Fleckenberg/Jagdhaus. Von den geplanten Windenergiebereichen bei Fleckenberg weiß kaum jemand. Stefan Wiese-Gerlach will aufklären, aber die Zeit drängt.

Die im Regionalplan festgelegten Windenergiebereiche sollen die einzigen sein, in denen auf Schmallenberger Stadtgebiet Windräder aufgestellt werden dürfen - das hat die Stadt schon Anfang des Jahres deutlich gemacht. Aktuell ist Windenergie immer wieder ein Thema in der Politik: Vor allem den Bezirk Bödefeld hat es hart getroffen, dort gibt es nicht nur auf Schmallenberger Stadtgebiet, sondern auch in unmittelbarer Nähe viele Flächen, die in die Bedarfsplanung mit einfließen.

Doch nicht nur dort sammeln sich die Flächen: Auch zwischen Lenne, Jagdhaus und Fleckenberg sollen drei Windenergiebereiche entstehen. Jeweils zwölf bis 20 Hektar groß, könnten drei bis vier Windkraftanlagen pro Fläche auf dem Drommberg, dem Kippesberg und dem Schneisberg entstehen. Dagegen kann man sich jetzt noch wehren - oder zumindest dazu Stellung beziehen.

Windenergiebereiche zur Diskussion - aber nicht alle wissen davon

Die 19. Änderung des Regionalplans Arnsberg, Teilabschnitt Kreis Soest und Hochsauerlandkreis, soll die Windenergiebereiche in den beiden Kreisen abbilden: Flächen, die gemäß Windenergieflächenbedarfsgesetz vom Land NRW bereitgestellt werden, um dort Windenergie zu erzeugen. Aktuell befindet sich das Verfahren im Beteiligungsverfahren: Alle Menschen dürfen zu der Regionalplanänderung Stellung beziehen - unter anderem auch betroffene Bürger.

Hotelier Stefan Wiese-Gerlach setzt sich für die Information von Bürgerinnen und Bürgern ein.
Hotelier Stefan Wiese-Gerlach setzt sich für die Information von Bürgerinnen und Bürgern ein. © WP | Laura Nowicki

Davon scheinen allerdings nicht alle gewusst zu haben. Das stellt Stefan Wiese-Gerlach, Besitzer des Jagdhauses Wiese, fest, als er zu einer gemeinsamen Stellungnahme aufruft. „Ganz viele wussten von gar nichts, als wir sie angesprochen haben“, erzählt er. Mittlerweile haben die Bürger des kleinen Ortes eine gemeinsame Stellungnahme abgegeben: Sie haben Angst vor Lärmbelästigung, vor Schlagschatten und Infraschall und sorgen sich um die Artenvielfalt und Biodiversität.

Beteiligungsverfahren

Noch bis zum 12. Juli können Bürger, Anwohner, Firmen, Städte und Gemeinden in der Bürgerbeteiligung zur 19. Änderung des Regionalplans eine Stellungnahme abgeben. Alle Informationen rund um die Regionalplanänderung inklusive aller geplanten Windenergiebereiche gibt es auf url.nrw/bra_so-hsk_19 - dort kann auch gleich digital eine Stellungnahme abgegeben werden.

„Ich wundere mich, dass noch kein größerer Aufschrei durch die Bevölkerung der Dörfer Fleckenberg und Jagdhaus angesichts der geplanten massiven Veränderung unseres direkten Lebensumfeldes gegangen ist“, sagt Anwohner Oliver Glöckner, der ein Ferienhaus in Jagdhaus besitzt. „Ich glaube, die meisten haben gar nicht mitbekommen, was hier gerade passiert!“ Er lebt mit Hauptwohnsitz im Raum Erwitte, und nennt sich ein „gebranntes Kind“, wenn es um Windenergie geht. Denn nicht nur die direkten Auswirkungen auf die Bewohner seien schlimm, nein: Die Wertminderungen der Immobilien durch Windkraftanlagen in unmittelbarer Nähe zu den Häusern sei nicht zu unterschätzen.

Hotel Jagdhaus könnte schwer getroffen werden

Doch auch das Hotel Jagdhaus Wiese könnte von der Nutzung dieser Windenergiebereiche schwer getroffen werden. In einer Umfrage von Centouris aus 2022, beauftragt von der IHK Arnsberg, ging es um die Einwirkung von Windkraftanlagen auf Touristen und das Sauerland als touristisch geprägte Region. Dort zeigt sich: Rund 18 Prozent der Befragten würden sich nicht mehr für das Sauerland entscheiden wollen, wenn Windräder prominent an Aussichtsorten, Wanderrouten oder Talsperren stünden.

Eine Luftansicht des Jagdhauses Wiese - schon bald könnten hier am Horizont bis zu 250 Meter hohe Windräder stehen.
Eine Luftansicht des Jagdhauses Wiese - schon bald könnten hier am Horizont bis zu 250 Meter hohe Windräder stehen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

„Das ist eine relevante Größe“, macht Stefan Wiese-Gerlach deutlich. „Wenn wir 18 Prozent weniger Gäste haben, dann können wir schließen.“ Besonders die Fläche am Schneisberg liegt nah an Jagdhaus, genau einen Kilometer davon entfernt. „Wir gucken da nicht direkt drauf“, erklärt der Hotelier. „Aber durch die vielen Kahlschlagsflächen und die Größe des Windrads würde man das sofort sehen.“ Deswegen hat er auch noch eine zweite Stellungnahme aufsetzen lassen, gemeinsam mit einem Fachanwalt, der die rechtlichen und touristischen Bedenken in einem Schreiben geschildert hat.

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Gleichzeitig setzt sich Wiese-Gerlach jetzt dafür ein, dass die Menschen in Fleckenberg, Jagdhaus und auch darüber hinaus über das Beteiligungsverfahren informiert werden. Dabei ist es ihm eigentlich egal, wie man zu Windenergie steht, sagt er - Hauptsache, man wusste von seiner Möglichkeit, eine Stellungnahme zur Regionalplanänderung abzugeben. „Wir müssen die Leute wachrütteln“, sagt er deutlich.

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