Doch auch in diesen Situationen brauchte es Absprachen, die zwischen den Anwohnern und den Geflüchteten getroffen wurden: Keine Fahrräder, Roller, Spielsachen auf der Straße; kein Lärm nach 22 Uhr. „Probleme gibt es überall da, wo Menschen aufeinandertreffen“, sagt Maria Gnacke. Eva Schütte pflichtet ihr bei: „Meine Mutter hat früher auch wütende Anrufe bekommen, was wir so angestellt haben.“
Am wichtigsten: Die Kommunikation. „Die Sprachbarriere ist das größte Problem“, sagt Eva Schütte. Man kommuniziere zwar mit Händen und Füßen oder mit dem Google-Übersetzer, doch das macht manche Dinge nicht einfacher. „Die Bewohner der Unterkunft sollen unbedingt zu uns kommen, wenn sie Probleme haben - und das tun sie auch. Aber das braucht wegen der sprachlichen Barriere Überwindung.“
Sprache als größter Problempunkt
Deswegen sind Sprach- und Integrationskurse auch so wichtig - das ist allen Beteiligten klar. Doch die Situation ist angespannt, Bund und Land geben nicht genug; erst kürzlich hatte die Stadt beschlossen, weitere Gelder in Integrationskurse zu investieren. „Die Kinder haben viel weniger Probleme, Deutsch zu sprechen“, sagt Frank Schütte. „In der Schule werden sie ja ganz anders gefördert als die Erwachsenen.“ Da würden die Anwohner sich - trotz allen Verständnisses - manchmal etwas mehr Initiative von den Erwachsenen wünschen.
„Die machen keinen Urlaub hier - auch, wenn sie den Ausblick hier genießen, wenn sie ankommen. Die haben eine Menge hinter sich, und wir sind ein Schritt auf ihrem Weg in ein neues Leben. Wir hoffen einfach, dass wir ihnen zumindest ein bisschen was Gutes mit auf den Weg geben können.“
Aber ihnen ist auch klar: „Die machen keinen Urlaub hier - auch, wenn sie den Ausblick hier genießen, wenn sie ankommen. Die haben eine Menge hinter sich, und wir sind ein Schritt auf ihrem Weg in ein neues Leben. Wir hoffen einfach, dass wir ihnen zumindest ein bisschen was Gutes mit auf den Weg geben können“, sagt Frank Schütte. So helfen sie, wo sie können, und haben den Geflüchteten schon Fahrräder und Bekleidung organisiert.
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Die Flüchtlingsunterkunft in Nordenau ist nicht so schlimm, wie die Anwohner es sich vorgestellt haben - aber trotzdem anders als das Leben vorher. „Wenn alle mitmachen, kann was draus werden“, sind sie sich einig. „Mit Blick auf unsere Einwohnerzahl leistet Nordenau nun einen großen Beitrag zur Flüchtlingsunterbringung und wir hoffen, dass in Zukunft keine zweite Unterkunft im Ort entsteht. Denn das würde uns sicherlich überfordern.“
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