Schmallenberg. Tourismus-Chefin Katja Lutter im Interview: Warum Tourismus ohne die Schmallenberger nicht funktioniert und was die Leute begeistert.
Tourismus spielt in Schmallenberg eine große Rolle. Das ist wenig überraschend. Aber ohne die Bewohnerinnen und Bewohner der Schmallenberger Orte hätte der Tourismus in der Region keine Chance - das weiß auch Katja Lutter, Geschäftsführerin des Schmallenberger Sauerland Tourismus. Ein Gespräch über modernen Tourismus im Jahr 2024 und die Bedeutung der Dorfgemeinschaften im Schmallenberger Sauerland.
Frau Lutter, ganz zu Beginn: Wie war das erste Halbjahr für die Tourismusbranche?
Insgesamt wohl gut, etwa auf dem Niveau vom Vorjahr. Aber die Entwicklung ist nicht kontinuierlich, sondern sehr auf und ab: Januar und Februar waren nicht so gut, es fehlte einfach der Schnee. Der März mit den Osterferien war wirklich gut, sogar besser als im Vorjahr - und der April war wohl wieder zu nass. Das hat der Mai dann aber wieder rausgerissen: Das gute Wetter und die vielen langen Wochenenden haben hier einen richtigen Aufschwung gegeben.
Sie sprechen vom fehlenden Schnee. Stimmt es, dass das Schmallenberger Sauerland insgesamt eher eine Winter-Destination ist?
Nein, absolut nicht. Wir hatten schon immer Sommergäste, die zum Wandern herkommen oder zum Fahrradfahren. Das Schmallenberger Sauerland besticht mit viel Landschaft und vielfältigen Angeboten - das ganze Jahr über. Das Schmallenberger Kinderland, ein Zusammenschluss aus verschiedenen Schmallenberger Ferienhöfen, die sich auf Familienurlaub spezialisiert haben, hat jetzt sein 25-Jähriges Bestehen gefeiert, und auch für die Wanderurlauber arbeiten die Gastronomen und Hoteliere schon seit rund 20 Jahren zusammen.
Schmallenberger Sauerland im ganzen Jahr beliebt
Gibt es denn eine Jahreszeit, die besonders beliebt ist?
Das kann ich pauschal nicht beantworten - das kommt auf das Segment an. Familienurlaube sind natürlich besonders während der Ferien beliebt, Wanderurlaube eigentlich das ganze Jahr über. Aber auch der Wellness-Urlaub-Bereich wird immer stärker; Hotels mit einem guten Wellnessbereich stellen fest, dass auch die sonst schwierigen Monate November und Dezember damit gefüllt werden können. Wir sind eher wetterabhängig: Wenn das Wetter schlecht ist, fährt man nicht zum Wanderurlaub, wenn der Schnee ausbleibt, nicht in eine Wintersportregion - das hat sich ja auch dieses Jahr schon gezeigt. Was ich sagen kann: Am meisten ziehen wir Kurzurlauber an, die etwa drei bis vier Nächte bei uns bleiben.
Werden die Touristen dann nicht auch manchmal zum Problem? Man kennt es aus anderen Urlaubsregionen: Die Einheimischen sind eher genervt von den Touristen und würden sich oft etwas mehr Ruhe wünschen.
Allen recht machen können wir es sicher nicht. Aber unser großer Vorteil ist, dass sich bei uns die touristischen Angebote auf die große Stadtfläche verteilen. Die Gastgeber sind dazu noch meistens fest in den Dörfern verwurzeln, engagieren sich in der Dorfgemeinschaft und sind natürlich auch ein starker Arbeitgeber - da kennt eigentlich jeder jemanden, der in der Tourismusbranche arbeitet. Und unsere Verkehrsvereine sind oft auch mit Dorfvereinen gleichzusetzen - sie profitieren von den Einnahmen durch unser Gästekarten-System und können so den Dorfbewohnern etwas zurückgeben. Außerdem bringen sich immer mehr Einheimische auch in die touristischen Angebote ein.
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Wie genau funktioniert das?
Wir haben zum Beispiel das Angebot „HeimatFreu(n)de“ - das ist besonders niederschwellig, und bietet verschiedene Angebote, die eben auch von Einheimischen organisiert werden. Da kann man zum Beispiel Fotografie-Tipps bekommen von Klaus-Peter Kappest oder Stefan Schwope, das ist aktuell sehr beliebt. Oder man geht mit einer jungen Jägerin auf Pirsch; wir haben aber auch eine Dame, die etwas über die Hexenverfolgung in Oberkirchen erzählt bei einem Rundgang durch das Dorf. Die Anwohner steuern die Angebote, die jeweils für kleine Gruppen von einer handvoll Menschen ausgelegt sind; da kommen sie oft auch in ganz engen Kontakt mit den Gästen. Beide Seiten berichten uns immer wieder von ganz besonderen Begegnungen.
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