Meschede. Ein Hamburger Albtraum wandelt sich zur Warnung für Meschede: Identitätsdiebstahl über das Internet ist ein gefährlicher Trend.

Eine Nacht im März 2019. Einer Verwaltungsangestellten aus Hamburg wird das Portemonnaie und das Handy geklaut. Aus dem Taschendiebstahl entwickelt sich schnell ein Alptraum. Auf einmal flattern Rechnungen ins Haus, ohne etwas bestellt zu haben und auch Ausweise und Kredite werden beantragt. Von einem Fremden. Auch Jahre später noch.

Über 100 Fälle im Jahr

Was in der Berichterstattung so fern scheint, kann aber auch Menschen in Meschede ereilen. „Identitätsdiebstahl kann jeden treffen, der sich im Internet bewegt“, so Polizeisprecherin Laura Burmann gegenüber dieser Redaktion. Die jüngste Kriminalitätsstatistik zeigt: Auch im HSK werden fleißig Identitäten gestohlen.

150 Fälle werden in der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2023 unter „digitaler Identitätsdiebstahl“ geführt. Der Anteil der Fälle mit ausländischer Beteiligung ist mit 120 Fällen sehr hoch. Doch wie schaffen es die Täter eine ganze Identität zu erbeuten?

Eine Unachtsamkeit kann Folgen haben

„Es kommt vor, dass Täter an Fotos des Personalausweises des späteren Geschädigten kommen“, erklärt Burmann. Solche Bilddaten sind im Darknet heiße Ware. Ins Internet gelangen die Fotos des sensiblen Dokuments beispielsweise, wenn Kunden sich für Internetgeschäfte authentifizieren wollen, erläutert Burmann.

Laura Burmann ist Pressesprecherin bei der Polizei im Hochsauerlandkreis.
Laura Burmann ist Pressesprecherin bei der Polizei im Hochsauerlandkreis. © Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis | Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis

Die Sprecherin benennt aber noch weitere Einfallstore: „Eine weitere Vorgehensweise ist das Aufbringen von Schadsoftware auf die Geräte der Opfer, wodurch Daten abgefangen werden können. Weiterhin nutzen Täter falsche Web-Shops und verfälschte E-Mails, um Daten von potenziellen Opfern zu erlangen.“

Möglichkeiten beinahe unendlich

Was mit personenbezogenen Daten möglich ist, zeigt der Fall aus Hamburg: neuer Personalausweis, neuer Reisepass, Konto leergeräumt, zahlreiche Bestellungen an unbekannte Adressen, Kredite beantragt. Was noch möglich wäre, möchte man sich gar nicht vorstellen.

„Informieren Sie Freunde und Bekannte über den Datendiebstahl, damit diese in Zukunft Nachrichten von Ihnen oder angebliche Beiträge in sozialen Medien kritisch prüfen.“

Laura Burmann
Pressestelle der Polizei im Hochsauerlandkreis

Betroffene sollten sich an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. „Das ist auch aus Haftungsgründen zu empfehlen“, so Burmann. Sie empfiehlt auch, die eigenen Geräte mit Anti-Viren-Software zu überprüfen und alle Passwörter zu ändern. Burmann weiter: „Informieren Sie Freunde und Bekannte über den Datendiebstahl, damit diese in Zukunft Nachrichten von Ihnen oder angebliche Beiträge in sozialen Medien kritisch prüfen.“

Kontoauszüge sind gute Indizien

Auch die Kontoauszüge und Kreditkartenabrechnungen solle man über eine längere Zeit genauer überprüfen. „Die Polizei prüft im Rahmen Ihrer Ermittlungen die Daten auf dem Identitätsausweis. Hier kann erkannt werden, ob das Foto vom Ausweis nachträglich verfälscht wurde. Es kann auch ermittelt werden, ob die dargestellte Person bereits eine Anzeige wegen Identitätsdiebstahls erstattet hat und die Täter seit geraumer Zeit immer wieder die Personaldaten missbräuchlich einsetzen“ erklärt Burmann das Vorgehen der Ermittler.

Ein Polizist schaut auf einem Smartphone: Cyberkriminalität mit Identitätsdiebstahl kommt auch im Hochsauerlandkreis vor.
Ein Polizist schaut auf einem Smartphone: Cyberkriminalität mit Identitätsdiebstahl kommt auch im Hochsauerlandkreis vor. © dpa | Julian Stratenschulte

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Man kann sich schützen

Doch wie können sich Internet-Benutzer schützen? Burmann: „Seien Sie zurückhaltend bei der Veröffentlichung persönlicher Daten in sozialen Netzwerken und prüfen Sie regelmäßig die Privatsphäre-Einstellungen Ihrer Accounts. Zudem sollten Sie nur sichere Netzwerke verwenden und keine persönlichen Daten über öffentliche WLAN-Hotspots senden. Sicherer ist es, VPNs zu nutzen, um den Datenverkehr zu schützen. Regelmäßig sollte Internetnutzer Ihre Konten bzw. Kontoauszüge auf Unregelmäßigkeiten prüfen. Die Polizei weist Bürgerinnen und Bürger darauf hin, nur starke Passwörter zu benutzen und den Schutz Ihrer Accounts, wann immer möglich, mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung zu verstärken.“

Blick auf die Polizeiwache in Meschede: Auch hier kommt es immer wieder zu Ermittlungen wegen Identitätsdiebstahls.
Blick auf die Polizeiwache in Meschede: Auch hier kommt es immer wieder zu Ermittlungen wegen Identitätsdiebstahls. © WP | Ute Tolksdorf

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