Hochsauerlandkreis. Die Jagd auf Raubtiere ist wohl eins der kritischsten Themen der Jagd - auch im HSK. Warum das so ist und warum das nicht richtig ist.
Im Wald leben die verschiedensten Tiere nebeneinander. Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen, dass Kaninchen und Füchse manchmal einen Bau teilen; aber in Wahrheit wird es im Wald nicht immer so friedlich ablaufen. Denn die Raubtiere fressen Fleisch, und sie machen Jagd auf Beutetiere, um an es dranzukommen. Grundsätzlich ist das die natürliche Ordnung.
Doch in einer von Menschen geprägten Welt fehlt es oft an einem Teil der Prädatoren, der andere Tiere zur Nahrungsaufnahme nutzt und dabei meist tötet. Hier im Hochsauerland zum Beispiel mangelt es an Raubtieren, die auf die großen Wildarten Jagd machen. Da kommt der Jäger ins Spiel: Denn in ihrer Hegepflicht geht es eben darum, die Bestände so zu regulieren, dass die Tiere gesund leben können und weder sich selbst noch der Natur übermäßig schaden.
Warum für die Raubtierjagd das Verständnis fehlt
Genau dadurch kommen die Jäger aber immer wieder in Verruf, weiß Ansgar Wulf, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft für den Altkreis Meschede. „Wenn wir Jagd auf Reh und Wildschwein, ja sogar auf Ente und Gans machen, besteht noch ein gewisses gesellschaftliches Interesse, schließlich kann man das Fleisch ja essen“, erklärt Ansgar Wulf. „Aber wenn es dann an die Raubwildjagd geht, fehlt oft jedes Verständnis.“
Viele verschiedene Raubtierarten leben in den Wäldern im Hochsauerlandkreis, angefangen bei verschiedenen Marderarten und natürlich dem Fuchs, aber auch der Waschbär als invasive Art hat sich mittlerweile ausgebreitet und wurde ins Landesjagdgesetz aufgenommen. „Bei den Füchsen und den Waschbären gibt es immer wieder Räude- und Staupe-Pandemien“, erklärt Ansgar Wulf. „Das zeigt, dass die Population eigentlich zu groß geworden ist.“
Die Raubtierarten werden also nicht nur gejagt, um die Beutetiere zu schützen, sondern auch, um sie selbst zu schützen. Leicht ist das nicht immer. „Die Baujagd zum Beispiel soll immer wieder aus Tierschutzgründen verboten werden“, erklärt Ansgar Wulf. „In NRW wurde das Verbot in der Vergangenheit tatsächlich einmal durchgesetzt, dann aber über regionale Ausnahmegenehmigungen aufgeweicht, sprich: Im Münsterland war es erlaubt, in weiten Teilen des Sauerlandes nicht. Da sorgen irgendwelche ideologischen Ansätze für ganz unsinnige Begründungen.“
Was der Wolf mit alldem zu tun hat
Sorgenvoll blickt Ansgar Wulf auch auf die Ausbreitung des Wolfes: In den letzten Monaten häufen sich die Sichtungen in der Region. Inzwischen soll er im Arnsberger Wald heimisch sein. Die Wolfssichtungen in Meschede und Schmallenberg hingegen weisen eher auf einen Wolf „auf Durchreise“ hin. „Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis er sich bei uns weiter verbreitet. Wir werden ihn nicht mehr los.“
Doch nur, weil es dann ein Raubtier gibt, welches ein natürlicher Feind für Reh und Hirsch ist, hieße das nicht, dass der Wolf diese Bestände ebenso regulierend bejagen würde wie der Mensch. „Dafür wird er für uns die Jagd aber deutlich erschweren.“ Wildschweine werden sich in größeren Gruppen zusammenschließen und aggressiver reagieren - womöglich auch gegenüber der Jagdhunde. Rotwild neigt auch dazu, sich in großen Gruppen zusammenzuschließen, um sich vor dem Raubtier zu schützen, Rehwild wird „heimlich“, versteckt sich also noch mehr. „Es ist tatsächlich zu befürchten, dass Wildschäden im Wald mit der Anwesenheit des Wolfes eher steigen.“
Diskussionen auf neutraler Ebene nötig
Ansgar Wulf findet: „Fakt ist, die Diskussion um den Wolf muss erst auf eine neutrale Ebene zurückfinden, und dann muss man eine Regelung zur Ausbreitungskontrolle finden.“ Als Beispiel nennt er Schweden: Dort wurden 2023 bei circa 460 vorkommenden Wölfen 75 Abschusslizenzen erteilt. In Deutschland liegt laut Deutschem Jagdverband der Bestand bei etwa 2500 bis 3000 Wölfen.
„Damit der Staat aber überhaupt Jäger für den Abschuss von Problemwölfen findet, müssen die Rahmenbedingungen passen“, erklärt er. „Wird z.B. die Identität der beteiligten Jäger öffentlich, müssen diese mit Bedrohungen von Jagdgegnern rechnen.
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Doch die Raubtierbejagung gehört genauso zur Aufgabe eines Jägers wie die Aufklärung über den Naturschutz. „Bei uns heißt es immer: ‚Aus Sicht der Tiere ist nicht gefressen werden besser als schöner wohnen‘.“ Lebensraumverbesserungen für Hase und Co. seien immer gut, die Qualität des Lebensraumes messe sich aber auch am Prädationsdruck. Intensiv das Raubwild zu bejagen, bringe unter Umständen mehr Erfolg, als einen Kilometer Hecke zu pflanzen.
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