Schmallenberg. Der hausärztliche Notdienst für Meschede, Eslohe und Schmallenberg wechselt an einen neuen Standort. Warum das lange überfällig war.
„Das wurde aber auch wirklich höchste Zeit!“ Dr. Katja Köhler, Hausärztin aus Schmallenberg, ist froh über den neuen Standort der hausärztlichen Notdienst-Praxis. „In allen größeren Städten findet der Notdienst der Hausärzte an oder in den Krankenhäusern statt.“ Endlich habe sich die Kassenärztliche Vereinigung auch in Schmallenberg zu diesem Schritt entschlossen. Der alte Standort in Bad Fredeburg war vielen Medizinern schon lange ein Dorn im Auge.
Neuer Standort ab dem 24. Februar
Ab Samstag, 24. Februar, fahren sie und die Patienten, die den hausärztlichen Notdienst in Anspruch nehmen wollen, nach Grafschaft ans Fachkrankenhaus. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, davon sind Ärzte und Funktionäre überzeugt.
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Auch Mescheder Ärzte betroffen
Auch Dr. Gisbert Breuckmann, Hausarzt aus Freienohl und Vorsitzender der Ärztekammer Westfalen-Lippe im Verwaltungsbezirk Arnsberg, hatte seit längerem für die Verlegung votiert. Und das, obwohl er selbst nun noch weiter fahren muss. Denn auch die Mescheder Hausärzte leisten ihren Notdienst in Schmallenberg - bisher in Bad Fredeburg und jetzt in Grafschaft.
Standort Bad Fredeburg war immer schon schlechte Lösung
Der Grund: „Wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass man stundenlang in Bad Fredeburg saß und kein Patient kam“, berichtet Dr. Christian Berndt. „Das waren schreckliche Dienste und der Standort immer schon eine schlechte Lösung.“ Der Mediziner ist Chefarzt im Fachkrankenhaus, aber dort als Kardiologe auch angestellter Arzt im MVZ. In dieser Funktion leistet er auch hausärztlichen Notdienst. „Die Zeit, die man in Bad Fredeburg verbrachte, rechnete sich meist einfach nicht“, ergänzt Katja Köhler.
Hausärzte zahlen die Fixkosten
Das ist umso ärgerlicher, da die Hausärzte mit einer Pauschale die Fixkosten wie Raummiete, Energie und Medizinische Fachangestellte für den Notdienst finanzieren müssen, aber - zumindest im Tagdienst - nur über die Anzahl der versorgten Patienten Einnahmen erzielen. Am Krankenhaus ist es jetzt zwar genauso, man hofft aber auf Synergieeffekte. Viele Patienten, die beispielsweise mit einer Harnwegsinfektion den hausärztlichen Notdienst brauchen, fahren direkt ins Krankenhaus. Andere setzen sich mit Symptomen eines Herzinfarktes erstmal in die Hausarztpraxis. Im Fachkrankenhaus liegen die Anmeldungen für Notfallambulanz und hausärztlichen Notdienst direkt gegenüber. In Zukunft kann das auf dem kleinen Dienstweg richtiggestellt werden.
Wenige Umbauten nötig
Nur wenige Umbauten waren für die Einrichtung der Notdienst-Praxis nötig. Die Warteräume beispielsweise werden gemeinsam genutzt. Die Experten für internistische Notfälle arbeiten nur wenige Zimmer weiter und können den Kollegen im Zweifel bei Fragen auch helfen. Denn den hausärztlichen Notdienst leisten auch Fachärzte, die im Alltagsgeschäft nicht mit der Bandbreite einer hausärztlichen Praxis vertraut sind. „Auch für die Patienten wird es deutlich angenehmer, sie müssen nicht fahren, wenn doch die Behandlung im Krankenhaus empfohlen wird, sondern nur über den Flur gehen“, sagt Berndt.
Seit Jahren ein Thema
Dass auch die Zusammenarbeit von Krankenhaus und Hausärzten sich verbessert, davon ist Stefan Schumann, Geschäftsführer des Fachkrankenhauses, überzeugt. „Die Ärzte lernen unser Haus kennen und sehen, was wir alles anbieten.“ Schon vor Jahren habe er das erste Mal versucht, den hausärztlichen Notdienst ans Fachkrankenhaus zu holen. „Doch damals wollte die KVWL noch nichts davon wissen. Es hieß, man habe in Bad Fredeburg gerade alles frisch renoviert.“
Nach der Schließung des St.-Georg-Krankenhauses hatten dort Räume zur Verfügung gestanden. Man wollte den Ort als medizinisches Zentrum weiter unterstützen. Michael Eiloff, Vorsitzender des Bezirksausschusses Bad Fredeburg, bedauert daher den Weggang. „Ganz klar, es ist ein Verlust für unseren Klinikstandort“, sagt er. Auch ein hausärztlicher Notdienst habe die Infrastruktur bereichert.
HINTERGRUND: Kontakt, Zeiten und Ort der Notfallpraxen in Grafschaft und Winterberg
Zu finden ist die KVWL-Bereitschaftsdienst-Praxis Schmallenberg ab 24. Februar dann an der Annostraße 1 , Krankenhaus-Haupteingang, in Grafschaft. Sie ist dort samstags, sonntags und feiertags von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Kernsprechstunden sind von 10 bis 12 und von 16 bis 18 Uhr. Umzugsbedingt erhält die Notfallpraxis ab dem 22. Februar folgende Rufnummer 02972 – 7914040.
Entscheidend bleibt allerdings weiterhin, dass die Bürgerinnen und Bürger im Akutfall und außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten zunächst den Weg über die Patientenservice-Hotline 116 117 gehen, „sie ist eine der wichtigsten Schnittstellen in der Notfallversorgung“, sagt Dr. Hans-Heiner Decker, KVWL-Bezirksstellenleiter.
Die KVWL-Bereitschaftsdienst-Praxis Winterberg, Franziskusstraße 2-4, ist seit dem 1. Februar zudem montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 22 Uhr geöffnet, außerdem mittwochs und freitags von 13 bis 22 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 8 bis 22 Uhr. Weitere Informationen zu den ärztlichen Bereitschaftsdiensten sowie zu den Öffnungszeiten finden Bürgerinnen und Bürger unter www.kvwl.de/notfalldienst.
Weitere Notdienstpraxen finden sich hier:
Die KVWL verweist ausdrücklich darauf: „Patienten, die sich in einer lebensbedrohlichen Notfallsituation befinden, sollten sich umgehend an die Rettungsleitstelle unter der Telefonnummer 112 wenden.“