Schmallenberg. Die Hänge im Schmallenberger Sauerland leuchten voll pinker Blüten. Was den Fingerhut ausmacht - und wo man sie gut fotografieren kann.

Er ist wunderschön, weit verbreitet - und ziemlich giftig. Der Fingerhut macht sich breit auf den Hängen des Schmallenberger Sauerlands, und sorgt dabei für ganz neue Anblicke. Manche nennen es schon die „lila Berge“: Ganze Bereiche, dort, wo nach dem Borkenkäferbefall nur noch Kahlflächen übrig sind, erstrahlen von Juni bis August in leuchtendem Lila.

Neu ist das nicht wirklich - den Fingerhut gab es in der Gegend eigentlich immer schon, erklärt Lisa Feldmann-Schütte, Stadtförsterin in Schmallenberg. „In diesem Jahr sind die Wachstumsbedingungen aber ideal.“ Durch den vielen Niederschlag sind die Böden gut durchfeuchtet, das mag der Fingerhut - außerdem liebt er sonnige Standorte ohne großen Schattenwurf und saure Böden.

Kalamitätsflächen als Lebensraum für Fingerhut

Das bieten die Kahlschlagflächen im Sauerland zuhauf; und deswegen breitet er sich auf den weitläufigen Flächen aus, die nach dem Borkenkäferbefall der letzten Jahre gerodet wurden. „Da ist er sowas wie eine Pionierpflanze“, erklärt Lisa Feldmann-Schütte. Der Rote oder Purpur-Fingerhut gehört zu den Wegerichgewächsen, die vor allem im Mittelmeerraum vorkommen, so der Nabu. Die Stängel werden einen bis anderthalb Meter groß und tragen 50 bis 100 Blüten - die sind bei Hummeln und Bienen besonders beliebt.

Wie ein lilafarbener Teppich breitet sich der Fingerhut aus.
Wie ein lilafarbener Teppich breitet sich der Fingerhut aus. © Laura Gipperich | Laura Gipperich

Gemeinsam mit Himbeere und Holunder bietet der Fingerhut eine gute Grundlage, damit die Pioniergehölze, wie zum Beispiel Birke und Eberesche, auf den Kalamitätsflächen wieder wachsen können - wenn die allerdings hoch kommen nach drei bis vier Jahren und dem Fingerhut die Sonne nehmen, wird er nicht mehr so weit verbreitet sein wie jetzt.

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Sie ist "die Neue" im Revier: Lisa Feldmann-Schütte (30) ist die neue Försterin der Stadt Schmallenberg. © WP | Katharina Kalejs

„Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Lisa Feldmann-Schütte. Denn natürlich seien die Fingerhuthänge wunderschön anzusehen, aber eben auch ein Zeichen dafür, wie viele Kahlschlagflächen der Wald im Schmallenberger Sauerland verkraften muss. Aktuell genießt sie aber den Anblick, verrät sie - zum Beispiel bei einer Wanderung zwischen Oberkirchen und Almert oder am Wilzenberg. Dort kann man von den Anhöhen aus oft Blicke auf die „lila Berge“ ergattern.

Tourismus profitiert: Lila Berge begeistern

Diese begeistern auch einige Touristen und Wanderfreunde ins Schmallenberger Sauerland, verrät Katja Lutter, Geschäftsführerin vom Schmallenberger Sauerland-Tourismus. Eine besondere Wanderroute oder spezielle Foto-Spots für den Fingerhut gibt es nicht - das liegt daran, dass die Fingerhutwiesen so verbreitet sind, dass man sich gar nicht bemühen müsste, sie zu suchen. „Wir fragen einfach, wie weit und wie anspruchsvoll man wandern möchte, um Fingerhutwiesen zu sehen“, sagt Tanja Sommer vom Gäste-Service.

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Doch wer die Fingerhutwiesen besuchen und fotografieren möchte, sollte Vorsicht walten lassen: Denn die Pflanze ist hochgiftig. Das erklärt Werner Schubert, Leiter der Biologischen Station im Hochsauerlandkreis. „Man sollte diese Pflanzen nicht anfassen, empfindliche Menschen können schon erste Wirkungen spüren, wenn sie die Schnittfläche nur berührt haben“, so Schubert. Alle Pflanzenteile seien giftig - laut Nabu können schon einige Bissen reichen, um einen Menschen zu töten. Das Gift der Pflanze kann die Herzfrequenz verlangsamen oder sogar zum Herzstillstand führen.

Also: Loswandern, angucken, fotografieren - ja! Anfassen - nein.

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